Lange Zeit war es nur eine diffuse Hibbeligkeit, die hauptsächlich damit zu tun hatte, einfach mal 3 Wochen dem täglichen Wahnsinn auf Arbeit durch Urlaub weit weit weg entgehen zu können. Diese Unruhe wurde ein wenig dadurch getrübt, dass bis auf die Eckdaten und die gebuchten Unterkünfte keinerlei konkrete Pläne für die einzelnen Urlaubstage, ja noch nicht mal Ziele feststanden. Bislang umfasste die Planung nur 2 Wochen Holland (ja, Holland), dort einige Fahrten nach Amsterdam und dann eine Woche Belgien. Mehr nicht.
Und selbst die Unterkunft in Holland stand zwischenzeitlich auf der Kippe. Ich hatte sie wie üblich über Booking.com gebucht und bei den vergangenen Buchungen war es so, dass der volle Betrag oder die Anzahlung direkt vom Konto abgebucht oder per Kreditkarte eingezogen wurde. Nur bei der holländischen Unterkunft mussten wir ausnahmsweise den Betrag selber überweisen. Stand explizit so da und ich wartete nach der Buchung auf die Email mit der Rechnung und der Bankverbindung. Ich wartete vergeblich bis ich ungefähr einen Monat später eine Email erhielt, wo denn die Zahlung bliebe und wir das Geld bis spätestens zum 17. überweisen sollten. Da ich meine Mails nur regelmäßig checke, wenn ich welche erwarte, las ich diese Mail erst am 20. und verfiel spontan in Panik. Da ich zu diesem Zeitpunkt gerade beim Fußballtraining des Großen war und somit relativ handlungsunfähig, tippte ich schnell eine Antwort per Handy, dass ich mich sofort nach der Rückkehr kümmern würde und sie doch bitte nicht die Buchung stornieren sollten.
Daheim angekommen checkte und checkte ich meine Emails und fand in einem Wirrwarr noch nie gesehener Mails auch die besagte Rechnung. Ich vermute einen technischen Defekt beim Mailprovider, eventuell auch ein übervoller Browsercache meinerseits, jedenfalls hätte ich schwören können, die Rechnungsmail innerhalb einer Woche nach Buchung nicht in meinem Postfach gesehen zu haben. Wie auch immer, jetzt hieß es handeln.
Ich überwies sofort den fälligen Betrag, auch wenn mein Konto gerade um Gnade flehte. Uns hätte eine Stornierung oder Nichtzahlung eh nicht geholfen, da ich mich mit der Buchung verpflichtete, so oder so den vollen Betrag zu zahlen. Per Email teilte ich mit, was passiert war und dass das Geld unterwegs sei und hakte nach, ob die Buchung trotz der Verzögerung noch gültig sei. Wie auf glühenden Kohlen sitzend, checkte ich aller 10 Sekunden mein Postfach, bis endlich zwei Stunden später die Meldung kam: Alles gut, Buchung immer noch gültig, Bungalow immer noch für uns reserviert.
Was für eine Erleichterung!
Aufgeschreckt durch dieses Erlebnis prüfte ich die Buchung der belgischen Unterkunft genaustens, nicht dass ich dort auch etwas übersehen hatte. Aber nein, dort stand klipp und klar: Abbuchung der Anzahlung per Kreditkarte.
Also checkte ich meine Kontoauszüge, konnte aber nichts finden. Da ich die Kreditkarte nur höchst selten benutze, bin ich mit den Abrechnungszyklen und den üblichen Verzögerungen, die sich daraus ergeben, überhaupt nicht vertraut. Da mir aber die Jahresgebühr zuverlässig abgebucht wurde, war ich relativ sicher, dass die Karte noch gültig war.
Und tatsächlich, zwei Monate später fand ich eine nicht näher bezeichnete Abbuchung auf meinem Konto, die ungefähr der Höhe der Anzahlung entsprach. Leider nur ungefähr, so dass ich zur Sicherheit mit der Bank telefonierte und nachfragte. Diese bestätigte mir, dass die Abbuchung von der Pension war und die freundliche Kundendienstmitarbeiterin und ich wunderten uns gemeinsam, warum der Kreditkartenabbuchungsbescheid (gleich zwei tolle Worte fürs Galgenraten), auf dem ich das hätte selber sehen können, nicht in meinem Briefkasten gelandet ist.
