Niederlande, Tag 2: Enkhuizen – Zuiderzeemuseum / Medemblik – Molenpop

Trotz der anstrengenden Fahrt war die Nacht um 7:30 Uhr vorbei. Wir Großen noch ordentlich müde, die Kinder mopsfidel. Ich probierte die Dusche aus und war nur mäßig begeistert. Ich konnte nicht herausfinden, wie man die Temperatur regelt und aller 5 Sekunden schaltete sich das Wasser ab. Sehr nervig.

Wir bereiteten in Ruhe das Frühstück vor und aßen gemütlich auf der Terrasse vorm Bungalow. Während wir den Proviant für den Tag zusammenstellten, spielten die Kinder auf der Wiese Fußball oder jagten Seifenblasen. Halb Elf machten wir uns auf den Weg nach Enkhuizen, das Zuiderzeemuseum wartete auf uns.

Auf der Homepage war keine Adresse angegeben, nur der Hinweis, dass man den Schildern folgen sollte. Und tatsächlich war das Museum sehr gut ausgeschildert. Ich war erstaunt, dass nur so wenige Fahrzeuge auf dem Parkplatz standen, aber das hieß wohl auch, dass das Museum nicht so überlaufen sein würde.

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An der Kasse fragte ich als erstes nach der Museumskarte, worauf die Dame ein wenig skeptisch nachfragte, ob wir wirklich die Karten haben wollten. Erst, als ich meinte, wir wollen ganz viele Museen anschauen, hellte sich ihr Gesicht auf und freudig überreichte sie uns 3 Karten. Sie klärte mich noch auf, dass das Parken 5€ kostete und präsentierte uns die Rechnung über insgesamt 157,25€. Uff, aber wir hatten dies ja bereits erwartet.

Der Weg zum Museum wird mittels Fähre zurückgelegt, der erste Höhepunkt für die Kinder. Jede Ente, jede vorbeiziehende Möwe wurde bestaunt und im Hafen liegende Segelboote ebenso. Nach 15 Minuten Fahrt kamen wir im eigentlichen Museum an.

Gleich die erste Station war ein kleiner Ruderbootsee. Wir schnappten uns ein 4-Personen-Plasteboot, stiegen mit sehr wackligen Knien ein und mein Mann übernahm die Ruder. Nach einer Kollision mit einem anderen Boot übernahm ich das Steuer bzw. die Paddel. Das Ziel war eine Wasserkanonenburg. Da die aber noch voll belegt war, steuerten wir eine andere Insel an, wo man per Hand Wasser in Schläuche pumpen und nach Herzenslust rumspritzen kann.

Als wir sahen, dass sich die Warteschlange an der Kanonenstation gelichtet hatte, stiegen wir wieder ins Boot und ruderten hin. Zwei Minuten später wurde ein Ankerplatz frei und der Große stürzte zu einer Wasserkanone. Leider war er zu klein, um sie alleine bedienen zu können, also stieg ich ebenfalls aus und half ihm.

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Ziel waren 4 Metallbottiche, die bei ausreichender Füllmenge umkippten und das gesammelte Wasser wieder ausgoßen. Mit ein wenig Übung und vereinten Kräften füllten wir alle 4 Behälter bis zum Anschlag. Danach räumten wir den Platz für die nächsten wartenden Kinder und ich ruderte uns zurück ans Ufer.

Auf festem Boden zurück, schauten wir uns das restliche Freilichtmuseum in Form eines nachgebauten Fischerdorfes an. Viele Häuser konnten betreten werden und waren mit Möbeln der verschiedenen Jahrgänge eingerichtet. In einigen Häusern stellten Schauspieler Szenen des Alltags nach. So konnten wir einer Familie beim Mittagessen zuschauen und ein Mann „arbeitete“ mit Tinte, Feder und vielen Zahlen in seinem Büro.

Ein Thema zog sich durch das komplette Dorf: die Flut und ihre Folgen. Holland ist in der Vergangenheit immer wieder überflutet worden und an verschiedenen Stationen wurde darüber informiert. Sogar ein ganzer Straßenzug war mit Flutschäden nachgebaut worden. Überall Schlamm, zerbrochene Gegenstände, vom Wasser mitgerissene Bäume und am Straßenende sogar ein ganzes angespültes Schiff.
Eine weitere Schauspielerin erzählte uns von ihrer verzweifelten Lage: erst der Krieg und jetzt auch noch die Flut. Wir unterhielten uns ein wenig, und es stellte sich heraus, dass die Szene im Jahr 1916 spielte.

