Niederlande, Tag 2: Enkhuizen – Zuiderzeemuseum / Medemblik – Molenpop

Trotz der anstrengenden Fahrt war die Nacht um 7:30 Uhr vorbei. Wir Großen noch ordentlich müde, die Kinder mopsfidel. Ich probierte die Dusche aus und war nur mäßig begeistert. Ich konnte nicht herausfinden, wie man die Temperatur regelt und aller 5 Sekunden schaltete sich das Wasser ab. Sehr nervig.

Wir bereiteten in Ruhe das Frühstück vor und aßen gemütlich auf der Terrasse vorm Bungalow. Während wir den Proviant für den Tag zusammenstellten, spielten die Kinder auf der Wiese Fußball oder jagten Seifenblasen. Halb Elf machten wir uns auf den Weg nach Enkhuizen, das Zuiderzeemuseum wartete auf uns.

Auf der Homepage war keine Adresse angegeben, nur der Hinweis, dass man den Schildern folgen sollte. Und tatsächlich war das Museum sehr gut ausgeschildert. Ich war erstaunt, dass nur so wenige Fahrzeuge auf dem Parkplatz standen, aber das hieß wohl auch, dass das Museum nicht so überlaufen sein würde.

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An der Kasse fragte ich als erstes nach der Museumskarte, worauf die Dame ein wenig skeptisch nachfragte, ob wir wirklich die Karten haben wollten. Erst, als ich meinte, wir wollen ganz viele Museen anschauen, hellte sich ihr Gesicht auf und freudig überreichte sie uns 3 Karten. Sie klärte mich noch auf, dass das Parken 5€ kostete und präsentierte uns die Rechnung über insgesamt 157,25€. Uff, aber wir hatten dies ja bereits erwartet.

Der Weg zum Museum wird mittels Fähre zurückgelegt, der erste Höhepunkt für die Kinder. Jede Ente, jede vorbeiziehende Möwe wurde bestaunt und im Hafen liegende Segelboote ebenso. Nach 15 Minuten Fahrt kamen wir im eigentlichen Museum an.

Gleich die erste Station war ein kleiner Ruderbootsee. Wir schnappten uns ein 4-Personen-Plasteboot, stiegen mit sehr wackligen Knien ein und mein Mann übernahm die Ruder. Nach einer Kollision mit einem anderen Boot übernahm ich das Steuer bzw. die Paddel. Das Ziel war eine Wasserkanonenburg. Da die aber noch voll belegt war, steuerten wir eine andere Insel an, wo man per Hand Wasser in Schläuche pumpen und nach Herzenslust rumspritzen kann.

Als wir sahen, dass sich die Warteschlange an der Kanonenstation gelichtet hatte, stiegen wir wieder ins Boot und ruderten hin. Zwei Minuten später wurde ein Ankerplatz frei und der Große stürzte zu einer Wasserkanone. Leider war er zu klein, um sie alleine bedienen zu können, also stieg ich ebenfalls aus und half ihm.

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Ziel waren 4 Metallbottiche, die bei ausreichender Füllmenge umkippten und das gesammelte Wasser wieder ausgoßen. Mit ein wenig Übung und vereinten Kräften füllten wir alle 4 Behälter bis zum Anschlag. Danach räumten wir den Platz für die nächsten wartenden Kinder und ich ruderte uns zurück ans Ufer.

Auf festem Boden zurück, schauten wir uns das restliche Freilichtmuseum in Form eines nachgebauten Fischerdorfes an. Viele Häuser konnten betreten werden und waren mit Möbeln der verschiedenen Jahrgänge eingerichtet. In einigen Häusern stellten Schauspieler Szenen des Alltags nach. So konnten wir einer Familie beim Mittagessen zuschauen und ein Mann „arbeitete“ mit Tinte, Feder und vielen Zahlen in seinem Büro.

Ein Thema zog sich durch das komplette Dorf: die Flut und ihre Folgen. Holland ist in der Vergangenheit immer wieder überflutet worden und an verschiedenen Stationen wurde darüber informiert. Sogar ein ganzer Straßenzug war mit Flutschäden nachgebaut worden. Überall Schlamm, zerbrochene Gegenstände, vom Wasser mitgerissene Bäume und am Straßenende sogar ein ganzes angespültes Schiff.
Eine weitere Schauspielerin erzählte uns von ihrer verzweifelten Lage: erst der Krieg und jetzt auch noch die Flut. Wir unterhielten uns ein wenig, und es stellte sich heraus, dass die Szene im Jahr 1916 spielte.

Zwei Straßen weiter war ein Seilmacher und die Kinder konnten sich mit seiner Hilfe selber Springseile herstellen. Der Große wollte natürlich unbedingt eines haben und drehte begeistert an der Kurbel, bis das Seil fertig war. Mit 1,50€ ein durchaus preiswertes Vergnügen.
Die ersten Springversuche waren allerdings noch etwas holprig, aber ausbaufähig.

Wir liefen am Deich entlang zu einer für Holland typischen Windmühle. Die Kinder interessierten aber mehr die Wasserspiele direkt daneben, die anschaulich zeigten, wie das Wasser aus den Poldern gepumpt wurde.

Ein wenig weiter war eine Fischräucherei, wo man frisch geräucherten und noch warmen Hering kaufen konnte. Leider hatte ich damals gerade überhaupt keinen Appetit auf Fisch.

Im nächsten Teil des Dorfes gab es eine große Kleiderkammer, wo Kinder bis 12 Jahre in traditionelle Kleider gewandet werden konnten. Kostenlos und für 30 Minuten. Im Nebenraum gab es Holzschuhe in allen möglichen Größen ab der 26, zu groß für die Kleene. Sie bekam dafür die typische Spitzenhaube und machte Frau Antje alle Ehre.

Wieder in Normalkleidung besuchten wir den Käseladen, in dem es ganz fürchterlich roch und plünderten den Souvenirladen. Nach einer kurzen Rast besuchten wir die Schildermalerei, wo Kinder kleine Holzschuhe (Klumpen) oder Bilder mit Gipsapplikationen bemalen konnten. Der Große entschied sich für ein Bild mit Windmühle. Ich bemalte den Hintergrund, der Rabauke die Windmühle mit sehr eigenwilligen Farbkombinationen. Mit einem Fön wurde alles trocken gepustet, bevor die Windmühle mit der Heißklebepistole aufs Bild geklebt wurde. (2,50€)

Wir schauten uns noch die restlichen Häuser und Stationen an, wobei wir merkten, dass der Besuch doch recht anstrengend war. Kirche, Schmiede, Böttcher und Netzknüpfer haben wir nur kurz besucht. Das letzte Ziel war die Kinderinsel, wo man eine Flaschenpost basteln oder im Wasserlabor Experimente mit Wasser durchführen konnte. Ich machte einige davon mit dem Großen, bei dem aber die Konzentration mittlerweile auf dem Nullpunkt angekommen war.

So schlenderten wir zurück zum Fähranleger, wo uns eine weitere Überfahrt zurück zum Parkplatz brachte. Auf der Rückfahrt schlief die Kleene fast sofort ein, der Große plapperte dafür unentwegt.

Weil uns am Vortag der Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte und wir deshalb Medemblik nicht erkunden konnten, holten wir das jetzt nach. Die Kleene wurde in den Buggy gesetzt, wir füllten unsere Wasserflaschen auf, legten Kekse nach und auf ging’s.
Ein Rad-Fußweg führt an der wenig und nur von einer historischen Dampfeisenbahn befahrenen Bahnstrecke entlang. An der örtlichen Mühle gab eine Coverband ein Konzert, die Bühne war im LKW-Anhänger.

