England, Tag 6: Eastbourne

Also sollte heute der große Tag sein, an dem ich das erste Mal auf der falschen Seite fahren würde. Ich hatte mir ja schon wochenlang einen Kopp darum gemacht, hab mit anderen über ihre Erfahrungen gesprochen und ganz fleißig englische Fahrschulvideos angeschaut. Ein Freund gab mir den Tipp, doch schon in Deutschland zu üben, aber das Angebot hab ich dann doch ausgeschlagen 😀

Wir sind relativ zeitig aufgestanden, haben schnell gefrühstückt und dann unsere Taschen gepackt. Die beiden Jungs räumten weiter, während ich zur U-Bahn lief, musste ich doch das Auto vom Flughafen abholen. Da laut der Interseite der Autvermietung an jedem der 5 Terminals auch ein Schalter wäre, entschied ich mich spontan für den mittleren und machte mich auf die Suche nach Terminal 3. Nach Ewigkeiten durch unterirdische Tunnel und über Laufbänder erreichte ich dann auch den Schalter, um dort allerdings nur eine Wegbeschreibung zur Bushaltestelle des Shuttles vorm Terminal vorzufinden.

Ok, also raus, Haltestelle gesucht, auf den Bus gewartet. Der kam dann auch 10 Minuten später und ich stieg unter dem skeptischen Blick des Fahrers, schließlich war meine Handtasche das einzige Gepäckstück, das ich bei mir trug ein und harrte der Dinge, die noch kommen mögen. Der Bus klapperte dann auch noch die Terminals 1, 2 und 4 ab und lud dort jede Menge Passagiere und Gepäck ein.

Als wir endlich an der zentralen Autovermietung angekommen sind, spuckte der Bus die ganzen Passagiere wieder aus, die dann noch ihr Gepäck zusammensuchen mussten. Leichter Vorteil für mich, so schaffte ich es immerhin als 3. in die Warteschlange. Eine Einweisung per Videochat und jede Menge Formulare später hatte ich dann den Schlüssel zum Auto, welches ein oder zwei Nummern größer war, als der Wagentyp, den ich reserviert hatte, aber sie hätten wohl gerade nichts kleineres übrig. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass die mich damit auf die Menschheit loslassen wollten.

Da meine Männer bestimmt schon sehnsüchtig auf mich im Hotel warteten, versuchte ich also mein Glück. Das Verlassen des Flughafengeländes war auch kein Problem, auch nicht die große 4-spurige Straße. Doch dann der erste Kreisverkehr. Ich hatte dem Taxifahrer zwar aufmerksam über die Schulter geschaut, aber selber fahren ist doch wieder was anderes. Aber nützt ja nix, Augen zu und durch.

Beim dritten Kreisverkehr hab ich allerdings die falsche Abfahrt genommen, so dass ich einen kleinen Umweg fahren musste. Letztendlich kam ich aber ohne Zwischenfälle im Hotel an, wo wir noch 10 Minuten warten mussten, bis ein sehr begriffsstutziger Amerikaner verstanden hatte, wie das mit der Kreditkarte, dem Frühstück und dem Kleingeld funktioniert. Wir bezahlten unsere noch offene Restaurantrechnung, checkten aus und packten dann unseren Krempel ins Auto, das zum Glück einen großen Kofferraum hatte.

Nachdem das Kind sicher auf unserem mitgebrachten Kindersitz festgeschnallt war und wir nach kurzer Verwirrung dann die richtigen Sitzplätze für uns gefunden hatten (die Macht der Gewohnheit eben), ging es auf nach gen Süden. Wir erprobten dabei gleich den Routenplaner von Google fürs Smartphone, der uns doch sehr zuverlässig an den Zielort navigierte. Wir hatten zwar auch Straßenkarten dabei, aber mit dem Teil ging es viel besser. Die Fahrt selber war unspektakulär, da wir fast nur auf Schnellstraßen unterwegs waren und uns mit dem Verkehr treiben lassen konnten.

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In Eastbourne auch schnell das Hotel gefunden, einen nicht ganz legalen Parkplatz knapp neben dem Eingang auch und erstmal das Gepäck ausgeladen und eingecheckt. Wir waren eine gute Stunde zu zeitig da, unser Zimmer war noch nicht fertig, aber das Hotel bot uns an, unsere Taschen so lange für uns aufzubewahren und sogar schon in unser Zimmer zu bringen. Das Angebot nahmen wir sehr gern an und suchten dann erstmal das empfohlene Parkaus 5 Blöcke weiter auf. Leider sehr eng und auch ein bisschen ranzig, aber dafür war es durchaus preiswert.

