England, Tag 20: Tintagel

Bevor die Italienreise diese Rubrik vereinnahmt, werde ich noch schnell das Englandreisetagebuch beenden.

Wir wurden, mal wieder, von starkem Regen und Gewitter geweckt. Das Wetter besserte sich auch nicht während des Frühstücks, so dass wir erstmal einen Supermarkt ansteuerten und uns einen Regenschirm kauften. Ja, am drittletzten Tag unserer Englandreise waren wir endlich glückliche Besitzer eines Regenschirms 😀

DSCN8064

So gewappnet und von Dauerregen begleitet fuhren wir nach Tintagel. Das Wetter passte wunderbar zur rauen Küste. Da Tintagel zum English Heritage gehört, brauchten wir keinen Eintritt zu zahlen.

DSCN8091

Der Geburtsort König Artus‘ zeichnet sich durch eine Vielzahl von Stufen auf, die besonders bei Nässe sehr rutschig sind. Zum Glück wird man entsprechend gewarnt.

DSCN8341

Wir hatten Glück. Nachdem wir eine halbe Stunde auf den Felsen rumgeklettert sind, riss schlagartig der Himmel auf und herrlicher Sonnenschein begleitete von nun an unsere Erkundungstour.

DSCN8125

Von der eigentlichen Burg ist nicht sehr viel übrig geblieben. Wind und Wetter haben die meisten Gebäude zerstört und Klippenabbrüche taten ihr Übriges.

DSCN8112

DSCN8282

DSCN8103

DSCN8297

DSCN8301

DSCN8304

Das Hochplateau ist recht ausgedehnt und überall kann man Überreste von Gebäuden erkennen. Direkt am Rand geht es steil zum Meer hinab und ich hab den Großen nicht eine Sekunde von der Hand gelassen. War mir doch irgendwie zu unsicher, gerade bei dem rutschigen Untergrund.

DSCN8177

DSCN8223

Als kuriose Randnotiz: Viele der flacheren Gebäudeüberreste wurden nur entdeckt, als in einem sehr heißen und trockenen Sommer die Vegetation auf dem Felsen Feuer fing und komplett abbrannte.

DSCN8110

Vor der Abreise haben wir noch in einer Bäckerei die typischen Cornish Pasties gekauft, die einfach nur riesig sind und superlecker schmecken.

DSCN8405

Der Böppel oben drauf dient dem Verkäufer zur Unterscheidung der verschiedenen Füllungen.

Schon auf der Rückfahrt merkte ich, dass mir das viele Treppensteigen arg zugesetzt hatte. Ich setzte also die Jungs am Fistral Beach in Newquay ab, fuhr in die Pension und legte mich für ein paar Stunden hin. Als es dunkel wurde, holte ich sie wieder vom Strand ab.

DSCN8408

Wir aßen dann in „unserem“ Pub zu Abend, bevor wir alle geschafft ins Bett fielen.

England, Tag 16: Dartmouth Castle

An diesem Tag beging ich einen entscheidenden Fehler: ich gab meinem Mann die Kamera in die Hände. Bis dahin hatte ich mich um die Fotos gekümmert und er zierte sich immer, hatte er doch große Angst, etwas kaputt zu machen oder mit der Technik nicht zurecht zu kommen. Nun kann man bei der Kamera nicht viel falsch machen. Anschalten, draufhalten, abdrücken, in dunkleren Ecken den Blitz ausklappen, fertig.
Und damit hatte ich ja was losgetreten. Bislang hatten wir in den vergangenen 15 Tagen um die 1.000 Bilder geknipst, in den folgenden 7 Tagen produzierte mein Mann 1.800 Fotos. Uff!

DSCN6725

Unser Tagesziel war Dartmouth Castle, zum English Heritage zugehörig und damit für uns kostenlos. Das Wetter hatte sich weiter gebessert, der Regen komplett aufgehört. Das Google-Navigationssystem lotste uns etwas abenteuerlich über eine Autofähre, welche uns letztendlich aber direkt nach Dartmouth brachte. Die Straßen in der Stadt waren äußerst eng und verwinkelt, die Ausschilderung zum Castle eher spartanisch und einen dazugehörigen Parkplatz haben wir auch nicht gefunden. So parkten wir dann am Straßenrand und liefen den restlichen Weg.