Zwei Straßen weiter war ein Seilmacher und die Kinder konnten sich mit seiner Hilfe selber Springseile herstellen. Der Große wollte natürlich unbedingt eines haben und drehte begeistert an der Kurbel, bis das Seil fertig war. Mit 1,50€ ein durchaus preiswertes Vergnügen.
Die ersten Springversuche waren allerdings noch etwas holprig, aber ausbaufähig.

Wir liefen am Deich entlang zu einer für Holland typischen Windmühle. Die Kinder interessierten aber mehr die Wasserspiele direkt daneben, die anschaulich zeigten, wie das Wasser aus den Poldern gepumpt wurde.

Ein wenig weiter war eine Fischräucherei, wo man frisch geräucherten und noch warmen Hering kaufen konnte. Leider hatte ich damals gerade überhaupt keinen Appetit auf Fisch.

Im nächsten Teil des Dorfes gab es eine große Kleiderkammer, wo Kinder bis 12 Jahre in traditionelle Kleider gewandet werden konnten. Kostenlos und für 30 Minuten. Im Nebenraum gab es Holzschuhe in allen möglichen Größen ab der 26, zu groß für die Kleene. Sie bekam dafür die typische Spitzenhaube und machte Frau Antje alle Ehre.

Wieder in Normalkleidung besuchten wir den Käseladen, in dem es ganz fürchterlich roch und plünderten den Souvenirladen. Nach einer kurzen Rast besuchten wir die Schildermalerei, wo Kinder kleine Holzschuhe (Klumpen) oder Bilder mit Gipsapplikationen bemalen konnten. Der Große entschied sich für ein Bild mit Windmühle. Ich bemalte den Hintergrund, der Rabauke die Windmühle mit sehr eigenwilligen Farbkombinationen. Mit einem Fön wurde alles trocken gepustet, bevor die Windmühle mit der Heißklebepistole aufs Bild geklebt wurde. (2,50€)

Wir schauten uns noch die restlichen Häuser und Stationen an, wobei wir merkten, dass der Besuch doch recht anstrengend war. Kirche, Schmiede, Böttcher und Netzknüpfer haben wir nur kurz besucht. Das letzte Ziel war die Kinderinsel, wo man eine Flaschenpost basteln oder im Wasserlabor Experimente mit Wasser durchführen konnte. Ich machte einige davon mit dem Großen, bei dem aber die Konzentration mittlerweile auf dem Nullpunkt angekommen war.

So schlenderten wir zurück zum Fähranleger, wo uns eine weitere Überfahrt zurück zum Parkplatz brachte. Auf der Rückfahrt schlief die Kleene fast sofort ein, der Große plapperte dafür unentwegt.

Weil uns am Vortag der Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte und wir deshalb Medemblik nicht erkunden konnten, holten wir das jetzt nach. Die Kleene wurde in den Buggy gesetzt, wir füllten unsere Wasserflaschen auf, legten Kekse nach und auf ging’s.
Ein Rad-Fußweg führt an der wenig und nur von einer historischen Dampfeisenbahn befahrenen Bahnstrecke entlang. An der örtlichen Mühle gab eine Coverband ein Konzert, die Bühne war im LKW-Anhänger.

Wir liefen bis zur Waterkant, stellten fest, dass es keinen nennenswerten Strand gibt und traten den Heimweg an. Der Ort ist sehr malerisch, die typischen kleinen Häuser reihen sich aneinander. Es gibt auch eine kleine Burg, aber durch die vielen Kanäle war der Zugang nur über lange Umwege zu erreichen. Zuviel für meinen Rücken, der bereits lautstark protestierte. Zudem war es in der Zwischenzeit echt spät geworden und der lange Heimweg lag noch vor uns.

Endlich daheim angekommen, machten wir die Reste des gestrigen Abendessens warm, brachten die Kinder unter relativ wenig Protest ins Bett und versuchten, einen Livestream oder Liveticker für das EM-Finale zu finden. Das etwas wackelige W-Lan erlaubte nur den Kicker-Ticker, aber dies reichte, um mitzubekommen, wie Portugal Europameister wurde.