Wir haben dann einen kurzen Strandspaziergang gemacht und in ner kleinen Frittenbude auf dem Pier gegessen. Da das Wetter nicht so berauschend war, sind wir dann zurück ins Hotel, wo endlich auch unser Zimmer für uns bereit stand. Ich war ziemlich k.o. von der Fahrt, so dass wir uns alle erstmal eine Runde aufs Ohr gehauen haben. Danach haben wir ein wenig den Ort erkundet, ein paar Kleinigkeiten zum Essen geholt und uns dann einen gemütlichen Abend auf dem Zimmer gemacht.

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Round and Round

Nachdem das Hin und Zurück gesichert war, stellte sich jetzt die Frage, wie wir in England selbst herumkommen.

Die Eisenbahn http://www.nationalrail.co.uk/ war aus bekannten Gründen wieder die erste Anlaufstelle. Leider ist die Webseite nur bedingt hilfreich, da es ca. 20 Eisenbahnunternehmen gibt und es nicht immer klar ist, in welcher Region die einzelnen Betreiber tätig sind. Auch konnte ich nicht herausfinden, wie lange die Tickets generell gültig sind und ob man die Fahrt auch unterbrechen und später fortsetzen kann. Ich schrieb eine entsprechende Email an National Rail und bekam auch recht schnell eine freundliche Antwort. Es gibt die Möglichkeit, solche Rundreisetickets zu kaufen, mit denen man beliebig die Fahrt unterbrechen und weiter fahren kann, aber die Preise waren saftig. Für meine Anfrage waren es um die 500 Pfund. Uff.

Dann eben bei den Bussen geschaut. Da sieht die Situation schon wesentlich besser aus und auch preislich ist diese Option durchaus eine weitere Überlegung wert. Vor allem, wenn man weiß, wann man von wo nach wo möchte – da gibt es immer wieder gute Frühbucherrabatte für teilweise ein Drittel des ursprünglichen Preises. Meist liegen die Fahrtzeiten für diese Angebote eher in den Tagesrandzeiten, aber andererseits zerpflückt man so auch nicht den ganzen Tag. Erste Anlaufstellen für Interessierte können sein: http://www.nationalexpress.com/home.aspx und http://uk.megabus.com/default.aspx, wobei vor allem letztere mitunter wirklich gute Angebote hat.
Letztendlich summierten sich die Normalpreise für die einzelnen Strecken dann doch ganz ordentlich, ohne eben wirklich flexibel zu sein, weshalb wir uns dagegen entschieden haben.

Also dann doch ein Mietwagen. Eine schnelle Google-Suche listet eine Vielzahl von Anbietern auf, aus denen man sich nach Belieben einen rauspicken kann. Zu beachten seien hierbei Kilometerbegrenzung, Selbstbeteilung, mehrere Fahrer und eventuelle andere offensichtliche oder versteckte Zusatzoptionen. Als langjähriges Mitglied und weil ich in der Vergangenheit damit gute Erfahrung damit gemacht habe, schaute ich bei der ADAC-Autovermietung vorbei. Dort gab es ein Angebot für einen Kleinwagen ohne Kilometerbegrenzung mit Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung – in einem Land mit ungewohntem Verkehr auf der „falschen“ Seite und unserer geplanten Streckenführung nicht die schlechteste Option. Preislich rangierte das Ganze bei 340 Euro (ca. 100 Euro teurer als beim billigsten Anbieter, aber dort dann mit mindestens 150 Euro Selbstbeteiligung), was in Anbetracht der Zug- und Busoptionen durchaus konkurrenzfähig ist, auch mit den zusätzlich anfallenden Spritkosten.
Zu beachten für Reisende mit Kindern: in Großbritannien ist genauso wie in Deutschland ein Kindersitz vorgeschrieben. Die Kosten beim Vermieter sind durchaus als horrend zu bezeichnen: 75 Euro pro Woche. Daher lohnt es sich, einen eigenen Sitz mitzubringen und den kann man wie bereits erwähnt bei British Airways kostenlos im Handgepäck mitnehmen.