DSCN6748

Die Burg selbst liegt sehr malerisch direkt am Wasser und ist auch überschaubar groß. Die zugehörige Ausstellung beschäftigte sich fast ausschließlich mit den strategischen Aspekten der Anlage und daher gab es, sehr zur Freude unsere Kindes, wieder jede Menge Kanonen.

DSCN6750

Zum Castle gehört auch eine kleine Kapelle und ein Friedhof in Hanglage, welcher sich besonders durch die Ordnung der aufgestellten Grabsteine auszeichnete 😀

DSCN6730

Auf dem Weg in die Stadt machten wir einen Abstecher nach Bayard’s Cove, welche ein klein wenig versteckt am Ende des Piers in Dartmouth liegt.

DSCN6821

Eigentlich wollten wir mit dem Bötchen in die Stadt fahren, aber entweder haben wir die Anweisungen nicht richtig befolgt oder aber der Fährdienst war bereits eingestellt.

DSCN6797

Nach einer guten halben Stunde Warten und Umschauen entschieden wir uns, dann eben in die Stadt zu laufen.

DSCN6800

Dort angekommen kauften wir in einer Bäckerei Schokobrötchen und Käsecroissants und schauten uns die schicken Fachwerkhäuser an.

DSCN6813

DSCN6817

Da Sonntag war und die meisten Geschäfte geschlossen hatten, hielten wir uns nicht sonderlich lange in der Stadt auf, sondern fuhren nach Blackpool Sands, einer der schönsten Strände in der Gegend. Ich bin auf dem Weg dahin (mal wieder) an der Abzweigung vorbei gefahren und beim Wendemanöver rammte ich leider den Erdwall der gegenüberliegenden Straßenseite, was in einem recht großen, unschönen und erdverklumpten Kratzer links an der Stoßstange resultierte. Die englischen Landstraßen können aber auch verdammt eng sein (mehr dazu im nächsten Bericht). Gut, war das Thema also auch erledigt 🙂 (Da ich das Auto mit Vollkasko ohne Selbstbeteiligung angemietet hatte, ist es mir sogar egal gewesen, wenn es abgebrannt wäre oder sonstwas 😉 )

DSCN6822

Wir hockten uns dick eingemummelt an den Strand und aßen unsere Brötchen und schauten den Wellen zu. Es war recht windig und entsprechend schöne Wellen krachten an den Strand.

DSCN6848

Nachdem wir uns satt gesehen und gegessen hatten, fuhren wir zurück nach Torquay. Am dortigen Pier steht ein großes Riesenrad und der Kleene lag uns bereits seit Tagen in den Ohren, dass er unbedingt damit fahren wollte. Und da wir an dem Tag noch genug Zeit hatten und er auch wieder ganz brav bei unseren Unternehmungen mitgezogen hatte, erfüllten wir ihm den Wunsch. Zur Belohnung für uns gab es ein paar schöne Bilder von oben 🙂

DSCN6862

DSCN6865

DSCN6867

DSCN6870

DSCN6871

Abends ging es dann wieder in DAS Pub und ich halte seitdem Indoor-Spielplätze in Gaststätten für die größte Erfindung seit geschnitten Brot 🙂

England, Tag 11: Stonehenge

Genau Halbzeit!

Wir hatten viel vor, weswegen es auch früh losging. Unterstützt wurden unsere Pläne dadurch, dass es Frühstück nur bis 8:30 Uhr gab. Eine unspektakuläre Fahrt und 1,5 Stunden später erreichten wir Stonehenge. Durch unseren Heritage-Pass mussten wir uns nicht anstellen, sondern konnten direkt durch den Einlass und die kostenlosen Audioguides abgreifen.