Wir liefen bis zur Waterkant, stellten fest, dass es keinen nennenswerten Strand gibt und traten den Heimweg an. Der Ort ist sehr malerisch, die typischen kleinen Häuser reihen sich aneinander. Es gibt auch eine kleine Burg, aber durch die vielen Kanäle war der Zugang nur über lange Umwege zu erreichen. Zuviel für meinen Rücken, der bereits lautstark protestierte. Zudem war es in der Zwischenzeit echt spät geworden und der lange Heimweg lag noch vor uns.

Endlich daheim angekommen, machten wir die Reste des gestrigen Abendessens warm, brachten die Kinder unter relativ wenig Protest ins Bett und versuchten, einen Livestream oder Liveticker für das EM-Finale zu finden. Das etwas wackelige W-Lan erlaubte nur den Kicker-Ticker, aber dies reichte, um mitzubekommen, wie Portugal Europameister wurde.

Es war ein toller Tag, das Zuiderzeemuseum ist wirklich empfehlenswert und alleine schon ein Viertel der Museumskarte „wert“.

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Niederlande, Tag 1: Anreise nach Opperdoes

Zu völlig unchristlicher Zeit aufgestanden, früh um 5:00 Uhr. Der Mann wollte gerade ins Bett gehen, hatte er bis dahin in der Wohnung gewirbelt, während ich als Fahrer ein paar Stunden schlafen durfte. Ein wenig grummelnd machte er sich daran, die restlichen Sachen einzupacken und in das bereits sehr volle Auto zu stapeln.

Zum Glück passten sowohl Kinder, Fahrer als auch Beifahrer noch mit hinein und so konnten wir fast wie geplant um 6:23 Uhr starten. Das erste Ziel war die Tankstelle, einmal auffüllen. Einen kurzen Kampf mit dem Navigationsgerät später, den ich leider verloren habe, da es sich partout nicht auf die nördliche Route über Oldenburg einlassen wollte, ging es auf die Autobahn. Bei Hannover bogen wir trotzig und entgegen der Navi-Anweisung auf die A7 ab und schon 20 km später ließ sich die Elektronik erweichen und wählte die gewünschte Nordstrecke.

Die Fahrt verlief ereignislos und zügig, trotz vieler Baustellen, so dass wir bereits halb 12 die niederländische Grenze passierten. Vermutlich aufgrund der enormen Zuladung hatte das Auto ausnehmend großen Durst und 100 km vorm Ziel tankten wir erneut.

Wir fuhren über den beeindruckenden, 30 km langen Afsluitdijk. Von dort waren es nur noch wenige Minuten bis zu unserem Ziel in Opperdoes, das sich als Imkerei und Pfannkuchenküche getarnt hatte.
Unsicher betraten wir das Restaurant, wo ich der Dame hinter dem Tresen auf Englisch mein Anliegen schilderte. Sie wusste sofort, was wir wollten und meinte, dass wir sehr früh da wären. Ich erklärte, dass wir Glück mit dem Verkehr hatten und selber sehr erstaunt sind, so zeitig da zu sein. War aber alles kein Problem.

Nachdem ich den Restbetrag gezahlt hatte, wurden wir zu unserem Bungalow geführt, vorbei an den Mülltonnen („Bitte Müll trennen“, was das Herz meines Mannes sofort höher schlagen ließ), durch dichtes Strauchdickicht, an zwei weiteren Hütten entlang, bis zu unserem Domizil für die nächsten zwei Wochen. Das Haus ist sehr klein, besteht nur aus einem Schlafraum mit zwei Doppelstockbetten und einem extra Bett. Notdürftig davon abgetrennt ist das Wohnzimmer und die Kochecke. Geschätzt 20 qm, mit separatem Klo. Die Duschen befinden sich einem Nebengebäude.

Toll ist allerdings der große Garten mit riesigem Trampolin und einem Fußballfeld mit zwei Toren. Der Große konnte es kaum abwarten, seinen Ball in die Finger zu kriegen und loszubolzen.

Noch während wir das Auto ausluden, ertönte lautes Gejammer: das Kind hatte den Ball in die Hecke gejagt. Genau in die Ecke mit den Brennnesseln und der Spinnenkolonnie. Zum Glück war ein wenig weiter ein Eingang in das Gestrüpp und der Rabauke zwängte sich hindurch und fand nicht nur einen einfachen Zugang, sondern auch einen zweiten Ball. Beide beförderte er nach draußen, kroch wieder raus und konnten er und seine Schwester gemeinsam spielen, ohne sich zu streiten, hatte ja nun jeder einen Ball.

Keine fünf Minuten später wieder Geheule, der „neue“ Ball war weg. Wieder im Gestrüpp, diesmal aber hinter dem Zaun, auf dem Nachbargrundstück.
Tja, wie gewonnen, so zerronnen.

Kaum hatten wir alle Sachen aus dem Auto geladen, fing es an zu regnen. Schöner, ergiebiger Landregen, der gekommen war, um zu bleiben. Wir versuchten, die Kinder zum Mittagsschlaf zu überreden, da ja alle mehr oder weniger seit 5 Uhr wach waren. Fand die Kleene nur so mittelprächtig und täterte die ganze Zeit rum, so dass auch der Große und der ganz Große keinen Schlaf fanden.

Nach 2 Stunden hatten der Regen und wir ein Einsehen und brachen spontan unser Vorhaben ab. Da wir in Unkenntnis der örtlichen Gegebenheiten einige Kleinigkeiten wie Küchenrolle oder Klopapier nicht mitgenommen und mein Mann zu seinem größten Ärgernis die Kaffeefilter daheim vergessen hatten, suchten wir den nächstgelegenen Supermarkt der Marke Spar auf. Wir fanden alles gewünschte und sahen außerdem, dass essentiell wichtige Dinge wie Wein entgegen aller Warnungen auch schon für kleines Geld zu haben waren.

Am meisten entsetzte mich, dass es Paracetamol frei verkäuflich gab, die 500 mg 50-Stück Packung für legendäre 89 Cent. Ich beschloss spontan, bei jedem Supermarktbesuch haushaltsübliche Mengen zu kaufen, denn durch den kürzlich erlittenen leichten Bandscheibenvorfall war ich sehr auf Schmerzmittel angewiesen. Nicht permanent, aber wenn, dann massiv.

Nach der Heimkehr von unserem kurzen Ausflug war es dann schon Zeit, Abendessen zu kochen. Wir hatten alle Zutaten für Nudeln mit Tomatensoße mitgebracht und weihten den Propangaskocher erfolgreich ein.
Eine ausgiebige Seifenblasenjagd später war endlich Bettgehzeit für die Kinder. Als Gute-Nacht-Geschichte gab es den Kleinen Prinzen, wie bereits in Italien. Ausreichende Kapitellänge, punktgenaue Kapitelanzahl und eine bezaubernde Geschichte, die man gerne mehr als einmal lesen möchte.

Bei Kapitel 1 interessierte die Kleene nur der Elefant und immer wieder unterbrach sie die Lesung durch laute Zwischenrufe: fant, fant!

Der Große schlief natürlich ob in einem der Doppelstockbetten, bei der Kleenen versuchten wir, sie in einem der Erwachsenenbetten am Boden schlafen zu lassen. Nachdem sie uns aber zweimal auf der Terrasse besuchen kam, bauten wir das Reisebett auf und verfrachteten sie hinein.
Mit Erfolg.
Keine 10 Minuten später schliefen beide Quälgeister und wir konnten zum gemütlichen Teil des Abends übergehen: Tagebuch schreiben und Gin-Tonic trinken.

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Spontan besuchten uns noch unsere Gastgeber, weil wir festgestellt hatten, dass die Bettdecken fehlten. Dass wir eigene Bettwäsche mitbringen mussten, wussten wir, dass die Bettdecken auch darunter fallen, war uns neu. Wir fragten nach und es hieß, pro Decke 6 Euro. Mag nicht viel sein, aber unser Budget ist klein und weitere 18 Euro tun weh. Wir lehnten erstmal ab, wollten es mit den Bettbezügen und dicken Pullis probieren.