Es war ein toller Tag, das Zuiderzeemuseum ist wirklich empfehlenswert und alleine schon ein Viertel der Museumskarte „wert“.

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Niederlande, Tag 1: Anreise nach Opperdoes

Zu völlig unchristlicher Zeit aufgestanden, früh um 5:00 Uhr. Der Mann wollte gerade ins Bett gehen, hatte er bis dahin in der Wohnung gewirbelt, während ich als Fahrer ein paar Stunden schlafen durfte. Ein wenig grummelnd machte er sich daran, die restlichen Sachen einzupacken und in das bereits sehr volle Auto zu stapeln.

Zum Glück passten sowohl Kinder, Fahrer als auch Beifahrer noch mit hinein und so konnten wir fast wie geplant um 6:23 Uhr starten. Das erste Ziel war die Tankstelle, einmal auffüllen. Einen kurzen Kampf mit dem Navigationsgerät später, den ich leider verloren habe, da es sich partout nicht auf die nördliche Route über Oldenburg einlassen wollte, ging es auf die Autobahn. Bei Hannover bogen wir trotzig und entgegen der Navi-Anweisung auf die A7 ab und schon 20 km später ließ sich die Elektronik erweichen und wählte die gewünschte Nordstrecke.

Die Fahrt verlief ereignislos und zügig, trotz vieler Baustellen, so dass wir bereits halb 12 die niederländische Grenze passierten. Vermutlich aufgrund der enormen Zuladung hatte das Auto ausnehmend großen Durst und 100 km vorm Ziel tankten wir erneut.

Wir fuhren über den beeindruckenden, 30 km langen Afsluitdijk. Von dort waren es nur noch wenige Minuten bis zu unserem Ziel in Opperdoes, das sich als Imkerei und Pfannkuchenküche getarnt hatte.
Unsicher betraten wir das Restaurant, wo ich der Dame hinter dem Tresen auf Englisch mein Anliegen schilderte. Sie wusste sofort, was wir wollten und meinte, dass wir sehr früh da wären. Ich erklärte, dass wir Glück mit dem Verkehr hatten und selber sehr erstaunt sind, so zeitig da zu sein. War aber alles kein Problem.

Nachdem ich den Restbetrag gezahlt hatte, wurden wir zu unserem Bungalow geführt, vorbei an den Mülltonnen („Bitte Müll trennen“, was das Herz meines Mannes sofort höher schlagen ließ), durch dichtes Strauchdickicht, an zwei weiteren Hütten entlang, bis zu unserem Domizil für die nächsten zwei Wochen. Das Haus ist sehr klein, besteht nur aus einem Schlafraum mit zwei Doppelstockbetten und einem extra Bett. Notdürftig davon abgetrennt ist das Wohnzimmer und die Kochecke. Geschätzt 20 qm, mit separatem Klo. Die Duschen befinden sich einem Nebengebäude.

Toll ist allerdings der große Garten mit riesigem Trampolin und einem Fußballfeld mit zwei Toren. Der Große konnte es kaum abwarten, seinen Ball in die Finger zu kriegen und loszubolzen.

Noch während wir das Auto ausluden, ertönte lautes Gejammer: das Kind hatte den Ball in die Hecke gejagt. Genau in die Ecke mit den Brennnesseln und der Spinnenkolonnie. Zum Glück war ein wenig weiter ein Eingang in das Gestrüpp und der Rabauke zwängte sich hindurch und fand nicht nur einen einfachen Zugang, sondern auch einen zweiten Ball. Beide beförderte er nach draußen, kroch wieder raus und konnten er und seine Schwester gemeinsam spielen, ohne sich zu streiten, hatte ja nun jeder einen Ball.

Keine fünf Minuten später wieder Geheule, der „neue“ Ball war weg. Wieder im Gestrüpp, diesmal aber hinter dem Zaun, auf dem Nachbargrundstück.
Tja, wie gewonnen, so zerronnen.

Kaum hatten wir alle Sachen aus dem Auto geladen, fing es an zu regnen. Schöner, ergiebiger Landregen, der gekommen war, um zu bleiben. Wir versuchten, die Kinder zum Mittagsschlaf zu überreden, da ja alle mehr oder weniger seit 5 Uhr wach waren. Fand die Kleene nur so mittelprächtig und täterte die ganze Zeit rum, so dass auch der Große und der ganz Große keinen Schlaf fanden.

