Museumkaart

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In einem früheren Artikel hatte ich ja bereits über die Museumkaart geschwärmt und wie viel Urlaub sie uns ermöglichen wird.

Heute habe ich mich hingesetzt und habe die regulären Eintrittspreise, ohne Onlinekaufrabatte oder Familientickets, aufgeschrieben und gegen den Kartenpreis gestellt. Ehrlich, am Ende hat es mich fast vom Bürostuhl gewippt.

Sagenhafte 318€ Ersparnis. Bei uns hat sich die Karte ab dem 5. Tag gerechnet, wobei die ersten 4 Museen die teuersten unserer Hollandziele waren. Aber mal so übern Daumen gepeilt lohnt sich die Karte ab 1 Woche Aufenthalt, wenn man jeden Tag eine der über 400 Attraktionen besucht.

Im Gegenzug bedeutet das auch, dass wir ohne Karte über 470€ nur an Tickets ausgegeben hätten. Nenn ich mal ne Hausnummer.

Die heiße Phase

Lange Zeit war es nur eine diffuse Hibbeligkeit, die hauptsächlich damit zu tun hatte, einfach mal 3 Wochen dem täglichen Wahnsinn auf Arbeit durch Urlaub weit weit weg entgehen zu können. Diese Unruhe wurde ein wenig dadurch getrübt, dass bis auf die Eckdaten und die gebuchten Unterkünfte keinerlei konkrete Pläne für die einzelnen Urlaubstage, ja noch nicht mal Ziele feststanden. Bislang umfasste die Planung nur 2 Wochen Holland (ja, Holland), dort einige Fahrten nach Amsterdam und dann eine Woche Belgien. Mehr nicht.

Und selbst die Unterkunft in Holland stand zwischenzeitlich auf der Kippe. Ich hatte sie wie üblich über Booking.com gebucht und bei den vergangenen Buchungen war es so, dass der volle Betrag oder die Anzahlung direkt vom Konto abgebucht oder per Kreditkarte eingezogen wurde. Nur bei der holländischen Unterkunft mussten wir ausnahmsweise den Betrag selber überweisen. Stand explizit so da und ich wartete nach der Buchung auf die Email mit der Rechnung und der Bankverbindung. Ich wartete vergeblich bis ich ungefähr einen Monat später eine Email erhielt, wo denn die Zahlung bliebe und wir das Geld bis spätestens zum 17. überweisen sollten. Da ich meine Mails nur regelmäßig checke, wenn ich welche erwarte, las ich diese Mail erst am 20. und verfiel spontan in Panik. Da ich zu diesem Zeitpunkt gerade beim Fußballtraining des Großen war und somit relativ handlungsunfähig, tippte ich schnell eine Antwort per Handy, dass ich mich sofort nach der Rückkehr kümmern würde und sie doch bitte nicht die Buchung stornieren sollten.

Daheim angekommen checkte und checkte ich meine Emails und fand in einem Wirrwarr noch nie gesehener Mails auch die besagte Rechnung. Ich vermute einen technischen Defekt beim Mailprovider, eventuell auch ein übervoller Browsercache meinerseits, jedenfalls hätte ich schwören können, die Rechnungsmail innerhalb einer Woche nach Buchung nicht in meinem Postfach gesehen zu haben. Wie auch immer, jetzt hieß es handeln.

Ich überwies sofort den fälligen Betrag, auch wenn mein Konto gerade um Gnade flehte. Uns hätte eine Stornierung oder Nichtzahlung eh nicht geholfen, da ich mich mit der Buchung verpflichtete, so oder so den vollen Betrag zu zahlen. Per Email teilte ich mit, was passiert war und dass das Geld unterwegs sei und hakte nach, ob die Buchung trotz der Verzögerung noch gültig sei. Wie auf glühenden Kohlen sitzend, checkte ich aller 10 Sekunden mein Postfach, bis endlich zwei Stunden später die Meldung kam: Alles gut, Buchung immer noch gültig, Bungalow immer noch für uns reserviert.

Was für eine Erleichterung!

Aufgeschreckt durch dieses Erlebnis prüfte ich die Buchung der belgischen Unterkunft genaustens, nicht dass ich dort auch etwas übersehen hatte. Aber nein, dort stand klipp und klar: Abbuchung der Anzahlung per Kreditkarte.
Also checkte ich meine Kontoauszüge, konnte aber nichts finden. Da ich die Kreditkarte nur höchst selten benutze, bin ich mit den Abrechnungszyklen und den üblichen Verzögerungen, die sich daraus ergeben, überhaupt nicht vertraut. Da mir aber die Jahresgebühr zuverlässig abgebucht wurde, war ich relativ sicher, dass die Karte noch gültig war.

Und tatsächlich, zwei Monate später fand ich eine nicht näher bezeichnete Abbuchung auf meinem Konto, die ungefähr der Höhe der Anzahlung entsprach. Leider nur ungefähr, so dass ich zur Sicherheit mit der Bank telefonierte und nachfragte. Diese bestätigte mir, dass die Abbuchung von der Pension war und die freundliche Kundendienstmitarbeiterin und ich wunderten uns gemeinsam, warum der Kreditkartenabbuchungsbescheid (gleich zwei tolle Worte fürs Galgenraten), auf dem ich das hätte selber sehen können, nicht in meinem Briefkasten gelandet ist.

Ist er bis heute nicht, aber ist mir auch egal, Hauptsache, die Buchung steht.

Insgeheim hatte ich ja ein klein wenig darauf gehofft, dass die Buchungen doch ins Leere laufen, denn je näher der Urlaub rückte, desto deutlicher wurde, dass unser Budget extrem knapp sein würde dieses Jahr. Die 4.000 € der letzten beiden Urlaube waren definitiv nicht drin und am Ende wären wir billiger dran, gar nicht zu fahren als zu fahren und frustriert vor den zahlreichen Sehenswürdigkeiten zu stehen, weil wir uns den Eintritt nicht leisten können.