Aber als die Gastgeber uns abends besuchten, ließen wir uns doch erweichen, sie boten 4 Decken für 20 Euro an. Wir brauchten aber nur 3, waren aber mittlerweile bereit, die 18 Euro auszugeben. Sie brachten dann doch 4 Decken, zum Preis von dreien.
Na gut, wer sich so viel Mühe gibt und so nett ist, soll nicht leer ausgehen.

Außerdem mach ich es gern kuschlig im Bett 🙂

Italien, Tag 21: Trento / Heimreise

Die drei Wochen in Italien waren viel zu schnell vorbei und wir packten wehmütig unsere Sachen zusammen und ins Auto, um zurück in die Heimat zu fahren. Damit wir nicht den ganzen Tag im Auto sitzen mussten, legten wir einen kurzen Zwischenstopp in Trento ein.

Bereits auf dem Hinweg war uns die Stadt, welche direkt an der Autobahn liegt, aufgefallen. Außerdem hatten wir die Hoffnung, dass danach die Kinder ein wenig ausgeglichener oder sogar müde waren und den Rest der Fahrt schlafen würden, oder aber wenigstens friedlich waren.

Trento ist eine hübsche kleine Stadt, in der sich herrlich bummeln lässt. Auf dem Marktplatz kann man am großen Brunnen die Sonne genießen. Nicht weit davon gibt es eine Burg, für deren Besichtigung uns leider die Zeit fehlte.

Wir kauften noch ein paar Mitbringsel für die Daheimgebliebenen und Katzenpfleger ein, bevor wir uns endgültig aus Italien verabschiedeten. Der Rest der Fahrt verlief erstaunlich ereignislos und schneller als gedacht waren wir zuhause, wo uns unsere Fellnasen freudig empfingen.

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Souvenirs, Souvenirs!

Am Ende ist es doch nirgends so schön wie daheim 🙂

Italien, Tag 20: Bibione

Das Meer. Schon wieder das Meer!*

Unser letzter voller Urlaubstag startete mit einem ausgiebigen Frühstück, da wir zur Abwechslung nur zwei kleine Punkte auf unserem Programmzettel stehen hatten. Gestärkt und entspannt fuhren wir nach Bibione.

Der dortige Strand ist ganz wunderbar feinsandig und um diese Zeit des Jahres fast menschenleer. Die Sonne schien kraftvoll und wir konnten es kaum erwarten, unsere Schuhe und Strümpfe auszuziehen und die Füße ins Wasser zu halten.

Ungefähr 3 Kilometer östlich vom zentralen Strand steht ein Leuchtturm und der war unser Ziel. Gemütlich schlenderten wir am am Ufer entlang, suchten Muscheln und ließen die sanften Wellen immer wieder unsere Beine kitzeln. Nach 2 Stunden kamen wir am Leuchtturm am und ruhten uns auf den steinernen Wellenbrechern von der anstrengenden Tour aus.

Der Rückweg ging wesentlich flotter und am frühen Nachmittag waren wir zurück in Lido di Jesolo, wo wir noch den Haken an den allerletzten Punkt unserer Liste machen mussten: echtes italienisches Eis in einer echten italienischen Eisdiele essen.

Wir liefen die Hauptstraße hoch und runter auf der Suche nach einer passenden Lokalität und entschieden uns dann für die einzige, die noch geöffnet hatte. Wir bestellten drei riesige Eisbecher, von denen mein Mann alle aufessen durfte. Der Große futterte nur die Bananen aus der Schale, das Eis ließ er links liegen und mir war der Becher schlicht zuviel, obwohl er sehr lecker war. Da mein Mann sehr gerne Eis isst, grummelte er auch nur ganz wenig 😉

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Danach ging es wieder an den Strand, auch hier musste die örtliche Muschelqualität ausgiebig überprüft werden. Wir sahen der Sonne zu, wie sie langsam in der Adria versank. Hinterher stärkten wir uns ein letztes Mal an Pizza und Pasta und Limoncello, bevor wir uns schweren Herzens ans Packen machten.

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* Ein Zitat aus dem wunderbar trashigen Italo-Klassiker „Robinson Junior„:

Italien, Tag 19: Venedig II

Obwohl Venedig nur knapp 5 Kilometer lang und 3 Kilometer breit ist, kann man sich dort ganz wunderbar die Füße wund laufen. So startet mein Tagebucheintrag für diesen Tag mit dem Satz „Ich spüre meine Füße, immer noch.“

Es gibt aber auch jede Menge zu sehen und unser Tagesplan war vollgestopft mit vielen Zielen, weswegen wir uns extra zeitig auf den Weg machten. Leider habe ich an einem der vielen Kreisverkehre um Jesolo eine falsche Abfahrt genommen, welche uns direkt zur Autobahn brachte. An sich ja nicht doof, wäre nur die Auffahrt nicht gerade gesperrt gewesen, weswegen wir zuerst in die andere Richtung fahren mussten, um an der nächsten Auffahrt zu wenden und dann endlich gen Venedig durchstarten zu können.

Wir parkten wieder in unserem bekannten Parkhaus und der Bus brachte uns zum zentralen Wasserbusanleger. Diesmal nahmen wir die Linie 2 und fuhren einmal komplett und füßeschonend den Canal Grande entlang bis zum San Marco. Da wir trotzdem immer noch recht zeitig unterwegs waren, hielt sich die Touristenschar in Grenzen und wir hatten schicke Fenstersitzplätze.

Direkt am Ufer hinter der Anlegestelle ist ein Markt, wo man an diversen Ständen den typischen Venedigkram zu überhöhten Preisen erstehen kann. Direkt dahinter ist ein schöner, und für Venedig ungewöhnlich großer öffentlicher Park, in den sich kaum Touristen verirren. Der Große jagte Tauben, die Kleene wurde versorgt und alle konnten die relative Ruhe genießen.

Danach stürzten wir uns hinein in den Trubel von San Marco. Das erste Ziel war der Campanile. (Eintritt 8€ für Erwachsene, Kinder zwischen 6 und 18 Jahren 4€, Kinder unter 6 Jahren frei. Es gibt die Möglichkeit, für einen Aufpreis von 3€ pro Ticket die Warteschlange zu umgehen.) Der erste und einzige Turm unserer Italienreise, der einen Fahrstuhl hat. Nach kurzer Wartezeit ging es herzschonend nach oben, wo uns bei strahlendem Sonnenschein ein fantastischer Blick auf Venedig erwartete. Die größte Schwierigkeit bestand darin, zwischen all den drängelnden und teilweise unfreundlichen Ausblickbewunderern einen Platz an der Sonne beziehungsweise Brüstung zu ergattern.

Wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, wandten wir uns der Basilica di San Marco zu. Der Eintritt ist frei, es gibt aber strenge Kontrollen und große Taschen und Rucksäcke müssen draußen bleiben. Fand mein Mann überhaupt nicht witzig, zudem ein strenges Fotoverbot innerhalb der Basilika besteht, und verzichtete auf einen Besuch. Die Kirche selbst ist wunderschön. Wer mal Assassin’s Creed II spielt, sollte sich die Zeit nehmen und im Spiel ausgiebig das Gotteshaus erkunden, es kommt verdammt nah an die Realität und man ist völlig allein da drin. Ganz im Gegensatz zur Realität, wo man vom nicht abreißenden Touristenstrom von einem Glanzstück zum nächsten geschoben wird. Die richtig teuren Sachen gibt es allerdings nur gegen Aufpreis zu besichtigen: Balkon 5€, Schatzkammer 3€, Kapelle 2€. Da der Rucksack mit Geld und Mann draußen wartete, kamen wir gar nicht erst in Versuchung.

