Wir waren im Urlaub und so langsam sollte ich mit den dazugehörigen Berichten anfangen, damit ich pünktlich vor dem nächsten Urlaub damit fertig bin. Dauert erfahrungsgemäß ja immer ein bisschen länger 😉
Der Sonnabend vor der Abreise war mit gesellschaftlichen Terminen pickepackevoll gepackt und zusätzlich unterbreitete mir meine Mutter den Vorschlag, dass der Große doch die Nacht bei ihnen verbringen könnte und wir uns am nächsten Tag irgendwo im Bayerischen treffen. Sie würden das Kind mitbringen und es könnte am Treffpunkt umsteigen. Sie begründete das recht abenteuerlich und ich hab bis heute nicht so ganz den Vorteil dieser Variante verstanden. Außerdem, wenn ich Vorschlag sage, dann meine ich eher „so machen wir das, ich tu nur so, als wenn ich deine Zustimmung einhole“.
Mitten in der Nacht standen wir auf, packten die restlichen Sachen zusammen und alles ins Auto und mit nur halbstündiger Verspätung starteten wir um halb 7 morgens gen Süden. Das Wetter war denkbar schlecht. Diesig, kalt, nebelig, Nieselregen, richtiger Regen im Wechsel, so dass wir mit maximal 100 km/h über die Autobahn schlichen. Es war anstrengend zu fahren und wir kamen kaum vorwärts.
Vereinbart war, dass wir uns im Großraum München mit meinen Eltern treffen und dann schauen, was wir weiter machen. Wir trafen auch fast zeitgleich am Treffpunkt ein und da sich das Wetter mit Überschreiten der Bayerischen Grenze schlagartig gebessert hatte, entschieden wir uns für den Umweg zum Tegernsee, meine Eltern kannten da eine Gaststätte, in der es sich vortrefflich speisen ließ. So fuhren sie voran, wir hinterher und harrten der Dinge, die da kommen mögen. Es stellte sich heraus, dass die genaue Lage der Gaststätte nicht mehr genau bekannt war und meine Eltern auf gut Glück eine neue Lokalität suchten. Sie fanden sie im örtlichen Hofbräuhaus.
Direkt am See gelegen mit riesigem Biergarten, war es an diesem mittlerweile sonnigen und halbwegs warmen Sonntag proppevoll, aber wir fanden trotzdem ein Plätzchen. Wir stärkten uns an deftigen Würsten und Suppe, bevor wir wenige Minuten am Seeufer standen und den Ausblick genossen. Ist wirklich hübsch da.
Wir verteilten uns wieder in die Autos und fuhren nach Österreich, zum Achernsee. Zwischendurch machten wir kurz Halt an einer Tankstelle, da der großelterliche Tank fast bis auf den letzten Tropfen leer war. Ich nutzte die Gelegenheit und suchte die Toilette auf. Dazu musste ich durch den Verkaufsraum, in dem ein kleiner, klappriger Tisch stand, an dem zwei mittelalte Damen in Kittelschürzen und Jogginghosen saßen, jede eine Flasche Bier vor sich und eine Kippe im Mund. Der Aschenbecher sah aus, als sei er seit Wochen nicht mehr geleert worden. Trotzdem war das Klo pikobello sauber, nur roch das ganze Gebäude eben nach kaltem Rauch.
An einem Parkplatz in Seenähe machten wir erneut Halt und schauten uns den See an. Außerdem sollte an dieser Stelle die Übergabe des Kindes stattfinden, sehr zum Unmut des Selbigen. Hin und her gerissen war er, würde er doch gerne mit den Großeltern in den Urlaub fahren, aber die Eltern sind auch im Urlaub und gleichzeitig an zwei Orten zu sein, das schafft niemand. Er verabschiedete sich tränenreich von Oma und Opa und beklagte sein Leid noch einige Kilometer lang, bis er von einer am einem Berggipfel hängen gebliebenen Wolke abgelenkt wurde. Er fand das total faszinierend, auch weil die Wolke zum Greifen nah schien. Von nun an schaute er sich begeistert die Berge auf unserer Strecke an und das waren nicht wenige.