Dieser Frust verstärkte sich bei jedem Anlauf, ein Urlaubsprogramm zu erstellen. An Ausflugszielen besteht in beiden Ländern wirklich kein Mangel, aber die allerallermeisten davon kosten Geld. Und das teilweise recht ordentlich.

Allein in Amsterdam, wo sich eine Sehenswürdigkeit an die andere reiht, wird man nur durch die Eintritte arm. Rijksmuseum – 12,50€, van Gogh Museum – 17€, NEMO Science Museum – 15€, Koninklijk Paleis – 10€, De Oude Kerk – 7,50€, De Nieuwe Kerk – 10€; Preise jeweils für einen Erwachsenen, Kinder im Schnitt die Hälfte. Macht für Amsterdam 72 € für einen Erwachsenen. Da hilft die I Amsterdam Card nur bedingt weiter, da allein die günstigste Ausgabe für 24 Stunden schon 55€ kostete. Die 2-, 3- oder 4-Tageskarten sind zwar in der Staffelung günstiger, aber wirklich gerechnet hätte sich das nicht und außerdem hätten wir dann 3 oder 4 Tage hintereinander nach Amsterdam gemusst. Für einen Wochenendtrip sicher eine tolle Sache, für Reisen mit zwei kleinen Kindern einfach nicht praktikabel.

Der Urlaub sollte aber keine reine Städtereise werden und wir wollten auch das Land, die Dörfer, die Windmühlen, die Pfade abseits der Menschenmassen sehen. Aber egal, wo ich hinschaute, jedes noch so kleine Museum wollte Eintritt – deren gutes Recht – und fast jedes Mal hätte es ein riesiges Loch in unser Budget gerissen. Das vergällte mir die Urlaubsplanung dermaßen, dass ich nicht über zwei oder drei Ziele pro Versuch hinaus kam, bevor ich entnervt aufgab und der Bankrott immer greifbarer am Horizont heraufzog.

Um irgendwie voran zu kommen und weil mir der Italienurlaub noch negativ in Erinnerung ist, forderte ich meinen Mann immer wieder auf, nach Zielen zu suchen, die er interessant fand. Das Vorgehen hatte zwei Vorteile. Erstens standen wir im Fall der Fälle nicht komplett mit leeren Händen da und zweitens könnte er sich so nicht wieder aus der Verantwortung stehlen.
Er suchte dann auch fleißig und erstellte eine umfangreiche Liste, aber ich konnte mich nicht durchringen, diese näher zu betrachten, weil ich befürchtete, doch nur wieder auf jede Menge horrender Eintrittspreise zu stoßen.

Ich konnte auf Arbeit zwar immer wieder sagen: „Oh, nur noch 4 Wochen.“ oder „Ha, in 3 Wochen bin ich weg.“, doch konnte auch dies den Frust nicht wirklich dämpfen.

Das änderte sich erst am Mittwoch, als ich endlich die Muse und Kraft fand, mich ausführlicher mit der Urlaubsplanung zu beschäftigen. Zu Anfang stieß ich nur wieder auf die üblichen hohen Eintrittspreise und die für uns nicht praktikable Amsterdam Card und den sehr umständlichen Holland Pass. Um diesen optimal nutzen zu können, sucht man sich passende Ziele der Kategorie Gold und Silber aus, bucht dann nach Anzahl der Ziele den entsprechenden Pass und kann in einer beliebigen teilnehmenden Stadt einen Tag lang den Nahverkehr nutzen. Dazu gibt es Rabatte auf alle weiteren, nicht mehr vom Pass gedeckten Sehenswürdigkeiten. Als ich die Liste der Gold- und Silberkategorien durchging, fand ich viele schöne Attraktionen, aber irgendwie fand ich nur Silber- oder nur Gold-Museen. Zudem ist der Preis echt happig und es gibt nur die Small-Edition für Kinder, was unseren Plänen völlig entgegenlief. Selbst beim Rechnen mit dem ganz spitzen Bleistift hielt sich die Ersparnis in sehr engen Grenzen, was diese Option eher unattraktiv macht.

Aber während der Suche nach Museen stieß ich auf das Zuiderzeemuseum und fand dort auf der Seite, wo die Preise gelistet sind, folgenden Hinweis:

Mit der Museumskarte erhalten Sie freien Eintritt bei 400 Museen in den Niederlanden. Erhältlich ist sie an der Kasse vom Zuiderzeemuseum.

Ich wurde sofort hellhörig. Die Museumskarte war mir bei meinen Recherchen bislang noch nicht untergekommen und eine Google-Suche später landete ich auf der Homepage der Karte. Diese ist leider nur in niederländisch, aber Google ist auch hier sehr hilfreich und bietet brauchbare Übersetzungen an. Mit diesen und meinen rudimentären Sprachkenntnissen des Niederländischen fand ich eine Liste aller Museen, die man mit der Karte kostenfrei besuchen kann. Die Liste ist nach den einzelnen Provinzen gegliedert und die jeweiligen Unterseiten nach den Orten in den Provinzen sortiert. Der Preis ist mit knapp 60€ für Erwachsene und 32€ für Kinder unter 18 Jahren wirklich günstig. Kinder unter 3-6 Jahren, je nach Museum, sind oft frei, so dass wir für die Süße mit ihren 2 Jahren keine Karte kaufen müssen.

Ich ging die Liste der teilnehmenden Museen durch und stellte fest, dass sämtliche unserer angepeilten Ziele in Amsterdam bis auf den Artis Royal Zoo mit dieser Karte abgedeckt sind. Also allein in Amsterdam hätten wir den Preis für die Karte wieder drin.

Zudem fand ich einige Sehenswürdigkeiten in der Liste wieder, die ich beim Holland Pass schon gefunden hatte und wo ich mich ärgerte, dass sie in der gefühlt sofort vollen Goldkategorie gelistet waren. Mir erging es beispielsweise beim Kasteel de Haar so. Ich fand das Kasteel auf Anhieb cool, dachte an die Begeisterung des Großen für Schlösser und Burgen, war aber vom Preis völlig abgeschreckt.
Nun steht die Festung aber auf der Liste der Museumskarte und schon ist es eines unserer Urlaubsziele.