Direkt neben der Basilika liegt der Dogenpalast und den wollten wir uns nicht entgehen lassen. Am Ticketschalter wurde uns mitgeteilt, dass zwischen 14 und 15 Uhr ein Feueralarm mit kompletter Evakuierung des Palastes geprobt werden soll. Wir könnten gerne reingehen, müssten dann aber auch an der Übung teilnehmen. Wir lehnten dankend ab, kauften aber vorsorglich die Tickets, um nach bestandener Feuertaufe in Ruhe den Palast zu erobern. (Es gibt die Möglichkeit, eine Kombikarte für alle Museen am Markusplatz für 20€ pro Erwachsenen/13€ für Kinder zwischen 6-18 Jahren zu erwerben. Direkt im Dogenpalast können Tickets nur für den Palast für 16€ pro Erwachsenen gekauft werden. Kinder unter 6 Jahren kommen kostenlos rein.)

Die Zwischenzeit nutzten wir zur Mittagspause in der am Vortag entdeckten Krankenhausbar. Auf dem Weg dahin machten wir einen Abstecher zur berühmten Rialto-Brücke und der Kirche des San Giacomo di Rialto, die gleich dahinter liegt, aber von Touristen fast völlig ignoriert wird. Sollte man allerdings nicht tun, denn die Kirche zeigt eine Vielzahl von antiken Musikinstrumenten und ist laut Legende gute 1.500 Jahre, mindestens aber knapp 900 Jahre alt.

Auf dem Weg zum Krankenhaus entdeckten wir in einer Seitengasse einen kleinen Laden, der gerade die allgegenwärtigen Masken mit fetten Rabatten im Angebot hatten. Für die Erwachsenen gab es richtige Masken, für die Kinder kleine Magnetmasken. Obendrauf bekam der Große einen kleinen Pinocchio-Hampelmann geschenkt, der allerdings nach dem dritten Ziehen an der Schnur kaputt ging. Die dafür investierten 23€ stauben heute noch sehr dekorativ an unserer Wohnzimmerwand ein 🙂

Nach dem Mittagessen und dem kostenfreien Toilettenbesuch nutzten wir die direkt hinter dem Krankenhaus gelegene Wasserbushaltestelle und fuhren nach San Pietro di Castello, fast am äußersten Ostende von Venedig. Die dort befindliche Basilika liegt idyllisch auf einer kleinen Insel und hat einen hübschen Vorgarten mit großen Bäumen, die sonst eher selten in Venedig vertreten sind. Der Eintritt ist allerdings selbst in der Nebensaison nicht kostenfrei und ganz ehrlich, unser Bedarf an Kirchen war so langsam gedeckt, weswegen wir uns den Besuch sparten und stattdessen kleine, enge, menschenleere Gassen zur Haltestelle Arsenale entlang schlenderten.

Eine kurze Wasserbusfahrt später fanden wir uns wieder im Dogenpalast ein. Dort gibt es Toiletten und eine Gepäckaufbewahrung – kostenlos! Der Palast selbst ist überwältigend. Selbst nach knapp 3 Wochen italienischen Prunks setzt dieses Gebäude noch eines oben drauf. Ganz wichtig, im Dogenpalast befindet sich die berühmte Seufzerbrücke, unbedingt darauf achten, denn sie kommt ein wenig unspektakulär daher.

Um den kompletten Palast zu erkunden, sollte man sich viel Zeit nehmen. Jeder Raum ist reich verzieht, mit gemalten Stuckdecken, Gemälden, Ausstellungsstücken. Selbst die Treppenhäuser sind eine Augenweide. All dies rechtfertigt den etwas happigen Preis.

Blieben noch zwei Ziele, die wir mit dem Wasserbus zur San Tomà ansteuerten. Als erstes begaben wir uns zur Basilika der Santa Maria Gloriosa dei Frari. Wir durften gerade so noch herein und trafen erneut auf einen Prachtbau der italienischen Kirchenkunst. Selbst, wenn man denkt, man hätte schon alles gesehen, wird man immer wieder aufs Neue vom Gegenteil überzeugt.

Beim zweiten Ziel, der Kirche der Santa Maria dei Carmini waren wir allerdings zu spät, dort hatte der 18-Uhr-Gottesdienst bereits begonnen.
Auf dem Weg zur nächstgelegenen Wasserbushaltestelle wollte mein Mann noch unbedingt Briefmarken kaufen. Wir klapperten einen Laden nach dem anderen ab, aber alle Läden hatten entweder grundsätzlich keine oder waren für diesen Tag ausverkauft. Merke: in Venedig früh am Tag Briefmarken kaufen.
In einem kleinen, unscheinbaren Laden wurden wir dann fündig. Der Verkäufer war supernett und verständnisvoll und hatte einen echt trockenen Humor. Leider weiß ich den Namen des Ladens nicht mehr und wir haben auch keinen Bon vom Briefmarkenkauf, sonst gäbe es jetzt eine Blogempfehlung.

Am Ende landeten wir an einer Wasserbushaltestelle am südlichen großen Kanal. Der Große durfte die ganze letzte Fahrt draußen an Deck an der Reeling stehen und der hereinbrechenden Nacht zusehen, während ihm die Gischt ins Gesicht spritzte. Wir fuhren am großen Hafen vorbei und bestaunten die vielen Lichter und riesigen Kreuzfahrtschiffe.

Wieder zurück am zentralen Wasserbusanleger stellten wir fest, dass unser Bus nach Mestre gerade abgefahren war und der nächste erst in 20 Minuten kommen würde. So genossen wir noch eine Weile Venedig bei Nacht – ein echter Hingucker und vielleicht sollte man sehr intensiv über eine Übernachtung in der Stadt nachdenken – bis uns der Bus endlich zu unserem Auto brachte. Zurück in Lido di Jesolo suchten wir noch eine Pizzeria heim, bevor wir erschöpft ins Bett fielen.

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Italien, Tag 18: Venedig I

Es gibt drei Dinge im Überfluss in Venedig: Wasser, Touristen und Kirchen.

Die Jungs waren extra früh wach und haben die Zeit genutzt, um am nahe liegenden Strand Muscheln zu suchen. Ein paar haben sie auch gefunden, hatten aber mit mehr Beute gerechnet. Nach einem reichhaltigen Frühstück machten wir uns auf die 1-stündige Fahrt nach Venedig.

Wir haben in Mestre direkt am Bahnhof geparkt. Dort gibt es eine Parkgarage, wo man sein Auto für 8€ pro Tag abstellen kann. Da ich unsicher war, wie sehr diese Möglichkeit bekannt und ausgebucht ist, habe ich noch von zuhause aus online den Parkplatz reserviert und bezahlt. Die Fahrzeugübergabe lief problemlos und direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite ist ein Ticketschalter, an dem man die Venedig-Pässe (2-Tages-Pass 30€, optional Museen und Kirchen dazubuchbar) kaufen kann. Mit diesen Pässen kann man Zug oder Bus bis nach Venedig nehmen und in Venedig sämtliche Wasserbuslinien kostenfrei und unbegrenzt nutzen. Die Lagunenstadt ist zwar recht überschaubar, dennoch kann man sich ordentlich die Füße wundlaufen – oder aber fix den Wasserbus nehmen.

Mit unserer Ankunft in Venedig setzte auch der angekündigte Regen ein, aber wir waren vorbereitet und hatten den in Rom gekauften Schirm dabei. Dieser allerdings revanchierte sich für seine Entführung, indem er beim Aufspannen in seine Einzelteile zerfiel. Also als allererstes einen neuen Schirm gekauft, diesmal ein etwas stabileres Modell gewählt, und dann den Wasserbus Linie 5.2 nach Santa Maria dell’Orte genommen. Die Kirche ist hübsch, nur leider ist das Fotografieren verboten, weswegen wir heimlich ein paar Schnappschüsse angefertigt haben.

