Italien, Tag 3: Grotta del Vento

An diesem Tag stand unser Umzug in die Toskana an. Und weil stupides Autobahnfahren ziemlich langweilig sein kann, hatten wir einen besonderen Höhepunkt für diesen Tag eingeplant: die Grotta del Vento.

DSCN9888Knapp hinter Lucca gelegen dachten wir, dass ein Abstecher dahin den zeitlichen Rahmen nicht sprengen und uns ein bleibendes Erlebnis bescheren würde. Mit ersterem lagen wir daneben, mit zweiterem nicht, aber eben auch nicht ganz so, wie wir uns das vorgestellt hatten.

DSCN9896Auf der Landkarte sah es so aus, als wenn die Höhle in Steinwurfweite von Lucca liegen würde. Niemand hatte uns aber vorher gesagt, dass Luccas bauliche Beschaffenheit quasi einen Megastau rund um die Uhr produzierte, welchen man unbedingt bei der Ortsdurchfahrt einkalkulieren muss. Das gesamte Stadtzentrum ist durch eine große Stadtmauer für den öffentlichen Verkehr gesperrt und sämtliche Fahrzeuge müssen über den Stadtring, ganz egal, wohin sie wollen. Daraus resultiert ein herrliches Verkehrschaos mit wilden Spurwechseln über 3 oder mehr Spuren. Ist man erstmal durch, geht es recht fix nach Gallicano und ab dort wird dann die Höhle ausgeschildert.

DSCN992720 km lang.

Über halsbrecherische Serpentinen.
Mit messerscharfen Felskanten, die in die Straße ragen.
Mit knöchelhohen Steinleitplanken, die ganz optimistisch den Sturz in wilde Schluchten verhindern sollen.
Auf engen Gassen, bei denen nie im Leben zwei Autos nebeneinander passen.
Mit heftigen Steigungen und rasanten Abfahrten, die einen vollbeladenen Mittelklassewagen durchaus an seine Grenzen bringen können.

DSCN9899Auf dieser Strecke waren tatsächlich Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder aufgestellt, die besagten, man solle nicht schneller als 50 oder gar 70 km/h fahren. Ich war mit 20 km/h unterwegs und empfand das als halsbrecherisches Tempo. Aber da ich tierischst aufs Klo musste, nahm ich dieses Risiko billigend in Kauf.

Irgendwann, mir standen die Schweißperlen bereits literweise auf der Stirn, kamen wir an einen Parkplatz, ein großes Schild wies uns die letzten Meter zum Höhleneingang und ich konnte endlich erleichtert den Wagen verlassen.

Führungen gibt es zu jeder vollen Stunde und es werden 3 Strecken angeboten:

  • Eins: Dauer ca. 1 Stunde, ungefähr 800 Meter lang mit 35 Höhenmetern und 366 Stufen
  • Zwei: Dauer ca. 2 Stunden, ungefähr 1500 Meter lang mit 75 Höhenmetern und 804 Stufen
  • Drei: Dauer ca. 3 Stufen, ungefähr 2200 Meter lang, 83 Höhenmeter und 1195 Stufen

Da wir nicht wussten, was uns genau erwartet und wir Bedenken hatten, einem 5-jährigen Kind 804 Stufen zuzumuten, haben wir uns für den Einser-Rundgang entschieden. Mit uns zusammen war ein junges Pärchen auf die Tour gegangen und das war ebenso wie wir enttäuscht, dass der Rundgang so schnell vorbei war und gerne hätten wir alle die Tour auf der Zweier-Route fortgesetzt. Leider ging das so spontan nicht, da unser Führer bereits für die nachfolgende Tour eingeplant war.

DSCN9944

Wer also gut zu Fuß ist und ein Interesse an Höhlen hat, dem sei mindestens die Zweier-Tour ans Herz gelegt. Wir hätten uns tatsächlich auch mit Kind diese Route zugetraut, allerdings ist unser Rabauke Treppensteigen gewöhnt und wäre vermutlich der einzige Teilnehmer gewesen, der im Anschluss kein Sauerstoffzelt gebraucht hätte.