Ich war so begeistert von meinem Fund, dass ich es kaum erwarten konnte, meinem Mann davon zu berichten. Aufgeregt wie ein kleines Kind zählte ich alle Ziele auf, die ich anhand der Liste fand und mit einem Schlag wurde unser Urlaub gefühlt um 1.000€ günstiger. Am Ende mögen es nur 300€ sein, aber wir hatten endlich einen Weg gefunden, so viel Holland wie möglich für so wenig Geld wie möglich zu erleben.

Von dieser Euphorie angespornt ging ich voller Enthusiasmus die von meinem Mann zusammengestellten Ziele durch. Er hatte viele tolle Ideen und Attraktionen gefunden, auf die ich nie gekommen wäre. Das allerbeste war aber, dass 90% davon auf der Liste der Museumskarte standen. Ich ergänzte meine Liste mit seinen Zielen, gruppierte alles  zu Tagespaketen und stellte einen Plan auf, wann wir was machen könnten.

Die Wochentage sind bei der Urlaubsplanung ein wichtiger Faktor, der unbedingt berücksichtigt werden sollte. Viele Museen haben beispielsweise Montags geschlossen. Die Überfahrt nach Texel wiederum ist Dienstag-Donnerstag wesentlich günstiger als am Rest der Woche. Örtliche Märkte finden nur an bestimmten Wochentagen statt, so wie der Käsemarkt in Alkmaar jeden Freitag.

Zu Anfang gab es ganz viele Lücken im Tagesplan und ich rätselte, was wir denn noch so machen könnten. Ich ging unsere konsolidierte Liste durch und nach und nach füllte sich der Plan, bis nur noch ein Tag „Luft“ blieb. Als ich die Liste erneut durchging, musste ich feststellen, dass diverse MUSS-Ziele nicht berücksichtigt waren. Liste angepasst, erneut geschaut, festgestellt, dass wir urplötzlich zu wenige Tage für alle Ziele hatten. Wir hielten eine kurze Konferenz, überlegten gemeinsam, welche Ziele zusammengelegt werden könnten oder was uns nicht so wichtig erscheint. Es gab einige Diskussionen und am Ende stand eine Liste, in der wir für jeden Tag eine Tour samt Sehenswürdigkeiten und Museen  eingetragen haben. Diese Liste muss ich allerdings noch ein wenig anpassen und verfeinern, so dass wir zwischen „wochentaggebunden“, „Schönwetter“ und „Schlechtwetter“ unterscheiden können. Grundsätzlich ist die Liste flexibel, nur 3 Termine sind fest und wir sollten wegen der Kinder vermeiden, an zwei Tagen hintereinander nach Amsterdam zu fahren.

Und so ganz nebenbei sind wir wieder in Amsterdam gelandet, wo ich seit gestern genügend Zeit hatte, um mir Sorgen über die Verkehrs- und Parksituation in der Stadt zu machen. Bock auf superteure Innenstadtparkhäuser (1€ pro 12 Minuten) hatte ich genauso wenig wie auf enge Gassen und durch Grachten beschränkte Straßenführung.
Eine erneute Google-Suche schaffte aber auch hier Erleichterung, denn Amsterdam hat ein ausgeklügeltes und wirklich geniales Park&Ride-System, von dem sich viele Städte eine dicke Scheibe abschneiden können.

Es gibt um die ganze Stadt verteilt Parkplätze und Parkhäuser, wo man für 1€ (!) pro 24 Stunden parken kann. Voraussetzung ist, dass man nach 10 Uhr auf den Parkplatz fährt und bei der Rückreise maximal eine Stunde vorher an einer Innenstadthaltestelle das letzte Mal eingecheckt hat. An dieses Parkplätzen kann man Fahrkarten für den Nahverkehr kaufen, mit denen man jeweils eine Stunde hin und zurück fahren kann, Umsteigen inklusive. Da wir eh vor hatten, die meisten Ziele per Fuß zu erreichen, wenn wir erst mal in der Innenstadt sind, ist das für uns die perfekte Lösung. Wenn alles gut geht, sind wir für knapp 7 Euro pro Tag mobil in Amsterdam, ohne uns an bestimmte Tage, wie bei 2- oder 3-Tageskarten, binden zu müssen. Eine tolle Seite, die sehr zeitnah individuelle Fragen zum Parken in Amsterdam beantwortet, gibt es unter www.nach-holland.de.

Ganz ehrlich, meine Begeisterung für den Urlaub steigt gerade stündlich. Mit all diesen Informationen können wir den drohenden Bankrott gerade noch so abwenden. Und da die Temperatur in der heißen Phase nicht nur wegen der tropischen Außentemperaturen stündlich steigt, habe ich heute zur Vorbereitung eine 64-GB-SD-Speicherkarte für die Kamera, einen 64-GB-USB-Speicherstick fürs Auto zum Musikhören und einen Mädchenbadeanzug bestellt.

Wenn wir jetzt noch die Belgienplanung ähnlich gut über die Bühne bringen, stehen unserem Urlaub nur noch wenige Arbeitstage im Wege!

 

© Foto von Flickr/Roman Boed „Delft Reflected in the Window of a Cheese Shop“CC BY 2.0

Italien, Tag 4: Pisa

Der Tagebucheintrag meines Mannes zu diesem Reisetag beginnt mit „(Weitgehend) ausgeschlafen“, meiner beginnt mit „Gemütlich ausgeschlafen“. Scheint, dass Schlaf ein nicht zu unterschätzender Bestandteil von erfolgreichen Urlauben ist!

Nachdem wir nun also alle ausgeschlafen hatten, frühstückten wir in Ruhe und machten uns dann auf den Weg nach Pisa. Zumindest war das der Plan, den aber ein heimtückisches und ekliges Riesenmonster durchkreuzen wollte. Über Nacht hatte sich in unserem Auto eine dicke, fette Spinne eingenistet und ihr durchaus schönes Netz genau überm Lenkrad gesponnen. Mein Puls schnellte genauso rasant hoch, wie die Autotür zuschlug und erst nach dem Auftritt des sagenhaften Heldens konnten wir unseren Ausflug tatsächlich beginnen.