Ist er bis heute nicht, aber ist mir auch egal, Hauptsache, die Buchung steht.
Insgeheim hatte ich ja ein klein wenig darauf gehofft, dass die Buchungen doch ins Leere laufen, denn je näher der Urlaub rückte, desto deutlicher wurde, dass unser Budget extrem knapp sein würde dieses Jahr. Die 4.000 € der letzten beiden Urlaube waren definitiv nicht drin und am Ende wären wir billiger dran, gar nicht zu fahren als zu fahren und frustriert vor den zahlreichen Sehenswürdigkeiten zu stehen, weil wir uns den Eintritt nicht leisten können.
Dieser Frust verstärkte sich bei jedem Anlauf, ein Urlaubsprogramm zu erstellen. An Ausflugszielen besteht in beiden Ländern wirklich kein Mangel, aber die allerallermeisten davon kosten Geld. Und das teilweise recht ordentlich.
Allein in Amsterdam, wo sich eine Sehenswürdigkeit an die andere reiht, wird man nur durch die Eintritte arm. Rijksmuseum – 12,50€, van Gogh Museum – 17€, NEMO Science Museum – 15€, Koninklijk Paleis – 10€, De Oude Kerk – 7,50€, De Nieuwe Kerk – 10€; Preise jeweils für einen Erwachsenen, Kinder im Schnitt die Hälfte. Macht für Amsterdam 72 € für einen Erwachsenen. Da hilft die I Amsterdam Card nur bedingt weiter, da allein die günstigste Ausgabe für 24 Stunden schon 55€ kostete. Die 2-, 3- oder 4-Tageskarten sind zwar in der Staffelung günstiger, aber wirklich gerechnet hätte sich das nicht und außerdem hätten wir dann 3 oder 4 Tage hintereinander nach Amsterdam gemusst. Für einen Wochenendtrip sicher eine tolle Sache, für Reisen mit zwei kleinen Kindern einfach nicht praktikabel.
Der Urlaub sollte aber keine reine Städtereise werden und wir wollten auch das Land, die Dörfer, die Windmühlen, die Pfade abseits der Menschenmassen sehen. Aber egal, wo ich hinschaute, jedes noch so kleine Museum wollte Eintritt – deren gutes Recht – und fast jedes Mal hätte es ein riesiges Loch in unser Budget gerissen. Das vergällte mir die Urlaubsplanung dermaßen, dass ich nicht über zwei oder drei Ziele pro Versuch hinaus kam, bevor ich entnervt aufgab und der Bankrott immer greifbarer am Horizont heraufzog.
Um irgendwie voran zu kommen und weil mir der Italienurlaub noch negativ in Erinnerung ist, forderte ich meinen Mann immer wieder auf, nach Zielen zu suchen, die er interessant fand. Das Vorgehen hatte zwei Vorteile. Erstens standen wir im Fall der Fälle nicht komplett mit leeren Händen da und zweitens könnte er sich so nicht wieder aus der Verantwortung stehlen.
Er suchte dann auch fleißig und erstellte eine umfangreiche Liste, aber ich konnte mich nicht durchringen, diese näher zu betrachten, weil ich befürchtete, doch nur wieder auf jede Menge horrender Eintrittspreise zu stoßen.
Ich konnte auf Arbeit zwar immer wieder sagen: „Oh, nur noch 4 Wochen.“ oder „Ha, in 3 Wochen bin ich weg.“, doch konnte auch dies den Frust nicht wirklich dämpfen.