DSCN9891Die ganze Führung über wurden wir mittels Audioguide über die wichtigen Punkte der Höhle, die mittels Zahlen markiert waren, informiert. Für zusätzliche Informationen stand der Tourguide zur Verfügung, die uns in Englisch alle Fragen zufriedenstellend und erschöpfend beantworten konnte. Durch die gesetzten Markierungen und den dazugehörigen Erklärungen gab es immer wieder Standpausen während der Runde, so dass die 366 Stufen überhaupt nicht auffielen, weswegen ich auch denke, dass die 804 Stufen für einigermaßen fitte Menschen durchaus machbar sind.

DSCN9870Die Höhle besticht durch spektakuläre Tropfsteine, tiefe Schluchten und farbenprächtige Gesteinsformationen. Ihr fehlen ein wenig die filigranen Strukturen wie sie beispielsweise in den Harzer Höhlen zu finden sind, aber dennoch ist der Eindruck hauptsächlich überwältigend. Ihren Namen hat die Höhle übrigens von einem steten Wind, der mit 40 km/h durch die Tropfsteine hindurch fegt. Dieser Effekt wird jedoch durch eine fast immer geschlossene Tür unterbunden, es soll schließlich kein Besucher vom Winde verweht werden.

DSCN9908Im Anschluss an die Höhlenforschung kann man im angegliederten Laden nach Mineralien und Halbedelsteinen stöbern. Mir ist just beim Verlassen der Höhle mein geliebter und antiker Hämatitring entzwei gesprungen und ich hoffte, im Shop sofortigen Ersatz finden zu können. Leider waren mir die angebotenen Ringe zu dünn, so dass ich stattdessen ein paar Hämatitohrringe mitnahm, die ganz wunderbar zu den in England gekauften Armbändern passten. Der Große durfte sich eine Druse aussuchen, alle Preise moderat (Druse €5,–; Ohrringe €2,50).

grotta

Nach der Führung mussten wir uns sputen, um noch rechtzeitig an unserem nächsten Domizil anzukommen, dem Le Tamerici New Camping. Die Sorge war unbegründet, ein Nachtwächter sichert den Einlass auch bei Nacht.

Trotzdem waren wir nach der langen Fahrt und der aufregenden Führung recht erschöpft, packten nur fix unsere Taschen in den Bungalow und fuhren dann ins Stadtzentrum von Cecina, wo wir eine schnuckelige Pizzeria mit Freisitz fanden und bei lauen, abendlichen Spätsommertemperaturen lecker belegte Teigfladen mit kühlen Getränken genossen.

P.S.: Eselsbrücke, um sich zu merken wie herum nun Stalagmiten und Stalaktiten wachsen: StalagTiten wachsen in die Tiefe, also von oben herab.

England, Tag 15: Kents Caverns

An diesem Tag wurden wir von Gewitter und ausgiebigen Regenschauern geweckt. Also frühstückten wir in aller Ruhe und holten uns weitere Tipps von unserer quirligen Landlady ab. Viele der vorgeschlagenen Aktivitäten waren jedoch ziemlich teuer, so dass wir auf unsere vorausgewählten Optionen zurückgriffen und die erste davon war Kents Cavern. Außerdem hat die intensive Recherche in der English Heritage Bibel ergeben, dass es für Heritage-Mitglieder 50% Preisnachlass gibt.

DSCN6619
Steingesicht

Mittlerweile war es aufgeklart, sogar die Sonne wagte sich hinter den Wolken hervor und auf dem Stadtplan sah der Weg gar nicht so weit aus, so dass wir uns entschieden, hinzulaufen. Und bis zum Stadtzentrum und der knappen Hälfte der Strecke war das auch eine blendende Idee. Doch dann fing es wieder an zu regnen. Und diesmal regnete es wirklich. Wir liefen tapfer weiter, waren wir doch überzeugt, dass hinter der nächsten Kurve der Abzweig zur Höhle kommen würde. Als wir klatschnass waren, kam der Abzweig dann auch. Der Kleene war ganz tapfer und hat nicht gejammert und so gab es dann noch vor dem Höhlenbesuch für jeden eine heiße Schokolade und Kekse.