Wir fuhren eine lauschige Landstraße an der Küste entlang und konnten immer wieder längere Blicke aufs Meer erhaschen. In Pisa nutzten wir das Parkhaus direkt in der Stadtmitte, zwar nicht ganz billig, aber wenigstens war das Auto sicher verwahrt, wir mussten nicht ewig zum Zielort laufen und im Vergleich mit anderen Städten war die Parkgebühr ein echtes Schnäppchen.

DSCN9953.JPGDas erste, was wir nach unserer Ankunft machten, war Eis essen. Das erste echt italienische Eis direkt in Italien. Das leckere Eis schleckend bummelten wir durch Pisas Innenstadt, entdeckten farbenfrohe Märkte und kleine Gassen, die nicht von Touristen vollgestopft waren.

DSCN9963.JPGJe näher wir dem Domplatz kamen, desto dichter wurde das Gedränge. Es braucht gar keine Wegweiser, es reicht, wenn man den Menschenmassen folgt. Es war ein ungewöhnlich heißer Tag und wir machten uns auf dem Domgelände auf die Suche nach Schatten, denn Bäume sind dort Mangelware, vermutlich stören sie nur die Fotomotive und man kann dann nicht mehr so dekorativ den Schiefen Turm vorm Umfallen bewahren, was 90% aller Touristen probierten und sich dabei ablichten ließen. Ganz ehrlich, das ist weder originell noch lustig, sondern nur nervend.

Genauso wie die Preise zum Besteigen des Turm. Geschlagene 18€ pro Person, nur um stundenlang anzustehen und dann 5 Minuten lang den anderen Besuchern auf den Kopf spucken zu können. Wir schenkten uns das und kauften lieber die Kombikarten für Baptisterium, Camposanto und Dom, die mit 7€ pro Person durchaus erschwinglich sind. Grundsätzlich ist der Dombesuch kostenlos, man muss aber trotzdem ein Ticket erwerben, einfach so reingehen is nich.

DSCN9987.JPGNach einer kurzen Rast im Schatten des Doms besuchten wir selbigen. Er ist unglaublich reich ausgestattet, so dass man gar nicht fertig wird mit sehen. Und jedes Detail ist wunderschön:

Auch nach Verlassen des Doms war es noch heiß und Schatten immer noch Mangelware und so gingen wir direkt ins Camposanto, eine alte Begräbnisstätte monumentalen Ausmasses. Wie schon der Dom ist auch der (das?) Camposanto sehr detailreich. Es stehen Unmengen an Sarkophagen an den Wänden, es gibt größere Gräber, die wie Denkmäler aussehen und mit Büsten oder gar ganzen Statuen verziert sind. Der Boden ist übersät mit Grabplatten, von denen viele bereits so abgelaufen sind, dass man die Inschriften nicht mehr entziffern kann. Man könnte Stunden zubringen, um alle Details aller Bodenplatten, Statuen und Fresken zu erfassen und würde vermutlich noch etwas neues finden. Der Ort wird heutzutage immer noch als Begräbnisstätte genutzt, wir fanden einige Bodenplatten neueren Datums und auf manchen standen Blumenschalen.

Kaum hatten wir das Baptisterium betreten, kletterte ein Mann über die Absperrung, die den Taufbereich in der Mitte vor dem Besucherandrang schützen sollte und begann zu unserem größten Erstaunen zu singen. Sofort waren wir von der überragenden Akustik des Gebäudes überwältigt. Mein Mann schaffte es dennoch, fix den Aufnahmeknopf unserer Kamera zu drücken, so dass wir dieses tolle Andenken haben:

Das letzte Echo dauerte gefühlt minutenlang und war unglaublich klar. Wir kletterten zur Galerie empor und hatten einen schönen Blick auf den Innenraum.

DSCN0199An einem der Fenster auf der Galerie war ein Stück der Scheibe entfernt worden und mit grobmaschigen Draht gesichert. Das erlaubte Fotos über das gesamte Domareal, ohne das einem ein oder mehrere Touristen durchs Bild latschten.

DSCN0212Wir verabschiedeten uns vom Schiefen Turm und den Touristen und machten uns auf den Weg zum Botanischen Garten.

Der Botanische Garten, welcher zur Universität Pisa gehört, ist der älteste der Welt. Obwohl er nur 200 Meter vom Turm entfernt ist, verirren sich kaum Touristen dorthin. Bei unserem Besuch trafen wir keine 10 Menschen. Der Eintritt ist mit 2,50€ sehr preiswert.

DSCN0235Der Garten selbst ähnelt anderen Botanischen Gärten. Es gibt jede Menge exotische Pflanzen, alle fein säuberlich mit ihren lateinischen Namen beschriftet. Der Park ist gepflegt und bietet jede Menge Schatten, für den wir sehr dankbar waren. Genauso wie die Myriaden an Mücken, die sich an den zahlreichen Brunnen und Teichen versammelt hatten und auf ahnungslose Opfer warteten, die sich auf den um die Wasserstellen aufgestellten Bänken niederließen.

DSCN0264Letztendlich blieb uns nichts weiter übrig, als doch wieder in der prallen Sonne zu rasten. Wir erkundeten in aller Ruhe den Garten, welcher unter anderem mit dichten Bambuswäldchen, Bananenbäumen, Eidechsen, einem Panoptikum, einem Schildkrötenteich und einem Muschelhaus aufwartete.

Sogar eine Katze gab es dort und der Große konnte nicht widerstehen, sich an die Katze heranzupirschen, um sie zu streicheln. Die Katze war dies jedoch gewohnt und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Noch bevor der Rabauke sein Ziel erreichte, richtete sich die Katze gelangweilt auf, trabte drei Schritte weiter und legte sich unerreichbar unter einen Busch.

