England, Tag 16: Dartmouth Castle

An diesem Tag beging ich einen entscheidenden Fehler: ich gab meinem Mann die Kamera in die Hände. Bis dahin hatte ich mich um die Fotos gekümmert und er zierte sich immer, hatte er doch große Angst, etwas kaputt zu machen oder mit der Technik nicht zurecht zu kommen. Nun kann man bei der Kamera nicht viel falsch machen. Anschalten, draufhalten, abdrücken, in dunkleren Ecken den Blitz ausklappen, fertig.
Und damit hatte ich ja was losgetreten. Bislang hatten wir in den vergangenen 15 Tagen um die 1.000 Bilder geknipst, in den folgenden 7 Tagen produzierte mein Mann 1.800 Fotos. Uff!

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Unser Tagesziel war Dartmouth Castle, zum English Heritage zugehörig und damit für uns kostenlos. Das Wetter hatte sich weiter gebessert, der Regen komplett aufgehört. Das Google-Navigationssystem lotste uns etwas abenteuerlich über eine Autofähre, welche uns letztendlich aber direkt nach Dartmouth brachte. Die Straßen in der Stadt waren äußerst eng und verwinkelt, die Ausschilderung zum Castle eher spartanisch und einen dazugehörigen Parkplatz haben wir auch nicht gefunden. So parkten wir dann am Straßenrand und liefen den restlichen Weg.

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Die Burg selbst liegt sehr malerisch direkt am Wasser und ist auch überschaubar groß. Die zugehörige Ausstellung beschäftigte sich fast ausschließlich mit den strategischen Aspekten der Anlage und daher gab es, sehr zur Freude unsere Kindes, wieder jede Menge Kanonen.

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Zum Castle gehört auch eine kleine Kapelle und ein Friedhof in Hanglage, welcher sich besonders durch die Ordnung der aufgestellten Grabsteine auszeichnete 😀

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Auf dem Weg in die Stadt machten wir einen Abstecher nach Bayard’s Cove, welche ein klein wenig versteckt am Ende des Piers in Dartmouth liegt.

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Eigentlich wollten wir mit dem Bötchen in die Stadt fahren, aber entweder haben wir die Anweisungen nicht richtig befolgt oder aber der Fährdienst war bereits eingestellt.

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Nach einer guten halben Stunde Warten und Umschauen entschieden wir uns, dann eben in die Stadt zu laufen.

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Dort angekommen kauften wir in einer Bäckerei Schokobrötchen und Käsecroissants und schauten uns die schicken Fachwerkhäuser an.

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Da Sonntag war und die meisten Geschäfte geschlossen hatten, hielten wir uns nicht sonderlich lange in der Stadt auf, sondern fuhren nach Blackpool Sands, einer der schönsten Strände in der Gegend. Ich bin auf dem Weg dahin (mal wieder) an der Abzweigung vorbei gefahren und beim Wendemanöver rammte ich leider den Erdwall der gegenüberliegenden Straßenseite, was in einem recht großen, unschönen und erdverklumpten Kratzer links an der Stoßstange resultierte. Die englischen Landstraßen können aber auch verdammt eng sein (mehr dazu im nächsten Bericht). Gut, war das Thema also auch erledigt 🙂 (Da ich das Auto mit Vollkasko ohne Selbstbeteiligung angemietet hatte, ist es mir sogar egal gewesen, wenn es abgebrannt wäre oder sonstwas 😉 )

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Wir hockten uns dick eingemummelt an den Strand und aßen unsere Brötchen und schauten den Wellen zu. Es war recht windig und entsprechend schöne Wellen krachten an den Strand.

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Nachdem wir uns satt gesehen und gegessen hatten, fuhren wir zurück nach Torquay. Am dortigen Pier steht ein großes Riesenrad und der Kleene lag uns bereits seit Tagen in den Ohren, dass er unbedingt damit fahren wollte. Und da wir an dem Tag noch genug Zeit hatten und er auch wieder ganz brav bei unseren Unternehmungen mitgezogen hatte, erfüllten wir ihm den Wunsch. Zur Belohnung für uns gab es ein paar schöne Bilder von oben 🙂

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Abends ging es dann wieder in DAS Pub und ich halte seitdem Indoor-Spielplätze in Gaststätten für die größte Erfindung seit geschnitten Brot 🙂

England, Tag 3: Sherlock Holmes

An diesem Morgen signalisierte mir mein Körper, dass ich ein wenig mehr Rücksicht auf den mitreisenden blinden Passagier nehmen sollte. Wir ließen es dementsprechend etwas ruhiger angehen, schliefen ein wenig länger, duschten ausgiebiger und überhaupt war das ja hier Urlaub 🙂

Diesmal nahmen wir den Bus zur U-Bahn-Haltestelle Osterly, was unserem Kleenen total gefallen hat, da er im Doppeldeckerbus oben ganz vorne sitzen und Busfahrer spielen konnte. In der Londoner City angekommen ging es am New Scotland Yard vorbei zum St. James’s Park, wo der Kleene großes Vergnügen daran hatte, erst Eichhörnchen und, als wir ihm das verboten haben, Tauben zu jagen. Einmal dachte er, er hätte uns verloren und fing bitterlich an zu weinen, dabei standen wir nur auf der anderen Seite eines etwas dickeren Baums, keine 5 Meter von ihm entfernt. Aber er ist ja auch erst 4 Jahre.