Nach 2 Stunden hatten der Regen und wir ein Einsehen und brachen spontan unser Vorhaben ab. Da wir in Unkenntnis der örtlichen Gegebenheiten einige Kleinigkeiten wie Küchenrolle oder Klopapier nicht mitgenommen und mein Mann zu seinem größten Ärgernis die Kaffeefilter daheim vergessen hatten, suchten wir den nächstgelegenen Supermarkt der Marke Spar auf. Wir fanden alles gewünschte und sahen außerdem, dass essentiell wichtige Dinge wie Wein entgegen aller Warnungen auch schon für kleines Geld zu haben waren.

Am meisten entsetzte mich, dass es Paracetamol frei verkäuflich gab, die 500 mg 50-Stück Packung für legendäre 89 Cent. Ich beschloss spontan, bei jedem Supermarktbesuch haushaltsübliche Mengen zu kaufen, denn durch den kürzlich erlittenen leichten Bandscheibenvorfall war ich sehr auf Schmerzmittel angewiesen. Nicht permanent, aber wenn, dann massiv.

Nach der Heimkehr von unserem kurzen Ausflug war es dann schon Zeit, Abendessen zu kochen. Wir hatten alle Zutaten für Nudeln mit Tomatensoße mitgebracht und weihten den Propangaskocher erfolgreich ein.
Eine ausgiebige Seifenblasenjagd später war endlich Bettgehzeit für die Kinder. Als Gute-Nacht-Geschichte gab es den Kleinen Prinzen, wie bereits in Italien. Ausreichende Kapitellänge, punktgenaue Kapitelanzahl und eine bezaubernde Geschichte, die man gerne mehr als einmal lesen möchte.

Bei Kapitel 1 interessierte die Kleene nur der Elefant und immer wieder unterbrach sie die Lesung durch laute Zwischenrufe: fant, fant!

Der Große schlief natürlich ob in einem der Doppelstockbetten, bei der Kleenen versuchten wir, sie in einem der Erwachsenenbetten am Boden schlafen zu lassen. Nachdem sie uns aber zweimal auf der Terrasse besuchen kam, bauten wir das Reisebett auf und verfrachteten sie hinein.
Mit Erfolg.
Keine 10 Minuten später schliefen beide Quälgeister und wir konnten zum gemütlichen Teil des Abends übergehen: Tagebuch schreiben und Gin-Tonic trinken.

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Spontan besuchten uns noch unsere Gastgeber, weil wir festgestellt hatten, dass die Bettdecken fehlten. Dass wir eigene Bettwäsche mitbringen mussten, wussten wir, dass die Bettdecken auch darunter fallen, war uns neu. Wir fragten nach und es hieß, pro Decke 6 Euro. Mag nicht viel sein, aber unser Budget ist klein und weitere 18 Euro tun weh. Wir lehnten erstmal ab, wollten es mit den Bettbezügen und dicken Pullis probieren.

Aber als die Gastgeber uns abends besuchten, ließen wir uns doch erweichen, sie boten 4 Decken für 20 Euro an. Wir brauchten aber nur 3, waren aber mittlerweile bereit, die 18 Euro auszugeben. Sie brachten dann doch 4 Decken, zum Preis von dreien.
Na gut, wer sich so viel Mühe gibt und so nett ist, soll nicht leer ausgehen.

Außerdem mach ich es gern kuschlig im Bett 🙂

Museumkaart

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In einem früheren Artikel hatte ich ja bereits über die Museumkaart geschwärmt und wie viel Urlaub sie uns ermöglichen wird.

Heute habe ich mich hingesetzt und habe die regulären Eintrittspreise, ohne Onlinekaufrabatte oder Familientickets, aufgeschrieben und gegen den Kartenpreis gestellt. Ehrlich, am Ende hat es mich fast vom Bürostuhl gewippt.

Sagenhafte 318€ Ersparnis. Bei uns hat sich die Karte ab dem 5. Tag gerechnet, wobei die ersten 4 Museen die teuersten unserer Hollandziele waren. Aber mal so übern Daumen gepeilt lohnt sich die Karte ab 1 Woche Aufenthalt, wenn man jeden Tag eine der über 400 Attraktionen besucht.