DSCN0343Zum Abschluss des Tages wollten wir zum ersten Mal das Mittelmeer ganz aus der Nähe bestaunen und fuhren nach Camaiore, wo der angeblich schönste Strand der Toskana sein sollte. Wie so oft lässt sich über Geschmack nicht streiten und wer auf Bettenburgen und Touristenfreilandhaltung steht, wird dort mit Sicherheit glücklich.DSCN0361Ein Meer aus Stühlen und Sonnenschirmen, angelegt mit der Präzision einer Plantage. Der Sand selbst ist super, das Meer und das Panorama echt schnuckelig. Tolle Berge im Hinterland!DSCN0369Wir fanden auf der ausgedehnten Strandpromenade ein kleines Lokal, wo wir leckere Pasta aßen, abgerundet mit zwei großen Becks. Und groß heißt groß heißt 0,66 Liter.

Warum gibt’s das eigentlich nicht in Deutschland?

Italien, Tag 2: Sirmione

DSCN9730Bevor wir jedoch nähere Bekanntschaft mit den Bierpreisen machen konnten, mussten wir erst mal wieder runter und möglichst nicht wieder über diese sehr steile und enge Straße vom Vorabend. Zu diesem Zwecke hatte uns der Portier eine alternative Route auf einer Karte eingezeichnet. Zum Glück habe ich diese Karte im Zimmer liegen gelassen und wollte einfach so mein Glück versuchen. Ich fuhr also nicht nach Vorgabe des Navis, sondern statt links bog ich rechts ab. Das Navi kannte sich auch sofort aus und schlug mir eine Alternativroute vor.

Fand ich gut, bis wir zu dem Punkt kamen, wo zwei Straßen quasi parallel in eine Rechtskurve abbogen und ich mich für links oder rechts entscheiden musste. Das Navi sagte links, ich fand rechts irgendwie aussichtsreicher, aber was wusste ich schon von den Straßen dort. Also eben links und kaum war ich 3 Meter gefahren, sah ich, dass die Straße nur eine Zufahrt zu einem Haus war und nach 15 Metern vor einem großen, eisernen Tor endete. Wär ja kein Problem, wenn diese Straße nicht gefühlt 90% Steigung (in echt waren es wohl trotzdem weit über 15%) gehabt hätte und das abwärts. Da stand ich also nun an einem steilen Hand in einer engen Kurve und die Handbremse schaffte es nicht, das Auto aufzufangen, weswegen Anfahren am Berg im Rückwärtsgang im ersten Versuch grandios fehl schlug und zu allem Überfluss auch noch Rauch aus dem Motorraum aufstieg.

Es stieg ganz leicht Panik in mir auf, was sollten wir denn jetzt machen? Ich bat meinen Mann auszusteigen und zu schauen, ob man vor oder nach dem Tor evtl. wenden konnte, aber er winkte nur ab, da ging gar nix. Die Zufahrt war auch die kompletten 15 Meter so steil, so das ein wenig weiterrollen und dann mit Schwung rückwärts wieder hoch ebenso als Option ausschied. Ich versuchte es noch mal mit Anfahren am Berg, kam aber keinen Zentimeter weit, der Motor im Rückwärtsgang schaffte einfach die Steigung nicht. Zudem gab es wieder Qualm und es stank ganz arg nach verbrannten Gummi. Auf der Rückbank verfiel der Große in Panik und fing bitterlich an zu weinen, was wiederum die Kleene eifrig nachmachte. Ich war mittlerweile völlig klatschnass und sah mich schon stundenlang mit dem Fuß auf der Bremse dort am Hang stehen und auf einen Abschleppwagen warten. Aus Sympathie fingen meine Knie sogleich an zu schlottern.

Mein Mann bot an, den Wagen zu schieben und so den Motor zu entlasten. Kann ja nicht schaden und so wahnsinnig viele Alternativen hatten wir nicht mehr. Ich wies ihn noch kurz an, dass er ein wenig vom Auto weggehen soll, da ich vermutlich nicht verhindern kann, dass das Auto erst ein wenig nach vorne rollte und einen verletzten Daddy brauchten wir nicht auch noch.

Ich legte also wieder den Rückwärtsgang ein, zog die Handbremse an, wischte mir meinen schweißnassen Hände ab, nickte meinem Mann zu und los ging es. Der Motor jaulte laut auf, die Rauchwölkchen stiegen wieder auf, mein Mann stemmte sich mit aller Macht gegen das Auto und tatsächlich bewegte es sich nach hinten. Da wir in einer engen Kurve stecken geblieben waren, rotierte ich mit meinem Kopf, um zu sehen, ob wir an allen Ecken und Seiten an den Mauern links und rechts vorbei kommen würden. Weitere Schrammen an meinem Auto waren mir egal, aber die Stoßstange wollte ich mir nicht unbedingt abreißen. Ich hörte, wie der linke Schweller aufsetzte, aber da musste das Auto jetzt durch. Eine gefühlte Ewigkeit später hatten wir es geschafft, wir standen wieder auf der eigentlichen Straße.

Ich schnaufte mehrmals tief durch und wartete, bis das Zittern in meinen Händen auf ein erträgliches Maß zurück gegangen war. Dann fuhr ich die Straße weiter und wendete bei der erstbesten Gelegenheit, um dann ganz brav dem Navi und der bekannten engen, steilen Straße zu folgen. Nochmal so eine Aktion wollte ich nicht erleben. Die Bremsen waren nach der Aktion ein wenig schwammig und ich machte mir Sorgen, ob die überhaupt noch ausreichende Bremskraft hatten. Beim Heranfahren an eine Kreuzung hatte ich echte Mühe, das Auto zum Stehen zu kriegen. Dazu dieser penetrante, alles überstrahlende Geruch nach verbranntem Gummi. Zum Glück war es warm und wir konnten die Fenster aufmachen. Doch sobald ich in einem Tunnel wegen der hohen Lärmbelästigung die Fenster schloss, war der Geruch sofort wieder da. Ich stellte meine Insassen darauf ein, dass dies wohl die nächsten Tage noch so bleiben würde.