DSCN6630

Die Höhle selbst ist relativ unspektakulär, was vor allem daran liegt, dass das erste Erkundungsteam sich den Weg hauptsächlich mit Sprengstoff frei arbeitete und dabei einen nicht unerheblichen Teil des Tropfsteinhöhlencharms zerstörte. Es gab zwar  noch einige unberührte Ecken, aber diese wiesen nur eher kleinere Tropfsteine auf. Der Führer erzählte gut und bezog das Publikum mit ein und so haben wir gar nicht gemerkt, dass trotz geringer Wegstrecke die Führung eine Stunde dauerte.

DSCN6632

Am Ausgang gab es noch eine Ausstellung über die frühe Besiedlung der Höhle durch Neandertaler und wilde, große Tiere (Bären, Mammuts, Rentiere, etc.), später durch Römer und die Anfänge der Ausgrabungen. Auch, wenn alles in Englisch war, hat es dem Kleinen mächtig Spaß gemacht und er hatte überhaupt keine Angst vor der Höhle an sich oder der Dunkelheit.

DSCN6647

Da es nach dem Ende der Führung und ausgiebigem Einkauf im Höhlenshop immer noch wie aus Eimern goß, entschieden wir uns für den Rückweg in die Stadt für ein Taxi, welches auch gerne für uns durch die Verkäuferin bestellt wurde. Keine 10 Minuten später war es auch schon da. Da unser nächstes Ziel die Dinosaur World war und ich mir beim Aussprechen des Fahrtziels fast die Zunge verknotet habe, bot uns der Taxifahrer an, die Sprache zu wechseln, er hätte englisch, deutsch, französisch und spanisch im Angebot. Wir entschieden uns spontan für deutsch und es entspann sich ein interessantes Gespräch.

DSCN6667

Der Taxifahrer erzählte, dass er ursprünglich aus dem Münsterland komme, aber schon seit mehreren Jahren in der Dominikanischen Republik zusammen mit seiner Frau eine Pension betreibe. Während der Sommermonate allerdings fährt er in Torquay Taxi und macht während dieser Zeit genug Geld, um bequem in der Dom Rep auch ohne Pension leben können. Er würde außerdem regelmäßig Ärzte zwischen den einzelnen Kliniken in Torbay hin und her fahren, was für ihn ein durchaus einträgliches Geschäft ist. Zu den lukrativsten Kunden zählten allerdings die chinesischen Studenten, die ihr halbes Jahr Auslandsaufenthalt von ihren wohlhabenden Eltern gesponsert bekämen und dies entsprechend ausnutzen würden. Da sind spontane Shoppingfahrten nach London nicht so unüblich und brächten dem Taxifahrer um die 200 Pfund pro Strecke. Aber eigentlich wäre er schon seit 3 Wochen wieder in der Karibik und nur durch einen Zufall würde er dieses Jahr bis Ende September bleiben. Wir waren dankbar für diesen Zufall, der uns am Ende auch nur 4 Pfund kostete.

DSCN6701

Bevor wir zu den  Dinos gingen, aßen wir noch fix ein paar Sandwiches zum Mittag. So einen grausligen T-Rex auf knurrenden Magen muss ja nun echt nicht sein.

DSCN6670

Der Kleene war begeistert von den Dinos. Besonders faszinierten ihn die anfassbaren Exemplare. Es gab sogar welche, auf die man klettern konnte und so machten wir denn auch Fotos von Kind auf Brachiosaurus und Kind in Alligatorenschädel. Kinder konnten sich zudem als Archäologen betätigen und in Sandkisten vergrabene Dinosaurierskelette frei pinseln. Wer wollte, konnte ein Dinoquizformular ausfüllen, dessen Antworten in der ganzen Ausstellung verstreut waren. Mama war richtig gut und hat alle Fragen korrekt beantwortet, doch die Urkunde bekam natürlich der Nachwuchs.

graben

Danach sind wir wieder in die Pension, wo ich mich eine Runde aufs Ohr haute, während die Jungs einkaufen und an den Strand gingen, sie hatten ja schon Ewigkeiten keine Steine mehr ins Meer geschmissen und das Wetter war jetzt auch dauerhaft besser geworden. Abends ging es dann nur noch ins Pub, das mit dem Indoor-Spielplatz, und dann wieder zurück aufs Zimmer zu einem gemütlichen Abend vor dem Fernseher.