Weiter mit dem Wasserbus zur Haltestelle Ospedale und hier das erste Mal die kleinen, engen, verwinkelten Gassen der Stadt erlebt. Mittlerweile quälte uns ein sehr menschliches Bedürfnis, doch die öffentlichen Toiletten schlagen mit 1,50€ pro Person und Besuch zu Buche, so dass wir dringend nach einer kostenfreien Alternative Ausschau hielten. Und sie im Krankenhaus fanden. Einfach durch den schönen Eingang der Scuola Grande di San Marco gehen, den Aufgang zum Museum Anatomia Patologica rechts liegen lassen, immer gerade aus, eine kurze rechts-links-Kombination und dort sollten dann auch die ersten Hinweisschilder zu finden sein. Leider gibt es keine Karte vom Inneren des Krankenhauses, aber wenn wir uns zurecht gefunden haben, kriegen auch andere das hin 🙂

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Krankenhauseingang

Auf dem Weg zur Toilette sind wir außerdem an einer kleinen Bar vorbeigekommen, die unglaublich leckere Panini macht und diese zu anständigen Preisen verkauft. Da im gesamten Krankenhaus aus verständlichen Gründen Fotografieren verboten ist, versuchte mein Mann heimlich, ein Bild der Bar von außen zu machen. Der Drops hatte allerdings vergessen, den automatischen Blitz auszustellen, woraufhin der Eigentümer nach außen geeilt kam und wissen wollte, was wir da treiben. Mit Händen und Füßen konnte mein Mann erklären, dass wir die Bar ganz toll finden und sie in unserem Blog erwähnen wollten samt Foto. Der Eigentümer fand die Erklärung schlüssig und ließ uns unsere Brote weiter essen und die Fotos behalten.

Direkt neben dem Krankenhaus liegt die Basilica dei Santi Giovanni e Paolo. Für einen kleinen Obolus kann man sich dieses prächtige Bauwerk anschauen und man sollte die 2,50€ tatsächlich investieren. Mehr Kirche gibt es vermutlich nur im Petersdom. Wir machten dort das erste Mal mit Lichtschaltern für die Beleuchtung der unzähligen Kapellen und Altäre Bekanntschaft, eine tolle Sache, um Strom zu sparen und die wundervollen Gemälde zu schützen.

An der leider damals geschlossenen Kirche di Santa Maria dei Miracoli vorbei, gingen wir weiter in Richtung Rialto-Brücke. Ab in den Wasserbus und zur Kirche Santo Stefano. Vermutlich wollte ich wegen Assassin’s Creed dorthin, aber auch hier lohnt sich ein Besuch. Der Eintritt war sogar frei, weil wir außerhalb der Saison dort waren. Die Kleene nutzte die Gelegenheit, ordentlich ihre Windel vollzuhauen, was für uns der Anlass einer längeren Pause war. Während mein Mann (mal wieder) heimlich Fotos knippste, kümmerte ich mich um mein müffelndes, hungriges Mädchen. Da die Kirche nicht sonderlich gut besucht war, konnten wir das in aller Ruhe und ohne neugierige Blicke tun.

Mit der Santa Maria delle Vizitazione wartete bereits die nächste Kirche ganz in der Nähe auf uns, aber leider nur von außen.

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Canal Grande

Zum Glück ist aber gleich eine Wasserbushaltestelle davor und wir fuhren verschnörkelt über Zitelle nach San Zaccharia. Auch diese Kirche ist hübsch, kostete uns keinen Eintritt, allerdings mussten für beleuchtete Altäre und Kapellen 50 Cent berappt werden.

Über einen kurzen Umweg über San Marco und dem Besuch einer öffentlichen, sehr gut versteckten Toilette – 1,50€ – schlenderten wir zum Arsenale. Mittlerweile hatte es immerhin aufgehört mit regnen, aber ganz konnte die Freude darüber unsere Müdigkeit nicht verdrängen. So nahmen wir dann ein letztes Mal den Wasserbus und wurden mit einem herrlichen Sonnenuntergang über Venedig belohnt, da genau in diesem Moment die Wolkendecke aufriss.

Mit dem richtigen Bus zurück zum Parkplatz. Sie hatten unser Auto tatsächlich sicher verwahrt und so konnten wir unverzüglich Richtung Lido di Jesolo düsen, wo eine grooooße Pizza auf uns wartete.

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Italien, Tag 17: San Marino und Forlì

Dann also San Marino.

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Doch zuerst Frühstück. Nach den spartanischen Mahlzeiten in unserer römischen Unterkunft war das Frühstücksbuffet in Rimini das reinste Schlaraffenland. Für meinen Mann gab es anständigen Kaffee, für mich richtig leckeren Tee. Müsli, Marmelade, Eier, Speck, Würstchen, frische Brötchen – alles, was Herz begehrte.

Danach packten wir wieder unser Auto bis oben hin voll und machten uns auf zur ältesten Republik der Welt. Der Weg war erstaunlich kurz und schon bald kurvten wir die Serpentinen zum Hochplateau hinauf. Auf halber Strecke entdeckten wir eine Seilbahn und neugierig wie wir nunmal sind, parkten wir das Auto davor und schauten, ob dies eine passende Alternative zur Straße sein könnte.

War es und noch vorm Erreichen des eigentlichen Ziels hatte der Tag seinen ersten Höhepunkt. Preislich hält sich die Fahrt im Rahmen und der Reisende landet direkt im Herzen der Altstadt. (Erwachsene Hin- und Rückfahrt 4,50€, Kinder unter 1,20m Körpergröße frei; Parkplatz 3€ für 2 Stunden.) Schon während der Fahrt hat man einen herrlichen Ausblick bis zur Adriaküste, welchen man auf der Terrasse direkt neben der Seilbahnstation weiter genießen kann.

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Wir schlenderten bei strahlendem Sonnenschein zum Piazza Libertà und bestaunten den Palazzo Pubblico und die wunderschöne Statue davor. Im Anschluss stürzten wir uns in das Wirrwarr aus kleinen Gassen, in denen sich ein Geschäft ans andere reihte. Und jeder Laden wollte seine Waren an den Touristen bringen. So sprangen uns immer wieder Verkäufer in den Weg und wollten uns überreden, doch genau ihren Laden zu besuchen. Sowas kann ich nun überhaupt nicht ab und bereits nach kurzer Zeit war ich einfach nur genervt. Ich wollte in Ruhe die Altstadt erkunden, mir die Häuser anschauen, die engen Gassen und die Atmosphäre auf mich wirken lassen, aber sobald wir stehen blieben, wurden die Verkäufer richtig zudringlich.

Zu allem Überfluss waren just in diesem Moment die Batterien der Kamera leer und der Ersatz lag gut versteckt im Auto. So mussten wir nun einen Laden finden und in den direkten Kontakt mit den aufdringlichen Verkäufern treten. Nach dem Kauf suchten wir Zuflucht in der Basilica di San Marino. Angenehm ruhig, fast menschenleer und in strahlendem Weiß gehalten, dessen Effekt durch indirekte Beleuchtung noch verstärkt wurde. Mein Mann knipste Fotos und erst beim Verlassen stellten wir fest, dass dies eigentlich verboten war.
Scusa!

Von nun an hielten wir uns von den engen Gassen und wilden Verkäufern fern und nahmen nur noch die breiten Straßen. Ein kleiner Park hinter der Basilika lädt zum Verweilen ein. An mehreren Restaurants vorbei, kamen wir zum Castello della Guaita mit dem ersten der drei Türme des Monte Titano. Auf dem kleinen Platz davor kann man weit ins Hinterland schauen.