Ohne weitere Zwischenfälle kamen wir in Moniga del Garda an und suchten uns einen Parkplatz. Wir hatten gelesen, dass es in Moniga eine Burg geben sollte, welche wir uns nun anschauen wollten. Die Burg war auch schnell gefunden, nur war die Aufregung der Autofahrt ein wenig zu viel für mich und ich hatte ein sehr dringendes und sehr menschliches Bedürfnis und konnte kaum noch klar denken. An der Burg gab es einen Hinweis auf eine Bar, welche laut Werbung 24 Stunden geöffnet war. Und Bars haben bestimmt ein Klo. Wir folgten also den Schildern und stießen bald auf einen kleinen lauschigen Kiosk. Der Große hatte das vor dem Kiosk liegende Holzkanu mit Beschlag belegt, ich das Klo und mein Mann einen Tisch mit Aussicht über den Gardasee.

DSCN9636Da es an diesem Tag hochsommerlich warm war und der Tisch im Schatten, ließ es sich gut dort aushalten. Wir studierten die Karte und ich wunderte mich, warum sich die anderen Gäste zum Mittag Wein aus großen Gläsern hinter die Binde kippten. Bis ich die Bierpreise las. Eine kleine Flasche Bier (0,33l) kostete satte € 4,50, der Viertelliter Wein € 3. Der Rest ist einfache Mathematik 😉

DSCN9641Wir haben dann trotzdem das Bier bestellt, mein Mann mag Wein nicht so gerne und mir wäre das echt zu heftig gewesen, zumal ich auch noch Auto fahren musste. Dazu gab es sehr leckere Sandwiches, eine große Flasche kaltes Wasser  und eben besagte Aussicht.

DSCN9651Nach dem Snack schauten wir uns die Burg an und mussten feststellen, dass nur noch die Außenmauer übrig geblieben ist und im Inneren Häuser gebaut worden waren. Ist zwar eine nette Idee, aber die Abwesenheit von weiterem alten Gemäuer und vor allem von Kriegsgerät enttäuschte den Großen sehr. Es tat uns sehr leid, auch wir hatten etwas anderes erwartet.

 

DSCN9667Da der Ort außer einem öffentlichen, kostenlosen Brunnen am Parkplatz nicht viel mehr her gab, machten wir uns auf den Weg nach Sirmione. Parkplatz war schnell gefunden, der historische Stadtkern auch und wir machten uns an dessen Erkundung. Eine Wasserburg, welche leider nur von außen bestaunt werden konnte, markierte den Anfang der Stadt.

DSCN9697Wir machten uns an die Erkundung und landeten nach kurzer Zeit am Seeufer, an welchem wir entlang gingen, bis es nicht mehr weiter ging. Dort steckten die beiden Jungs die Füße ins Wasser und warfen Steine in den See. Bis das Kind ausrutschte und ins Wasser plumpste, samt Unterhose und T-Shirt. Den Großen also nackig gemacht, die Klamotten zum Trocknen auf die Steine in die Sonne gelegt und weiter Steine ins Wasser geschmissen. Als die Klamotten einigermaßen wieder trocken waren, ging es weiter. Es war eine alte römische Villa ausgeschildert und die wollten wir uns anschauen.

DSCN9719Dort angekommen, mussten wir leider feststellen, dass diese montags geschlossen ist. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen konnten war, dass es der Fluch dieses Urlaubs sein sollte, dass Örtlichkeiten nicht zur Besichtigung zur Verfügung standen. Wir liefen dann zurück in die Stadt und machten an einer Pizzeria Halt, wo wir dann auch das erste Mal Bekanntschaft mit dem berühmten Copperto schlossen, dieser Servicegebühr, die zusätzlich zum Essenspreis und Trinkgeld erhoben wird und die zwischen 1-2,50 € betragen kann.

DSCN9728Wir fuhren dann wieder zurück zum Hotel, machten zwischendurch einen Abstecher in einem Supermarkt und quälten uns wieder diese sagenhaft enge und steile Straße hoch. Nach dem Erlebnis vom Morgen traute ich mich nicht, dem Navi nicht zu folgen. Wir genossen noch ein wenig die Aussicht von unserem Balkon, den lauen Abend und den frisch gekauften Ramazzotti.

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Andere Länder, andere Sitten

Reisen erweitert den Horizont, sagt man und irgendwie tut es das auch, nur nicht immer im gewünschten Sinne. Der Große hat sich im Urlaub ein paar Eigenheiten angewöhnt, die einfach nur gruselig sind.

Wir sind in Rom in einem katholischen Hotel untergekommen. Keine schlechte Sache, auch wenn wir nicht wirklich religiös sind. Eines Morgens beim Frühstück war das abgepackte Brot alle und ein Gast wollte noch welches haben. Aus der Küche dudelte Musik, es schien also noch jemand da zu sein. Der Gast versuchte, auf sich aufmerksam zu machen, indem er wiederholt laut in die Hände klatschte. Ganz so, wie man das früher von den Gutsherren und den Sklaven kennt. Nun war jene Person selbst ein schwarzer Priester, was die Situation noch seltsamer machte. Mag ja sein, dass dies in seinem Land so üblich ist, mir aber war das bei. Der Große fand das lustig und wir mussten ihm erklären, dass das gar nicht lustig ist und in unseren Breiten als äußerst unhöflich gilt. Und kaum dachten wir, er hätte es verstanden, versucht er in einem Restaurant den Kellner durch lautes, wiederholtes Klatschen an unseren Tisch zu locken. Mei, waren wir begeistert!

Der Italiener an sich ist für den Ur-Deutschen eher befremdlich. Er ist laut, redet viel und benimmt sich oft wie die Axt im Walde. Mag an der deutschen Ordnungsliebe liegen, aber ich bleib nun mal an einer roten Ampel stehen oder beachte Schilder mit „no photo“. Besonders gern scheinen die männlichen Exemplare einfach so auf den Boden zu spucken. Wir haben allerdings in der U-Bahn auch eine Frau gesehen, die Weintrauben aß und die Kerne hemmungslos auf den Boden spuckte. Auch diese Eigenheit hat der Große übernommen und spuckt seit dem alles und jeden an, wie ein Lama. Was lustig klingt, ist aber einfach nur eklig.