DSCN6234

Wir folgten dem Rundgang, lauschten den Audioguides und bewunderten die Steine von allen Seiten. Auf halber Strecke begegneten wir einem Faun, den vor allen unser Großer faszniniert beobachtete, war er doch schließlich wie eine Frau gekleidet mit langem Rock und langen Haaren, aber das Gesicht war eindeutig das eines Mannes. Wir warteten geduldig, bis der Faun das Gespräch mit anderen Touristen beendet hatte und dann waren wir dran. Nur war unser Kind in diesem Moment so verschreckt, dass es sich lieber hinter mir versteckte und nur ab und zu mal hervor lugte. Ich unterhielt mich ein wenig mit dem Mann und er erzählte, dass er dies freiwillig und unentgeltlich mache, weil er einfach Spaß daran habe. Außerdem fasziniere ihn das Spiel mit den Geschlechtern und besonders Kinder würden da speziell reagieren, zumal ja noch die Magie dieses speziellen Orts hinzukomme.

DSCN6259

Die Menschenmassen hielten sich bei unserem Besuch in Grenzen, was wohl auch an dem nicht sonderlich tollen Wetter lag. Es war eher grau und diesig und nur mäßig warm. Mag mir gar nicht vorstellen, wie überlaufen das im Sommer sein muss.

DSCN6258

Da so ein paar, zugegeben sehr alte, Steine kein tagesfüllendes Programm darstellen, zogen wir weiter nach Old Sarum, einer 5000 Jahre alten Festung, von der noch erstaunlich viel übrig geblieben ist.

DSCN6265
DSCN6266
DSCN6277

Und während wir so die Festung erkundeten, klarte schlagartig das Wetter auf und wir hatten strahlenden Sonnenschein, der die Überreste der neben der Festung liegenden Kathedrale wunderbar beleuchtete.

DSCN6275

Von Old Sarum ging es dann zum letzten Ziel dieses Tages: Old Wardour Castle.

Die Fahrt dahin war abenteuerlich, denn dieser alte Landsitz liegt sehr versteckt und wir machten das erste Mal Bekanntschaft mit den typisch englischen, verdammt engen Landstraßen.

DSCN6283

Diese alte Ruine liegt sehr romantisch inmitten eines Parks, der den perfekten Rahmen für das Gebäude bildet.

DSCN6284

Die Ruine hat eine bewegte Geschichte, wechselte mehrmals den Besitzer und wurde während des Englischen Bürgerkriegs durch Minen schwer beschädigt.

DSCN6332

Die Ruine selbst kann teilweise bis zum 3. Stock erkundet werden und ist gut durch Schautafeln in den einzelnen Räumen erklärt. Zusätzlich gibt es Audioguides, die noch weitere Informationen liefern.

DSCN6298

Im Bereich der ehemaligen Zugbrücke wurde Ende des 18. Jahrhunderts eine künstliche Grotto gebaut. Na, wer’s braucht.

DSCN6319

Es ging dann wieder über die Landstraßen zurück und ich war heilfroh, dass direkt vor mir ein Bus fuhr, so war mir Gegenverkehr erstmal herzlich egal. Sobald wir wieder ausreichend breite Straßen erreicht hatten, verlief die weitere Rückfahrt unspektakulär, außer dass ich mich jetzt dank 3maligen Verfahrens um Portsmouth besser in der Gegend auskenne, als ich vorhatte. Und so langsam hatte ich gelernt, wie man auf der falschen Seite rückwärts einparkt.

Abendessen fand dann im selben Restaurant wie tags zuvor statt, diesmal war Curry-Tag, auch wieder sehr lecker und recht preiswert.

P.S.: Alle Ziele dieses Tages werden vom English Heritage verwaltet und konnten mit unserem Pass kostenlos besucht werden. Aber auch ohne Pass lohnt sich der Besuch, der Eintritt kostet zwischen 3,90 und 8 Pfund. Nach diesem Tag hatten wir den Preis für unseren Pass wieder rein, alle zukünftigen Heritage-Besuche waren für uns also Bonus 🙂

England, Tag 8: Battle Abbey

Ich musste mal wieder einen ruhigen Vormittag einlegen, die Fahrerei vom Vortag hatte mich doch ordentlich geschlaucht. Die Jungs suchten sich ein kleines Café in der Stadt, wo sie ausgiebig frühstückten, während ich in Ruhe wach wurde und duschte.