Das änderte sich erst am Mittwoch, als ich endlich die Muse und Kraft fand, mich ausführlicher mit der Urlaubsplanung zu beschäftigen. Zu Anfang stieß ich nur wieder auf die üblichen hohen Eintrittspreise und die für uns nicht praktikable Amsterdam Card und den sehr umständlichen Holland Pass. Um diesen optimal nutzen zu können, sucht man sich passende Ziele der Kategorie Gold und Silber aus, bucht dann nach Anzahl der Ziele den entsprechenden Pass und kann in einer beliebigen teilnehmenden Stadt einen Tag lang den Nahverkehr nutzen. Dazu gibt es Rabatte auf alle weiteren, nicht mehr vom Pass gedeckten Sehenswürdigkeiten. Als ich die Liste der Gold- und Silberkategorien durchging, fand ich viele schöne Attraktionen, aber irgendwie fand ich nur Silber- oder nur Gold-Museen. Zudem ist der Preis echt happig und es gibt nur die Small-Edition für Kinder, was unseren Plänen völlig entgegenlief. Selbst beim Rechnen mit dem ganz spitzen Bleistift hielt sich die Ersparnis in sehr engen Grenzen, was diese Option eher unattraktiv macht.
Aber während der Suche nach Museen stieß ich auf das Zuiderzeemuseum und fand dort auf der Seite, wo die Preise gelistet sind, folgenden Hinweis:
Mit der Museumskarte erhalten Sie freien Eintritt bei 400 Museen in den Niederlanden. Erhältlich ist sie an der Kasse vom Zuiderzeemuseum.
Ich wurde sofort hellhörig. Die Museumskarte war mir bei meinen Recherchen bislang noch nicht untergekommen und eine Google-Suche später landete ich auf der Homepage der Karte. Diese ist leider nur in niederländisch, aber Google ist auch hier sehr hilfreich und bietet brauchbare Übersetzungen an. Mit diesen und meinen rudimentären Sprachkenntnissen des Niederländischen fand ich eine Liste aller Museen, die man mit der Karte kostenfrei besuchen kann. Die Liste ist nach den einzelnen Provinzen gegliedert und die jeweiligen Unterseiten nach den Orten in den Provinzen sortiert. Der Preis ist mit knapp 60€ für Erwachsene und 32€ für Kinder unter 18 Jahren wirklich günstig. Kinder unter 3-6 Jahren, je nach Museum, sind oft frei, so dass wir für die Süße mit ihren 2 Jahren keine Karte kaufen müssen.
Ich ging die Liste der teilnehmenden Museen durch und stellte fest, dass sämtliche unserer angepeilten Ziele in Amsterdam bis auf den Artis Royal Zoo mit dieser Karte abgedeckt sind. Also allein in Amsterdam hätten wir den Preis für die Karte wieder drin.
Zudem fand ich einige Sehenswürdigkeiten in der Liste wieder, die ich beim Holland Pass schon gefunden hatte und wo ich mich ärgerte, dass sie in der gefühlt sofort vollen Goldkategorie gelistet waren. Mir erging es beispielsweise beim Kasteel de Haar so. Ich fand das Kasteel auf Anhieb cool, dachte an die Begeisterung des Großen für Schlösser und Burgen, war aber vom Preis völlig abgeschreckt.
Nun steht die Festung aber auf der Liste der Museumskarte und schon ist es eines unserer Urlaubsziele.
Ich war so begeistert von meinem Fund, dass ich es kaum erwarten konnte, meinem Mann davon zu berichten. Aufgeregt wie ein kleines Kind zählte ich alle Ziele auf, die ich anhand der Liste fand und mit einem Schlag wurde unser Urlaub gefühlt um 1.000€ günstiger. Am Ende mögen es nur 300€ sein, aber wir hatten endlich einen Weg gefunden, so viel Holland wie möglich für so wenig Geld wie möglich zu erleben.
Von dieser Euphorie angespornt ging ich voller Enthusiasmus die von meinem Mann zusammengestellten Ziele durch. Er hatte viele tolle Ideen und Attraktionen gefunden, auf die ich nie gekommen wäre. Das allerbeste war aber, dass 90% davon auf der Liste der Museumskarte standen. Ich ergänzte meine Liste mit seinen Zielen, gruppierte alles zu Tagespaketen und stellte einen Plan auf, wann wir was machen könnten.