Im Gegenzug bedeutet das auch, dass wir ohne Karte über 470€ nur an Tickets ausgegeben hätten. Nenn ich mal ne Hausnummer.

Die heiße Phase

Lange Zeit war es nur eine diffuse Hibbeligkeit, die hauptsächlich damit zu tun hatte, einfach mal 3 Wochen dem täglichen Wahnsinn auf Arbeit durch Urlaub weit weit weg entgehen zu können. Diese Unruhe wurde ein wenig dadurch getrübt, dass bis auf die Eckdaten und die gebuchten Unterkünfte keinerlei konkrete Pläne für die einzelnen Urlaubstage, ja noch nicht mal Ziele feststanden. Bislang umfasste die Planung nur 2 Wochen Holland (ja, Holland), dort einige Fahrten nach Amsterdam und dann eine Woche Belgien. Mehr nicht.

Und selbst die Unterkunft in Holland stand zwischenzeitlich auf der Kippe. Ich hatte sie wie üblich über Booking.com gebucht und bei den vergangenen Buchungen war es so, dass der volle Betrag oder die Anzahlung direkt vom Konto abgebucht oder per Kreditkarte eingezogen wurde. Nur bei der holländischen Unterkunft mussten wir ausnahmsweise den Betrag selber überweisen. Stand explizit so da und ich wartete nach der Buchung auf die Email mit der Rechnung und der Bankverbindung. Ich wartete vergeblich bis ich ungefähr einen Monat später eine Email erhielt, wo denn die Zahlung bliebe und wir das Geld bis spätestens zum 17. überweisen sollten. Da ich meine Mails nur regelmäßig checke, wenn ich welche erwarte, las ich diese Mail erst am 20. und verfiel spontan in Panik. Da ich zu diesem Zeitpunkt gerade beim Fußballtraining des Großen war und somit relativ handlungsunfähig, tippte ich schnell eine Antwort per Handy, dass ich mich sofort nach der Rückkehr kümmern würde und sie doch bitte nicht die Buchung stornieren sollten.

Daheim angekommen checkte und checkte ich meine Emails und fand in einem Wirrwarr noch nie gesehener Mails auch die besagte Rechnung. Ich vermute einen technischen Defekt beim Mailprovider, eventuell auch ein übervoller Browsercache meinerseits, jedenfalls hätte ich schwören können, die Rechnungsmail innerhalb einer Woche nach Buchung nicht in meinem Postfach gesehen zu haben. Wie auch immer, jetzt hieß es handeln.

Ich überwies sofort den fälligen Betrag, auch wenn mein Konto gerade um Gnade flehte. Uns hätte eine Stornierung oder Nichtzahlung eh nicht geholfen, da ich mich mit der Buchung verpflichtete, so oder so den vollen Betrag zu zahlen. Per Email teilte ich mit, was passiert war und dass das Geld unterwegs sei und hakte nach, ob die Buchung trotz der Verzögerung noch gültig sei. Wie auf glühenden Kohlen sitzend, checkte ich aller 10 Sekunden mein Postfach, bis endlich zwei Stunden später die Meldung kam: Alles gut, Buchung immer noch gültig, Bungalow immer noch für uns reserviert.

Was für eine Erleichterung!

Aufgeschreckt durch dieses Erlebnis prüfte ich die Buchung der belgischen Unterkunft genaustens, nicht dass ich dort auch etwas übersehen hatte. Aber nein, dort stand klipp und klar: Abbuchung der Anzahlung per Kreditkarte.
Also checkte ich meine Kontoauszüge, konnte aber nichts finden. Da ich die Kreditkarte nur höchst selten benutze, bin ich mit den Abrechnungszyklen und den üblichen Verzögerungen, die sich daraus ergeben, überhaupt nicht vertraut. Da mir aber die Jahresgebühr zuverlässig abgebucht wurde, war ich relativ sicher, dass die Karte noch gültig war.

Und tatsächlich, zwei Monate später fand ich eine nicht näher bezeichnete Abbuchung auf meinem Konto, die ungefähr der Höhe der Anzahlung entsprach. Leider nur ungefähr, so dass ich zur Sicherheit mit der Bank telefonierte und nachfragte. Diese bestätigte mir, dass die Abbuchung von der Pension war und die freundliche Kundendienstmitarbeiterin und ich wunderten uns gemeinsam, warum der Kreditkartenabbuchungsbescheid (gleich zwei tolle Worte fürs Galgenraten), auf dem ich das hätte selber sehen können, nicht in meinem Briefkasten gelandet ist.