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Das Tolle am St. James’s Park, neben dem vielen Grünzeugs und der Tiere, ist, dass er direkt an ziemlich viele von Londons Sehenswürdigkeiten grenzt. Natürlich sind wir zum Buckingham Palace gepilgert und haben dort inmitten der Massen versucht, ein paar brauchbare Fotos zu schießen.

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Wieder zurück im Park haben wir an einer der zahlreichen Imbissbuden eine Kleinigkeit gegessen und hatten alle Hände voll zu tun, uns gegen die sehr aufdringlichen und allgegenwärtigen Tauben zu wehren. Doch auch ein Rabe schaute interessiert zu.

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Wir haben unseren Rundgang durch den Park fortgesetzt, immer wieder unterbrochen von kleineren Regenschauern, welche sich aber unter den großen Bäumen gut aushalten ließen. Wir überquerten die Horse Guards Parade, machten einen kurzen Abstecher zur Downing Street, die ich mir völlig anders vorgestellt hatte und liefen dann zum Trafalgar Square.

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Von dort sind wir mit der U-Bahn zur Baker Street gefahren, stellten da allerdings fest, dass wir uns doch ein wenig mit dem Wetter verschätzt hatten und es ein wenig frisch war. Also wieder zurück zum Oxford Circus und dort erstmal eine dicke Weste mit Kapuze für den Kleenen und für mich einen superkuschligen und warmen Pullover gekauft. (Den Pullover habe ich getragen, bis ich es geruchstechnisch meinen Mitmenschen nicht mehr zumuten konnte und nach dem Urlaub in die Waschmaschine gesteckt, ohne vorher die Waschanleitung zu lesen. In ca. 2-3 Jahren ist der Kleene vermutlich reingewachsen.)

Jetzt wesentlich besser verpackt ging es wieder zur Baker Street, genauer gesagt zur Hausnummer 221b.

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Das Sherlock Holmes Museum sieht von außen eher unscheinbar und nicht sonderlich vielversprechend aus und ich dachte schon, das wird ein Reinfall. Aber weit gefehlt.

In der gesamten ersten Etage waren die Wohnzimmer von Sherlock Holmes in unglaublicher Detailverliebtheit nachgebildet. Da gab es das Chemielabor, das Schlafzimmer, den Tabakslipper, die Einschusslöcher, den Kamin und jede Menge anderer Kleinigkeiten. Zum Glück war nicht so viel Andrang, so dass wir in Ruhe alles anschauen konnten.

Im 2. und 3. Stock wurden die spektakulärsten Fälle mit Wachsfiguren nachgestellt oder anhand von fiktiven Tagebucheinträgen oder Trophäen inszeniert.

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Nach dem Besuch wollten wir eigentlich in einer Pizzakette zu Abend essen, aber leider waren auf der Karte nur sehr seltsame Pizzen aufgelistet, weswegen wir uns mit einem kleinen Snack begnügten.

Wir sind danach wieder zum Covent Garden, weil wir ja noch den Markt besuchen wollten. Aber ich hatte mich völlig in der Zeit vertan, wir hatten doch um 19 Uhr noch eine wichtige Reservierung und bereits im Voraus bezahlt.

Also wieder fix zur U-Bahn, was bei der Haltestelle Covent Garden durchaus ein Erlebnis ist. Gibt es in den meisten Stationen Rolltreppen, so gab es hier nur Aufzüge und eine Treppe mit 195 Stufen. Da wir mitten in der Rush Hour waren, nahmen wir diesmal die Treppe und waren heilfroh, dass es nur abwärts ging. Dann fix mit der U-Bahn zur Waterloo Station, noch ein wenig laufen und schon prangte es in seiner ganzen Schönheit vor uns, das London Eye:

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Im Riesenrad selbst haben wir Unmengen an Fotos der Stadt in der Dämmerung gemacht. Leider war die Qualität nicht so berauschend, da die Plexiglasscheiben der Kapseln sehr zerkratzt und dreckig waren. Schade. Aber immerhin hatte sich das Wetter wieder gefangen und wir hatten eine gute Sicht, auch wenn wir nicht alle Landmarken erkannt haben. Da müssen wir wohl noch mal wiederkommen 🙂

Kurz vor 20 Uhr waren wir wieder auf dem Boden und wollten so schnell wie möglich zurück ins Hotel, um dort hoffentlich noch etwas Essbares zu bekommen. Unsere Nahrungsaufnahme tagsüber hielt sich ja in argen Grenzen und mittlerweile waren wir doch ordentlich ausgehungert. Trotzdem wir bei 2x Umsteigen nie lange warten mussten, kamen wir erst nach 21 Uhr im Hotel an, aber glücklicherweise hatte das Restaurant von offen, dafür gab es allerdings nur noch die halbe Karte. Egal, Hauptsache, wir bekamen überhaupt was zu Essen.

Und wieder waren wir völlig geschafft, der Kleene schlief schon tief und fest in der U-Bahn und nickte auch immer mal beim Essen weg. Also wie die Abende zuvor ohne Umschweife ins Bett und ausruhen.