Die Wochentage sind bei der Urlaubsplanung ein wichtiger Faktor, der unbedingt berücksichtigt werden sollte. Viele Museen haben beispielsweise Montags geschlossen. Die Überfahrt nach Texel wiederum ist Dienstag-Donnerstag wesentlich günstiger als am Rest der Woche. Örtliche Märkte finden nur an bestimmten Wochentagen statt, so wie der Käsemarkt in Alkmaar jeden Freitag.
Zu Anfang gab es ganz viele Lücken im Tagesplan und ich rätselte, was wir denn noch so machen könnten. Ich ging unsere konsolidierte Liste durch und nach und nach füllte sich der Plan, bis nur noch ein Tag „Luft“ blieb. Als ich die Liste erneut durchging, musste ich feststellen, dass diverse MUSS-Ziele nicht berücksichtigt waren. Liste angepasst, erneut geschaut, festgestellt, dass wir urplötzlich zu wenige Tage für alle Ziele hatten. Wir hielten eine kurze Konferenz, überlegten gemeinsam, welche Ziele zusammengelegt werden könnten oder was uns nicht so wichtig erscheint. Es gab einige Diskussionen und am Ende stand eine Liste, in der wir für jeden Tag eine Tour samt Sehenswürdigkeiten und Museen eingetragen haben. Diese Liste muss ich allerdings noch ein wenig anpassen und verfeinern, so dass wir zwischen „wochentaggebunden“, „Schönwetter“ und „Schlechtwetter“ unterscheiden können. Grundsätzlich ist die Liste flexibel, nur 3 Termine sind fest und wir sollten wegen der Kinder vermeiden, an zwei Tagen hintereinander nach Amsterdam zu fahren.
Und so ganz nebenbei sind wir wieder in Amsterdam gelandet, wo ich seit gestern genügend Zeit hatte, um mir Sorgen über die Verkehrs- und Parksituation in der Stadt zu machen. Bock auf superteure Innenstadtparkhäuser (1€ pro 12 Minuten) hatte ich genauso wenig wie auf enge Gassen und durch Grachten beschränkte Straßenführung.
Eine erneute Google-Suche schaffte aber auch hier Erleichterung, denn Amsterdam hat ein ausgeklügeltes und wirklich geniales Park&Ride-System, von dem sich viele Städte eine dicke Scheibe abschneiden können.
Es gibt um die ganze Stadt verteilt Parkplätze und Parkhäuser, wo man für 1€ (!) pro 24 Stunden parken kann. Voraussetzung ist, dass man nach 10 Uhr auf den Parkplatz fährt und bei der Rückreise maximal eine Stunde vorher an einer Innenstadthaltestelle das letzte Mal eingecheckt hat. An dieses Parkplätzen kann man Fahrkarten für den Nahverkehr kaufen, mit denen man jeweils eine Stunde hin und zurück fahren kann, Umsteigen inklusive. Da wir eh vor hatten, die meisten Ziele per Fuß zu erreichen, wenn wir erst mal in der Innenstadt sind, ist das für uns die perfekte Lösung. Wenn alles gut geht, sind wir für knapp 7 Euro pro Tag mobil in Amsterdam, ohne uns an bestimmte Tage, wie bei 2- oder 3-Tageskarten, binden zu müssen. Eine tolle Seite, die sehr zeitnah individuelle Fragen zum Parken in Amsterdam beantwortet, gibt es unter www.nach-holland.de.
Ganz ehrlich, meine Begeisterung für den Urlaub steigt gerade stündlich. Mit all diesen Informationen können wir den drohenden Bankrott gerade noch so abwenden. Und da die Temperatur in der heißen Phase nicht nur wegen der tropischen Außentemperaturen stündlich steigt, habe ich heute zur Vorbereitung eine 64-GB-SD-Speicherkarte für die Kamera, einen 64-GB-USB-Speicherstick fürs Auto zum Musikhören und einen Mädchenbadeanzug bestellt.
Wenn wir jetzt noch die Belgienplanung ähnlich gut über die Bühne bringen, stehen unserem Urlaub nur noch wenige Arbeitstage im Wege!
© Foto von Flickr/Roman Boed „Delft Reflected in the Window of a Cheese Shop“, CC BY 2.0