Wir bemühen uns, mit Erklärungen und Ermahnungen diesem Treiben Einhalt zu gebieten, leider nur mit mäßigem Erfolg. Dachten wir, das Lama wäre Geschichte, zack, klebt ein Rotzfleck an der Stoßstange des nächstbesten Autos.

Reisen erweitert den Horizont eben in viele Richtungen …

Italien bisher

Uns geht es gut und das ist wohl das Beste. Wir haben den Gardasee genossen. Wir haben ein kleines Vermögen an Maut bezahlt, um in die Toskana zu gelangen. Wir sind todesmutig steilste Serpentinen gefahren und einmal fast stecken geblieben. Wir haben den Touristen in Pisa zugeschaut, wie sie versuchten, den Turm vorm Umfallen zu bewahren. Ich habe in Florenz einen Unfall gebaut, zum Glück nur Blechschäden und das bereits mit der Versicherung geklärt. Wir haben ohne Sauerstoffgerät den Florenzer Dom erklommen, war aber verdammt knapp. Wir wollten uns Vinci und Leonardos Museum anschauen und gerieten dabei in einen massiven Hagelsturm, der Stadt und Museum flutete und unserem Auto eine hübsche Orangenhaut bescherte. Museum wegen Stromausfall geschlossen, Schaden – mal wieder – der Versicherung gemeldet. Ich überlege ernsthaft, die Nummer in den Kurzwahlspeicher zu legen. Wir waren einmal im Mittelmeer baden. Unser Italienisch wird immer besser, das Wetter immer schlechter.

Wenigstens kann uns niemand nachsagen, unsere Urlaube wären langweilig. Es sind eben die kleinen Dinge 😉

Heiße Phase

Uhhh, ich bin so aufgeregt. Nicht mal mehr eine Woche, bis wir endlich in den Urlaub starten. Den größten Teil der organisatorischen Aufgaben habe ich erledigt, jetzt kommt der praktische Teil.

Ich bearbeite gerade unseren finalen Reiseplan, damit alle unsere avisierten Unternehmungen schön säuberlich aufgelistet sind und wir auch jeden wissen, was wir machen sollen. Dazu überarbeite ich meine selbsterstellen Google-Karten, die man leider nicht direkt, sondern nur über Umwegen ausdrucken kann, was ich sehr schade finde. Auch der Detaillierungsgrad lässt zu wünschen übrig. (Falls es jemanden interessiert, kann ich den Plan auch hier veröffentlichen.)

Morgen muss ich unser Kind in der Schule anmelden, freu ich mich schon wie sonstwas drauf. Allerdings hat der Einspruch und Wunsch nach schulbezirksfremder Einschulung theoretisch bis Februar Zeit, eher fällt das Schulamt eh keine Entscheidung. Wir werden natürlich nicht so lange warten, aber wir müssen das eben auch nicht mehr vorm Urlaub erledigen.

Letztens ist meinen Eltern aufgefallen, dass das rechte Bremslicht am Auto nicht mehr geht. Die Glühlampe habe ich immerhin schon ausgebaut, jetzt muss ich noch Ersatz beschaffen und den einsetzen. Zum Glück waren wir erst letzte Woche beim Autoteilezubehörhändler für neue Scheibenwischer und einer Radioantenne, weil meine alte geklaut wurde. Ich möchte aber auch nicht von einem ausländischen Polizisten deswegen angehalten werden, ich habe gehört, die stellen für so etwas recht großzügige Rechnungen aus.

Das Roaming-Thema hat sich auf die hauseigene O2-Option verengt, die Aldi-Alternative hätte eine neue Sim-Karte erfordert und das war mir zu viel Aufwand. So sind es maximal zusätzliche 40 € und ich muss mich um nichts weiter kümmern.

Jetzt geht es darum, all die kleinen Dinge in die Packliste aufzunehmen, an die man nicht denkt, weil einem normalerweise erst vor Ort auffällt, dass in der Hotelbeschreibung bspw. nirgendwo ein Föhn erwähnt wurde. Wir haben alles da, müssen nur dran denken. An das Besteckset und das scharfe Messer, das neue Reisetagebuch, Batterien für die Kamera, Mützen für die Kinder, Badeklamotten, …

Ahhh, das ist alles so spannend!

Uns gibt’s noch

Wir sind nur schwer beschäftigt mit den letzten Urlaubsvorbereitungen. In gut einer Woche geht es los und ich versuche einfach, alle noch zu erledigenden Aufgaben im Blick zu behalten. Ich schreibe Listen, was wir alles einpacken müssen und was geklärt werden muss und ganz plötzlich finde ich die Zeit ziemlich knapp.

Meine Süße mit ihrer fordernden Art ist nicht sonderlich hilfreich. Ich habe gestern über eine Stunde gebraucht, um Wäsche von Trockner abzunehmen und neue aufzuhängen. Ich muss die nächsten Tage unser geordnetes Chaos beseitigen, da wir zwei verschiedene Katzensitter während unserer Abwesenheit in unserer Wohnung haben werden und da sollte es wenigstens ein bisschen ordentlich aussehen. Dass schon eine Menge Urlaubssachen rumliegen, erleichtert die Aufgabe auch nicht.

Und an was wir alles denken müssen. Eine möglichst kleine Kühltasche samt Kühlakku für das Antibiotikum der Kleenen. In den Pensionen und Hotels gibt es zwar Kühlschränke (hoffentlich), aber auf den Wegen dahin brauchen wir externe Kühlung. Das Reisebett dürfen wir nicht vergessen. Wir haben überall 4-Bett-Zimmer gebucht, aber so ein Bett mit hohem Rand ist schon besser. Handtücher und Bettwäsche, da wir das sonst für viel Geld mieten müssen in einigen Unterkünften.

Ein paar Termine für nach dem Urlaub müssen vereinbart werden, das Leben geht hinterher weiter, aber mir ist derzeit gar nicht nach telefonieren. Die große Katze muss vorm Urlaub noch zum Tierarzt, ihre jährliche Impfung abholen. Seit gestern ist unser Navigationsgerät auf dem neuesten Stand, was mich weitere 4 Stunden gekostet hat. Zwei Stunden habe ich gebraucht, damit der TomTom-Server das Gerät erkennt und mitbekommt, dass es dazu den kostenlosen Kartenaktualisierungsservice gibt. Das Update selbst lief dann problemlos und nebenbei, aber die Nerven, die es mich bis dahin gekostet hat.