Ein wenig aus dem ganz großen Trubel heraus, hatte ich sogar wieder den Nerv, nach kleinen Andenken und dem obligatorischen Magneten zu stöbern. Wir kauften ein paar Postkarten zum verschicken, wären aber beinahe daran gescheitert, weil wir die passenden Briefkästen nicht gefunden haben. Erst kurz vor der Seilbahnstation entdeckten wir einen und konnten den Daheimgebliebenen doch noch einen besonderen Gruß zukommen lassen.

Da wir noch ein Stückchen Weg vor uns hatten, konnten wir leider nicht so lange in San Marino bleiben, wie wir gern gewollt hätten. Vor allem die beiden anderen Türme und ein oder zwei der zahlreichen Museen hätten wir uns gerne angeschaut.

So aber machten wir uns auf den Weg nach Forlì. Die Stadt wurde in die Zielliste aufgenommen, weil ein nicht unwesentlicher Teil der Handlung von Assassin’s Creed II dort spielt. Die Stadt und ein Parkplatz in Zentrumsnähe waren schnell gefunden. Und natürlich war unser erstes Ziel eine Kirche, diesmal die San Mercuriale, welche mit ihrem markanten Turm hervorsticht. Das Innere ist vergleichsweise schlicht, sehenswert ist aber die kleine Kapelle neben dem Hauptschiff, an die sich ein kleiner Kräutergarten anschließt.

Quasi gleich um die Ecke liegt der Dom von Forlì. Diese strahlt im gewohnten Glanz, es gibt jede Menge zu sehen. Das Wichtigste allerdings: der Dom hat eine öffentliche und kostenfreie Toilette. Ein Besuch lohnt sich also gleich doppelt.

Anschließend spazierten wir zum Rocca di Ravaldino. Die Festung ist von außen wirklich hübsch anzusehen, aber leider militärisches Sperrgebiet, so dass eine Erkundung der alten Gemäuer ausfallen musste. So schlenderten wir zurück zum zentralen Platz und sahen eine Menge der Altstadt, welche wirklich schön und ruhig ist, vermutlich weil sich nur wenige Touristen dahin verirren.

Zum Ende unseres Besuchs stießen wir auf die Corso della Repubblica, die auf einer Seite von herrlichen Arkaden gesäumt wird. Kurz vorm Piazza Aurelio Saffi versperrte eine weitere Kirche unseren Weg, welche wir aber mangels Zeit links liegen ließen.

Die letzte Etappe nach Lido di Jesolo verlief ereignislos. Wir schafften es sogar noch vor Einbruch der Dunkelheit, ins Hotel einzuchecken und im letzten Restlicht des Tages den Strand zu besuchen.

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Italien, Tag 16: Rimini

Der nächste Umzug stand an, und zwar von Rom nach Venedig. Da die Fahrt ein klein wenig zu lang ist für einen einzigen Tag mit Kindern im Auto, beschlossen wir, auf halber Strecke einen Übernachtungsstop einzulegen. Rimini liegt ungefähr in der Mitte und der Klang allein verspricht ja schon Glamour und Grandezza.

Der Abschied vom römischen Hotel verlief planmäßig und ohne Probleme, auch wenn es ein wenig stressig war, alle Sachen bis 10 Uhr einzupacken und im Auto zu verstauen. Zwischendrin kam noch ein Anruf von unserem Hotel in Rimini, dass wir wegen eines Wasserproblems nicht dort übernachten konnten, aber es stünde ein vergleichbares Zimmer in einem anderen Hotel zu den gleichen Konditionen zur Verfügung, also kein Drama.

Uns blieb bloß noch, dem mörderischen Verkehrs der Hauptstadt unbeschadet zu entkommen und die 4 Stunden Autobahnfahrt unfallfrei über die Bühne zu bekommen.
Direkt in Rimini lag unser heutiges Tagesziel: Italia in miniatura.

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Das italienische Miniaturwunderland wartet nicht nur mit wunder- und liebevoll gestalteten Miniaturnachbauten auf, sondern ist auch ein kleiner Vergnügungspark mit Wildwasserbahn, Karussellen und Einschienenbahn. Dies rechtfertigt dann ein wenig auch den etwas heftigen Eintritt von 23 € für Erwachsene und 17 € für Kinder zwischen 1m und 1,40 m Körpergröße, Kinder unter einem Meter Körpergröße können kostenlos rein. In der Nebensaison ist es ein wenig preiswerter, aber dann stehen eventuell auch nicht alle Attraktionen zur Verfügung.

Bei unserem Besuch gab es über 250 Miniaturszenen. Jede einzelne ist detailreich ausgeführt. Zwischen den Szenen fahren Züge, die per Knopfdruck losgeschickt werden können. Manche Bilder wurden animiert und können ebenfalls über Knopfdruck aktiviert werden. Ein riesiges Vergnügen für unseren Großen, der dann den Zügen hinterher jagte oder hunderte Mal den Jahrmarkt startete.

Natürlich nahmen wir alle Fahrgeschäfte mit, die wir kriegen konnten und für die der Große nicht zu klein war. Die Rundfahrt mit der Einschienenbahn bietet einen tollen Überblick über das Gelände, machte aber einen etwas wackligen Eindruck. Die Wildwasserbahn macht riesigen Spaß und es war toll, dass bei unserem Besuch selbst die Nebensaison fast vorbei war und wir ohne zu warten eine Runde nach der anderen damit fahren konnten.

Beim Besuch sollte die Fahrt durch das Miniaturvenedig nicht fehlen. Es gab uns einen schönen Vorabeindruck, was uns ein paar Tage später noch erwarten würde. Die Gondelfahrt war aber wesentlich ruhiger, und wurde aller paar Meter von automatischen Fotoanlagen gestört. Diese Fotos konnten am Ende der Fahrt für unverschämt viel Geld erworben werden.

Es gab eine Burg mit Wasserkanonen und eine begehbare Vogelvoliere mit farbenfrohen Keas. Auf einem großen Miniaturplatz, der gesäumt mit vielen Häusern war, gab es verschiedenste Szenen aus dem italienischen Alltag zu bestaunen. Diese wurden durch Drücken der Klingelknöpfe neben den Haustüren aktiviert und alle anwesenden Kinder rannten von Tür zu Tür und drückten sich die Finger wund.

Nach einigen Stunden jedoch hatten wir uns tatsächlich an den Miniaturen satt gesehen. Da half es auch nichts, dass außer den italienischen Attraktionen in einem separaten Teil auch europäische Gebäude und Sehenswürdigkeiten gezeigt wurden.

Wir fuhren zum Hotel, checkten problemlos ein und bekamen tatsächlich ein Zimmer mit Meerblick. Wenn man sich weit genug aus dem Fenster lehnte 🙂

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Anschließend erkundeten wir ein wenig den Stadtteil, in dem unser Hotel lag und schlendert am Strand entlang, auf der Suche nach interessanten und großen Muscheln. Leider war unsere Ausbeute nicht so berauschend, aber wir fanden dafür ein tolles Restaurant, in dem es die weltbeste Pizza gab. Wenn die heute noch nur halb so gut wie damals schmeckt, lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall.

Randvoll mit Pizza und glücklich, schlenderten wir zum Hotel zurück, wo wir die Kinder umgehend ins Bett verfrachteten. Der Große durfte das erste Mal in seinem Leben in einem Hochbett schlafen.

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Die Erwachsenen ließen den Abend bei äußerst milden Temperaturen auf dem Balkon ausklingen und bestaunten dabei die umliegenden, glitzernden Hügel. Wir wunderten uns, warum da so viele Lichter in der Ferne funkelten und eine kurze Google-Maps-Suche später fanden wir heraus, dass dies San Marino sein musste. Der Wikipedia-Eintrag der ältesten Republik der Welt klang vielversprechend und wo wir doch schon mal da waren …

Also dann, spontane Planänderung für den nächsten Tag: San Marino!