Ist er bis heute nicht, aber ist mir auch egal, Hauptsache, die Buchung steht.

Insgeheim hatte ich ja ein klein wenig darauf gehofft, dass die Buchungen doch ins Leere laufen, denn je näher der Urlaub rückte, desto deutlicher wurde, dass unser Budget extrem knapp sein würde dieses Jahr. Die 4.000 € der letzten beiden Urlaube waren definitiv nicht drin und am Ende wären wir billiger dran, gar nicht zu fahren als zu fahren und frustriert vor den zahlreichen Sehenswürdigkeiten zu stehen, weil wir uns den Eintritt nicht leisten können.

Dieser Frust verstärkte sich bei jedem Anlauf, ein Urlaubsprogramm zu erstellen. An Ausflugszielen besteht in beiden Ländern wirklich kein Mangel, aber die allerallermeisten davon kosten Geld. Und das teilweise recht ordentlich.

Allein in Amsterdam, wo sich eine Sehenswürdigkeit an die andere reiht, wird man nur durch die Eintritte arm. Rijksmuseum – 12,50€, van Gogh Museum – 17€, NEMO Science Museum – 15€, Koninklijk Paleis – 10€, De Oude Kerk – 7,50€, De Nieuwe Kerk – 10€; Preise jeweils für einen Erwachsenen, Kinder im Schnitt die Hälfte. Macht für Amsterdam 72 € für einen Erwachsenen. Da hilft die I Amsterdam Card nur bedingt weiter, da allein die günstigste Ausgabe für 24 Stunden schon 55€ kostete. Die 2-, 3- oder 4-Tageskarten sind zwar in der Staffelung günstiger, aber wirklich gerechnet hätte sich das nicht und außerdem hätten wir dann 3 oder 4 Tage hintereinander nach Amsterdam gemusst. Für einen Wochenendtrip sicher eine tolle Sache, für Reisen mit zwei kleinen Kindern einfach nicht praktikabel.

Der Urlaub sollte aber keine reine Städtereise werden und wir wollten auch das Land, die Dörfer, die Windmühlen, die Pfade abseits der Menschenmassen sehen. Aber egal, wo ich hinschaute, jedes noch so kleine Museum wollte Eintritt – deren gutes Recht – und fast jedes Mal hätte es ein riesiges Loch in unser Budget gerissen. Das vergällte mir die Urlaubsplanung dermaßen, dass ich nicht über zwei oder drei Ziele pro Versuch hinaus kam, bevor ich entnervt aufgab und der Bankrott immer greifbarer am Horizont heraufzog.

Um irgendwie voran zu kommen und weil mir der Italienurlaub noch negativ in Erinnerung ist, forderte ich meinen Mann immer wieder auf, nach Zielen zu suchen, die er interessant fand. Das Vorgehen hatte zwei Vorteile. Erstens standen wir im Fall der Fälle nicht komplett mit leeren Händen da und zweitens könnte er sich so nicht wieder aus der Verantwortung stehlen.
Er suchte dann auch fleißig und erstellte eine umfangreiche Liste, aber ich konnte mich nicht durchringen, diese näher zu betrachten, weil ich befürchtete, doch nur wieder auf jede Menge horrender Eintrittspreise zu stoßen.

Ich konnte auf Arbeit zwar immer wieder sagen: „Oh, nur noch 4 Wochen.“ oder „Ha, in 3 Wochen bin ich weg.“, doch konnte auch dies den Frust nicht wirklich dämpfen.

Das änderte sich erst am Mittwoch, als ich endlich die Muse und Kraft fand, mich ausführlicher mit der Urlaubsplanung zu beschäftigen. Zu Anfang stieß ich nur wieder auf die üblichen hohen Eintrittspreise und die für uns nicht praktikable Amsterdam Card und den sehr umständlichen Holland Pass. Um diesen optimal nutzen zu können, sucht man sich passende Ziele der Kategorie Gold und Silber aus, bucht dann nach Anzahl der Ziele den entsprechenden Pass und kann in einer beliebigen teilnehmenden Stadt einen Tag lang den Nahverkehr nutzen. Dazu gibt es Rabatte auf alle weiteren, nicht mehr vom Pass gedeckten Sehenswürdigkeiten. Als ich die Liste der Gold- und Silberkategorien durchging, fand ich viele schöne Attraktionen, aber irgendwie fand ich nur Silber- oder nur Gold-Museen. Zudem ist der Preis echt happig und es gibt nur die Small-Edition für Kinder, was unseren Plänen völlig entgegenlief. Selbst beim Rechnen mit dem ganz spitzen Bleistift hielt sich die Ersparnis in sehr engen Grenzen, was diese Option eher unattraktiv macht.