Unser heutiges Ziel war Battle Abbey, einer der wichtigsten historischen Orte Englands. Immerhin fand hier die Schlacht von Hastings statt, bei der die Armeen von Wilhelm dem Eroberer und Harald II. gegeneinander kämpften und an deren Ende der Tod Haralds stand. An dieser Stelle wurde zum Gedenken an die Opfer die Abtei gegründet, der zugehörige Altar soll genau an der Stelle stehen, an der Harald sein Leben verlor.

DSCN6104

Kaum in der Abbey angekommen, sprach uns eine nette Mitarbeiterin des English Heritage an und erkundigte sich nach unserem Aufenthalt. Sie bot uns dann einen 9- oder 16-Tage-Pass für alle Heritage-Örtlichkeiten an. Ich war erstmal sehr misstrauisch, hatte ich doch nicht so richtig Lust auf Abzocke, aber ließ mir trotzdem alles erklären. Es stellte sich heraus, dass das Pass-Angebot für uns tatsächlich lohnend ist. Wir hatten uns im Vorfeld schon erkundigt und fast alle großen und berühmten Sehenswürdigkeiten in England werden von ihnen verwaltet, unter anderem Stonehenge, Tintagel oder der Hadrianswall. Zwar klang der Preis von 54 Pfund für 2 Personen erstmal ziemlich heftig, aber ein kurzes Nachrechnen ergab, dass wir nach ca. zwei Drittel aller von uns avisierten Plätze diese Kosten wieder drin hätten. Was wir erst später heraus fanden und das auch nicht vergessen werden sollte, ist, dass viele nicht im English Heritage organisierten Sehenswürdigkeiten Kooperationen eingegangen sind und Heritage-Mitgliedern teilweise bis zu 50% Nachlass auf den Eintrittspreis gewähren. Gratis zur Mitgliedsschaft gab es außerdem ein Buch mit allen Sehenswürdigkeiten, das alleine schon 11 Pfund gekostet hätte und in den nächsten 2 Wochen unsere Bibel wurde.

DSCN6106

Nachdem die Formalitäten erledigt waren, machten wir uns an die Erkundung der Abbey. Ein großes Areal mit viel Freilauf fürs Kind und informativen Schautafeln für den Erwachsenen.

DSCN6111

Wir erkundeten das Schlachtfeld, pflückten wieder wilde Brombeeren und sahen uns die Überreste des Klosters an.

DSCN6133

Immer wieder stießen wir dabei auf wild-romantisch zugewachsene Ecken.

DSCN6125

Nachdem wir uns alles angeschaut hatten, aßen wir in der Cafeteria noch eine Kleinigkeit zu Mittag, bevor wir uns auf den Weg zum Pevensey Castle machten. Dieses English Heritage Kleinod lag praktischerweise direkt auf unserem Heimweg und wir wollten unseren nagelneuen Mitgliedspass auch wirklich ausnutzen. Ohne den Pass hätten wir uns den Besuch sicherlich geschenkt.

DSCN6148

Das Kastell aus der Römerzeit ist recht übersichtlich, aber trotzdem sehr interessant. Es gab eine kleine Ausstellung, die teilweise sehr kindgerecht aufbereitet war. Außerdem durfte auch hier der Kleene überall rumrennen und auf den meisten Mauerresten rumklettern. Wo es zu gefährlich oder nicht erwünscht war, gab es entsprechende Hinweise.

DSCN6160

Nach so viel Geschichte ging es zurück nach Eastbourne, wo wir noch einen kleinen Strandspaziergang zum dortigen Wish Tower machten, bevor wir uns endgültig ins Hotel zurückzogen.