Die sind eh grad nicht sonderlich dick. Ich bin permanent leicht panisch, ob unsere Planungen hinhauen, ob alles gut geht, ob wir an alles gedacht haben. Klamotten für 3 Wochen ohne Waschmaschine müssen pünktlich sauber sein. Dazu habe ich die Klamottenkartons der Größe 74/80 geplündert. Die Süße ist zwar erst auf dem Weg zur 68, aber nur mit Hilfe der größeren Sachen bekommen wir die 3 Wochen überbrückt. Jetzt liegt ein Großteil davon ein wenig unordentlich im Schlafzimmer rum, da das Klamottenregal für diese Menge schlicht zu klein ist.

Die Tage direkt vorm Urlaub werden am heftigsten. Sämtliche Sachen müssen am Donnerstag, allerspätestens Freitag gepackt sein. Am Sonnabend haben wir keine Zeit. Da ist erst Fußball, von dort fahren wir direkt zu meinen Eltern, meine Tante, Cousine und deren Sohn feiern gemeinsam runde Geburtstage und es kommt mal wieder die gesamte Familie zusammen, was ich auf keinen Fall verpassen möchte. Abends geht es wieder nach Hause, dann packen wir alle Sachen ins Auto, ich versuche, mindestens 5 Stunden zu schlafen. Mitten in der Nacht, derzeitiger Planungsstand zwischen 3 und 4 Uhr, werden Kinder und Mann ins Auto gepackt und es geht auf gen Süden mit dem Ziel, dass der Nachwuchs so viel Autobahnzeit wie möglich einfach verschläft. Ich hoffe, wir sind gegen 9 Uhr, spätestens 10 Uhr in München, denn dann hat der Kleene wenigstens was zu Angucken, wenn er aus dem Fenster schaut. Die Autobahn ist bis dorthin einfach nur pottelangweilig. Später treffen wir uns in Österreich kurz mit meinen Eltern, die dann auch gerade auf dem Weg in den Urlaub sind. Geplant ist, dass wir für ein paar Stunden etwas zusammen unternehmen, bevor sie ins Zillertal und wir zum Gardasee weiterfahren.

Während dieser ganzen Planungszeit werd ich das Gefühl nicht los, dass ich etwas Wichtiges übersehen habe. Aber das ist wohl ganz normal …

Nachtrag: der doofe Badspiegelschrank hängt leider immer noch nicht wieder. Beim ersten Versuch ist mir der Dübel samt Turbokit und diversen Steinchen und Putzteilen entgegengekommen. Ich werde nicht drumrum kommen, neue Löcher zu bohren.

Zukunftsmusik

In einer Woche liegen wir hoffentlich erschöpft, aber wohlbehalten und glücklich in einem annehmbaren Hotelzimmer in London.

Wir stecken seit einigen Wochen in den Vorbereitungen und so langsam geht es in die heiße Phase. Bei mir macht sich das in steigender Nervosität und diversen Alpträumen bemerkbar. Mir geistert immer durch den Kopf, was alles schief gehen kann. Das wir vormittags den Zug verpassen. Das wir den Flieger verpassen. Das wir das Hotel nicht finden. Oder dort schon alles ausgebucht ist. Das wir wichtige Dokumente oder Sachen vergessen. Die Möglichkeiten in meinen Vorstellungen sind endlos.

Sicher haben wir alles gut geplant. Die Zugverbindung mit genügend Vorlauf gewählt, Ich habe letztens bei meinem Besuch in Berlin die Busverbindung vom Bahnhof zum Flughafen ausgekundschaftet. Alle Dokumente liegen griffbereit. Die Packlisten werden geschrieben. Zum Glück haben wir beim Umzug die Sammlung internationaler Adapter für Steckdosen weggeworfen. Konnte ja niemand ahnen, dass wir die bald brauchen werden 🙂

Also diese Woche mal bei Conrad vorbeischauen. Immerhin hab ich meinen Reisefön gefunden, sonst hätte da auch ein neuer her gemusst. Unsicher bin ich immer noch wegen des Linksverkehrs, auch wenn ich schon fleißig Fahrschulvideos gucke, um mich an das Fahren auf der falschen Seite zu gewöhnen. Abenteuerlich wird es trotzdem. Ein klitzeklein wenig Sorgen macht uns auch die Unterkunftssituation außerhalb Londons. Geplant ist, dass wir vor Ort nach Cottages oder preiswerten B&Bs schauen, aber ob der Plan wirklich so aufgeht?

Wenn wir ohne Kind unterwegs wären, wäre es mir relativ egal, da können wir zur Not auch mal eine Nacht im Auto verbringen. Aber ich möchte das dem Kleenen nicht unbedingt antun.

Außerdem warte ich immer noch auf meine Kreditkarte. Pinnummer wurde mir schon zugesandt und die Abrechnung für die Jahresgebühr, aber von der Karte fehlt jede Spur. Ich habe am Donnerstag bei der Bank angerufen, gefragt, wo denn die Karte bleibt, aber sie konnten sich das auch nicht erklären. Sie schicken mir aber jetzt noch eine zweite Karte zu, immerhin kostenlos. Lieferzeit 5-7 Werktage. Das könnte eng werden. Und trägt mit Sicherheit nicht zu meiner Beruhigung bei. Werden wir wohl darauf vertrauen müssen, dass wir mit der EC-Karte um die Runden kommen.

Zu allem Überfluss hat sich der Kleene auch noch einen Virus eingefangen. Liegt seit heute nachmittag mit 39,6 Fieber flach. Hoffentlich steckt er es so gut weg wie die letzten Infektionen, die nach 2, spätestens 3 Tagen Geschichte waren.

Wieauchimmer, ich vermute, dass mein Ruhepuls in den nächsten Tagen bei weit 20 Schlägen über Normal liegen wird.