Italien, Tag 15: Tarquinia

Dieser Blogbeitrag ist eine leicht modifizierte Abschrift des Tagebucheintrags meines Mannes.

Heute geht es 83 Kilometer nach Tarquinia. Die zona archaelogica ist schon von Weitem erkennbar. Wir kaufen Gräber + Museum als Kombiticket (leider nur italienisch; Eintrittspreise Kombiticket: 8€ für Erwachsene, Kinder bis 18 Jahre frei; Einzelpreis Museum oder Gräber: 6€ für Erwachsene; Öffnungszeiten: 8:30-19:30 Uhr, montags geschlossen). Die Gräber sind gut gemacht. Keins gleicht dem anderen und alle sind sie ca. 3000 Jahre alt. Beeindruckend.

Vor allem die Fresken mit den bunten Farben und die Sarkophage und sowie die reichen Grabbeigaben, welche man aber erst im Museum sehen kann. Einige Gräber waren geplündert, viele aber unversehrt. Oft sind detailreiche Bilder erhalten, mit sehr starken Farben, selbst nach so langer Zeit.

Es gibt wenig Schatten auf dem Gräberareal und es ist sehr heiß. Abkühlung findet man in den Gräbern und unter den wenigen kleinen Olivenbäumen, von zwei kleinen pavillonartigen Schattenspendern mal abgesehen.

Es sind keine 20 Gräber, aber der permanente Wechsel zwischen hell-heiß und kühl-dunkel sowie das permanente treppauf und treppab strengen uns Erwachsene doch unheimlich an. Xayriel setzt ein paar Gräber aus und kümmert sich um die Kleene. Es hat allen gut gefallen, vor allem der Große fand es klasse, in den Gräbern das Licht anschalten zu können.

Da das Museum (aus einem nicht mehr nachvollziehbaren Grund) erst gegen 13 Uhr öffnet, schlenderten wir ein wenig durch die Stadt. Letztendlich sahen wir die Kirche des Ortes und ein paar sehr alte Türme. Tarquinia wurde 800 b.c. zur Stadt und das sieht man teilweise auch.

Wir beschließen, erstmal zu Mittag zu essen. Es ist wirklich sehr heiß und Tarquinia an diesem Sonntag ein gottverlassenes Nest, in dem alle Geschäfte geschlossen sind.
Wir finden das Ristorante A Casa Mia. Hier stehen 3 Tische vorm zugigen Lokal unter der Markise und die Menükarten sind handgeschrieben und aus Pappe. Xayriel bestellt Spaghetti shizophrenie, welche gut schmecken. Die Bedienung ist freundlich und die Gerichte und der Rotwein sind überaus preiswert.
Eine schlafende Katze wird zur Attraktion.

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Das Museum birgt vor allem die Funde der Hügelgräber, allen voran Reliefs, Säulen und Sarkophage, später auch Vasen, Waffen und Schmuck.

Die Sarkophage der Etrusker sind auf ihre Art wirklich einzigartig. Die Sarkophagdeckel zeigen die jeweiligen Verstorbenen in typischer Divanhaltung und mit erkennbar charakteristischen Gesichtszügen. Die Bildhauer der Etrusker sind wahre Künstler – und das vor 3000 Jahren. Auch lassen sich die massiven griechischen Einflüsse nicht leugnen.

Sichtbar wird dies auch an den Vasen. Selbst Ohrringe und Gemmen sind erstaunlich filigran gearbeitet. Aber leider ermüdet das Museum den Großen und mich ziemlich schnell und wir werden der vielen Vasen und Scherben überdrüssig. Xayriel scheint es ähnlich zu gehen bzw. zeigt sie Verständnis und eilt nun ihrerseits durch die Räume. Außerdem ist allen klar: nach dem Museum geht’s an den Lido.

Dort sind wir rasch eingetroffen ich muss sagen, es ist der bisher schönste Strand des Urlaubs. Durchaus etwas verschmutzt, aber viel Sand, sehr wenig Steine, Muscheln und Menschen. Der Sand ist von der schwarzen, glänzenden Sorte. Ich habe schon von solchem Sand gehört, aber ich habe noch nie welchen gesehen. Faszinierend.

Man kann 30-50 Meter weit ins Mittelmeer hineinlaufen, dass ermöglicht ein tolles Spielen mit dem Großen, welcher tapfer die Wellenklatscher ins Gesicht erträgt. Ich finde sogar ein paar wenige Muscheln, aber für eine intensive Suche reicht die Zeit nicht.
Schade.
Der Strand war wirklich toll.

Doch wir wollen noch zum Lago di Bracciano. Dieser unglaubliche See soll über so klares Wasserverfügen, dass er eine Blicktiefe von bis zu 10 m ermöglicht. Leider schaffen wir es nicht mehr im Licht der Sonne, wir treffen erst mit der Dämmerung in Bracciano ein. Xayriel schickt mich kurz Fotos schießen, dann geht es Richtung Rom.

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Wir merken aber beide, dass Bracciano für eine mögliche zukünftige Italienreise auf die To-Do-Liste gehört, genauso wie Volterra.

Wir gehen noch recht lecker nahe des Hotels essen. Leider ist die Kleene extrem unleidlich und lässt Xayriel nicht in Ruhe ihre Mahlzeit vertilgen. Der Große ist völlig überdreht, so dass der Abend in einem mittleren Desaster endet 😦

Italien, Tag 14: Rom III

Nachdem wir unser Morgenprogramm routiniert hinter uns gebracht hatten, begaben wir uns per U-Bahn zur Repubblica. Dort angekommen überlegten wir, ob wir in die Diokletiansthermen gehen oder die Kirche uns direkt gegenüber anschauen oder doch lieber direkt Richtung Villa Borghese marschieren sollten. Und wie wir so überlegten, was wir nun machen, kristallisierte sich immer mehr „ach komm, lass uns doch einfach mal in die Kirche reinschauen, wird schon nicht so lange dauern“ heraus.

Wenn uns Rom während unseres Aufenthalts bisher eines hätte lehren sollen, dann das man in dieser Stadt „nicht mal eben so“ in eine Kirche geht und nach 5 Minuten wieder draußen ist. Ganz gleich, wie unscheinbar das Gebäude von außen aussieht. Lernresistent wie wir aber waren, betraten wir die Kirche „Santa Maria degli Angeli e dei Martiri“ und waren – mal wieder – überwältigt.

Diese Kirche ist überraschenderweise der Kunst und der Wissenschaft gewidmet. Überall an den Wänden und in Nischen werden Kunstwerke oder naturwissenschaftliche Experimente präsentiert. So gibt es ein Pendel oder Ausführungen zu Galilei.

Den Boden zieren Windrosen, Sterne, Tierkreiszeichen und eine Meridianlinie, die als Sonnenuhr fungiert. Es machte einen Heidenspass, mit dem Großen so viele Sterne wie möglich zu finden. Die üblichen sakralen Elemente gibt aber genauso und genauso prächtig, wie wir es von Rom gewöhnt waren.

Im Anschluss wagten wir den Aufstieg, welcher uns am Mosesbrunnen, auch Brunnen des glücklichen Wassers genannt, vorbei zur „Chiesa di Santa Maria della Vittoria“ führte. Diese Kirche wird in Dan Browns Illuminati erwähnt und ich wollte mir den Schauplatz anschauen, wo wir doch schon mal da waren. Die Verzückung der Heiligen Theresa ist in der Tat recht hübsch, geht aber ein klitzeklein wenig im Prunk der restlichen Kirche unter.