In Innsbruck waren wir tanken, bevor wir uns zum Brenner aufmachten. Ich war ein wenig nervös, ob das mit der im Voraus bezahlten Videomaut auch so klappt. Das schwierigste war, überhaupt erst mal die richtige Spur zu finden, doch letztendlich funktionierte alles problemlos. Unser tolles Navigationsgerät kündigte einen langen Stau auf der Autobahn an und schickte uns kurz nach dem Brennerpass runter und über Landstraßen dem Ziel entgegen, immer schön nah an der Autobahn lang, auf der sich einfach kein Stau bilden wollte. Nach einiger Zeit wurde es mir zu bunt und ich wollte nur noch auf die Schnellstraße zurück, das Zockeln über die Dörfer raubte mir den letzten Nerv.
Endlich an der nächsten Auffahrt angekommen, machte ich das erste Mal Bekanntschaft mit dem italienischen Mautsystem, welches aber nicht sonderlich kompliziert ist. Zur Schranke fahren, Ticket ziehen, fertig. Dadurch, dass es pro Auf-/Abfahrt nur eine Station gibt, erzeugt das wunderbare Schleifen und 360 Grad Kurven, die teilweise recht verwirrend sind, vor allem, wenn das Navi eine Richtung anzeigt, die auf den Schildern überhaupt nicht vorkommt.
Auf der Autobahn ging es gut voran, trotz der immer noch bestehenden Stauwarnung und schon bald kam ein Schild, welches uns gen Gardasee lotste. Wir schlängelten uns auf Serpentinen und verwinkelten Landstraßen durch die Berge und bestaunten den endlos Strom an auswärts fahrenden Fahrzeugen, die uns in Schrittgeschwindigkeit entgegenkamen und das ungefähr 15 Kilometer lang.
Bei der Zimmerbuchung hatte ich Google Maps bemüht und eine Unterkunft nur 500 m Luftlinie von der Wasserkante entfernt ausgesucht. Allerdings habe ich nicht so ganz genau hingeschaut und so war das Hotel in der Tat nur 500 m vom See entfernt, aber ca. 250 davon waren Höhenmeter, welche wir durch enge und steile Straßen und noch engere und steilere Kurven erreichten. Vor uns fuhr ein Auto, welches vor jeder Kurve kurz stehenblieb, bevor es sich im laut jaulenden ersten Gang ums Eck schwang und uns zwang, es ihm gleich zu tun. Mit einem bis unters Dach vollgeladenen Auto ist das echt kein Spaß und ich hupte mehrmals, bis der Fahrer ein Einsehen hatte und uns vorbei ließ. Mit ein bisschen Schwung musste der Motor nicht ganz so laut kreischen und nach einiger Zeit hatten wir unser Ziel erreicht. Sagte das Navi. Nur war weit und breit nichts von dem Hotel zu sehen.
Furchtlos, wie ich bin, fuhr ich einen kleinen Feldweg an Tennisplätzen entlang und landete, nachdem ich eine kleine Holzbude umrundet hatte, auf einer kleinen Wiese, an deren Rand ein Hang steil bis zum Seeufer hinab fiel. Da kamen wir also nicht zum Hotel, aber die Aussicht war grandios.
Ich bin dann auf gut Glück die Straße einfach weiter gefahren und 500 Meter weiter fanden wir die Einfahrt zum Hotel. Der Rezeptionist wartete schon auf uns, denn eigentlich machte der Empfang um 19 Uhr zu und wir waren eine knappe halbe Stunde zu spät. Wir gaben unsere Ausweise und Pässe ab, unterschrieben die erforderlichen Formulare und bekamen im Gegenzug die Zimmerschlüssel ausgehändigt. Das Zimmer war drei Türen hinter der Rezeption und ein echter Palast, eine riesige Wohnküche, ein großer Balkon, ein großes Schlafzimmer und ein normal großes Bad, aber mit einem dermaßen großen Waschbecken, um darin – nach Aussage meines Mannes – ein ganzes Schwein baden zu können.
Wir holten unsere Sachen aus dem Auto, aßen eine Kleinigkeit zum Abendbrot und gingen dann in die hoteleigene Bar, um ein Bier zu trinken und das kostenlose WLan ausnutzen. Und machten das erste Mal Bekanntschaft mit den italienischen Bierpreisen, die locker mit den Preisen beim Oktoberfest mithalten können. Doch damals dachten wir nur, dass läge am Hotel, wo die Preise gerne mal ein wenig deftiger ausfallen.
Das dem nicht so war, merkten wir gleich am nächsten Tag.