Von Kirchen hatten wir erstmal genug, also begaben wir uns schnurstracks zum Park der Villa Borghese. Direkt vorm Parkeingang ist ein altes Stadttor und Teile der historischen Stadtmauer zu sehen.  Der Park ist recht hübsch, mit vielen Statuen, schattigen Plätzchen und jeder Menge Eisbuden. Es gibt öffentliche Toiletten, wofür wir sehr dankbar waren. Leider gibt es auch sehr viele Familientretautos, deren Fahrer sich als sehr rücksichtslos erwiesen und die auch keinerlei Skrupel hatten, in die Teile des Parks zu fahren, die eigentlich für diese Fahrzeuge gesperrt waren.

Wir spazierten gemütlich durch den Park, rasteten am Teich, ließen den Platz von Siena rechts liegen, schauten beim Tempio di Antonino e Faustina vorbei und entdeckten die Grotta dei Vini in der Nähe des Museums Borghese.

Hinter dem Museum ist ein herrlicher kleiner Park mit vielen Statuen. Erstaunlicherweise waren dort kaum andere Besucher und es war wunderbar ruhig.

Von dort ging es weiter zum Zoo, der sich zeitgemäß Biopark nennt. Direkt am Einlass wurde unsere Vorfreude jäh getrübt, denn einfach so eine Eintrittskarte kaufen ist nicht. Wir warteten, bis einer der Schalter, an denen jeweils nur eine Familie stand, frei wurde und baten um Tickets. Doch so leicht ging es nicht. Wir mussten zuerst eine Nummer an einem Automaten ziehen und erst, wenn unsere Nummer aufgerufen wurde, durften wir an den entsprechenden Schalter treten. Da niemand nach uns wartete, fanden wir dies etwas befremdlich, trabten aber los, um eine Nummer zu ziehen.

Als diese aufgerufen wurde, gingen wir zum Schalter, aber eine andere Familie war schneller und drängelte sich vor uns. Seltsamerweise wurde diese Gruppe auch ohne Ticket abgefertigt und unser Protest ignoriert. Zu diesem Zeitpunkt wäre ich am liebsten wieder gegangen, aber der Große hatte sich so sehr auf den Zoobesuch gefreut und wir wollten ihn nicht enttäuschen.

Wir warteten grummelnd, kauften endlich unsere Tickets und starteten den Rundgang. Leider wurde es im Zoo nicht besser. Viele Gehege hatten Zäune oder Begrenzungen, die die Sicht für Kinder unter 1,20-1,30m Körpergröße fast komplett verbauten. Einige Areale waren sehr klein oder enthielten nur 1 oder zwei Tiere, was bei Herdentieren wie Elefanten oder Giraffen eher unschön ist. Es wurde versucht, den Park thematisch zu gliedern, aber die Aufteilung wirkte bemüht, wenn es wie bei den Katzenartigen nur zwei Arten zu sehen gibt.

Der Bio-Gedanke, mit dem der Zoo wirbt, hat sich uns nicht direkt erschlossen. Es gab, soweit wir das erkennen konnten, keine gefährdeten Tierarten, deren Erhalt man in Angriff nehmen wollte oder besonders nachhaltige Pflege oder Konzepte. Stattdessen gab es eine Parkbahn, die aber nicht umweltfreundlich elektrisch betrieben wurde, sondern schön knattrig und Rußwolken spuckend, von einem Dieselmotor.

Was aber irgendwie am meisten störte, waren die vornehmlich italienischen Besucher. Sie waren laut und rücksichtslos und konnten offenbar nicht lesen. Denn egal, wie oft Schilder mahnten, dass die Tiere nicht gefüttert werden sollten, es wurden Nahrungsmittel aller Art in die Gehege geworfen. Am schlimmsten fand ich es in dem ansonsten wirklich sehr gelungenen Reptilienhaus. Am Eingang gab es riesige Schilder, dass man bitte leise sein sollte, keine Fotos mit Blitz machen und nicht an die Scheiben klopfen sollte.

All diese Hinweise wurden stoisch ignoriert. Es wurde an die Scheiben gehämmert, dass sie kurz vom Zerspringen standen. Der Lärm war ehrlich ohrenbetäubend. Und wie man den Blitz am Foto ausschaltet, stand vermutlich nicht im Handbuch. Alles in Allem sehr enttäuschend. Da fielen die 3 Euro zusätzlich für das Aquarium mit exotischen Fischen bei der Gesamtbewertung gar nicht mehr ins Gewicht. Wir schenkten uns das aber, der reguläre Eintritt war mit 16 Euro schon heftig genug. Ich hab nun schon einige Zoos gesehen und dies war mit Abstand der unattraktivste von allen.

Als wir unseren Rundgang beendet hatten, genossen wir noch ein wenig die Ruhe im Park, während wir zur Bushaltestelle liefen. Der Bus Nummer 160 brachte uns direkt zu den Caracalla-Thermen. Dank des Roma Passes zahlten wir nur 3 Euro pro Erwachsenen, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren kommen kostenlos rein.

Was für ein Unterschied zum Zoo. Nur wenige Besucher hatten sich an diesem Tag dorthin verirrt und die paar verliefen sich zudem noch auf dem weitläufigen Gelände. Von den Badehäusern ist nicht mehr so viel übrig geblieben, aber die Archäologen haben sich bemüht, mittels Schautafeln und Rekonstruktionen einen guten Eindruck zu vermitteln, wie sich das öffentliche Leben in den Thermen gestaltete. Für den interessierten Besucher gibt es viel zu sehen, Kinder hingegen können gefahrlos rumrennen, alles ist gut abgesperrt und gesichert.

Uns blieb noch ein letzter Punkt auf unserer Liste: die Spanische Treppe. Wir fuhren wieder mit dem Bus Nummer 160 zum Piazza del Popolo, wo wir uns als erstes die Basilika Santa Maria del Popolo anschauten. Die Kirche zeigt sich gewohnt prunkvoll und wirklich jede Nische ist mit einem Altar für einen der vielen Heiligen ausgestattet. Bernini hatte wieder seine Finger im Spiel und die Chigi-Kapelle (war leider bei unserem Besuch wegen Restaurationsarbeiten eingerüstet 😦 ) tauchte bei Dan Brown auf. Ein Besuch lohnt sich also.

Wieder im Freien, schauten wir uns auf dem Platz um. Ein schöner Brunnen verziert die Mitte und ein Obelisk steht auch dekorativ in der Gegend rum. An den Seiten stehen prächtige Säulen, welche kleinere Brunnen säumen. Der gesamte Platz wird von Menschenmassen dominiert, was mitten im Zentrum am Anfang einer der berühmtesten Einkaufsmeilen nicht wirklich verwundert.

Proportional zur Menschenmenge ist hier auch die Kirchendichte. Nach der dritten Kirche haben wir aufgehört, uns die Namen zu merken oder überhaupt noch Fotos zu machen. Dennoch sollen die Zwillingskirchen Santa Maria dei Miracoli und Santa Maria in Montesante nicht unerwähnt bleiben. Erstere haben wir besucht, letztere links liegen gelassen. Ich nutzte endlich die Gelegenheit, um eine Kerze für meine 2010 verstorbene Oma anzuzünden.

An der Spanischen Treppe angekommen, haben wir von selbiger nicht viel gesehen, da es einfach zu viele Menschen waren. An sich wollten wir uns noch den Trevi-Brunnen anschauen, aber der war wegen Bauarbeiten komplett eingerüstet und es gab nur einen billigen Abklatsch daneben. Da es mittlerweile recht spät geworden war, nutzen wir den direkt unter der Treppe gelegenen U-Bahnhof Spagna, um uns schnellstens zum Old Marconi zu begeben, wo leckeres Essen und zwei eiskalte Limoncello (Limoncelli?) auf uns warteten.

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