Aber während der Suche nach Museen stieß ich auf das Zuiderzeemuseum und fand dort auf der Seite, wo die Preise gelistet sind, folgenden Hinweis:

Mit der Museumskarte erhalten Sie freien Eintritt bei 400 Museen in den Niederlanden. Erhältlich ist sie an der Kasse vom Zuiderzeemuseum.

Ich wurde sofort hellhörig. Die Museumskarte war mir bei meinen Recherchen bislang noch nicht untergekommen und eine Google-Suche später landete ich auf der Homepage der Karte. Diese ist leider nur in niederländisch, aber Google ist auch hier sehr hilfreich und bietet brauchbare Übersetzungen an. Mit diesen und meinen rudimentären Sprachkenntnissen des Niederländischen fand ich eine Liste aller Museen, die man mit der Karte kostenfrei besuchen kann. Die Liste ist nach den einzelnen Provinzen gegliedert und die jeweiligen Unterseiten nach den Orten in den Provinzen sortiert. Der Preis ist mit knapp 60€ für Erwachsene und 32€ für Kinder unter 18 Jahren wirklich günstig. Kinder unter 3-6 Jahren, je nach Museum, sind oft frei, so dass wir für die Süße mit ihren 2 Jahren keine Karte kaufen müssen.

Ich ging die Liste der teilnehmenden Museen durch und stellte fest, dass sämtliche unserer angepeilten Ziele in Amsterdam bis auf den Artis Royal Zoo mit dieser Karte abgedeckt sind. Also allein in Amsterdam hätten wir den Preis für die Karte wieder drin.

Zudem fand ich einige Sehenswürdigkeiten in der Liste wieder, die ich beim Holland Pass schon gefunden hatte und wo ich mich ärgerte, dass sie in der gefühlt sofort vollen Goldkategorie gelistet waren. Mir erging es beispielsweise beim Kasteel de Haar so. Ich fand das Kasteel auf Anhieb cool, dachte an die Begeisterung des Großen für Schlösser und Burgen, war aber vom Preis völlig abgeschreckt.
Nun steht die Festung aber auf der Liste der Museumskarte und schon ist es eines unserer Urlaubsziele.

Ich war so begeistert von meinem Fund, dass ich es kaum erwarten konnte, meinem Mann davon zu berichten. Aufgeregt wie ein kleines Kind zählte ich alle Ziele auf, die ich anhand der Liste fand und mit einem Schlag wurde unser Urlaub gefühlt um 1.000€ günstiger. Am Ende mögen es nur 300€ sein, aber wir hatten endlich einen Weg gefunden, so viel Holland wie möglich für so wenig Geld wie möglich zu erleben.

Von dieser Euphorie angespornt ging ich voller Enthusiasmus die von meinem Mann zusammengestellten Ziele durch. Er hatte viele tolle Ideen und Attraktionen gefunden, auf die ich nie gekommen wäre. Das allerbeste war aber, dass 90% davon auf der Liste der Museumskarte standen. Ich ergänzte meine Liste mit seinen Zielen, gruppierte alles  zu Tagespaketen und stellte einen Plan auf, wann wir was machen könnten.

Die Wochentage sind bei der Urlaubsplanung ein wichtiger Faktor, der unbedingt berücksichtigt werden sollte. Viele Museen haben beispielsweise Montags geschlossen. Die Überfahrt nach Texel wiederum ist Dienstag-Donnerstag wesentlich günstiger als am Rest der Woche. Örtliche Märkte finden nur an bestimmten Wochentagen statt, so wie der Käsemarkt in Alkmaar jeden Freitag.

Zu Anfang gab es ganz viele Lücken im Tagesplan und ich rätselte, was wir denn noch so machen könnten. Ich ging unsere konsolidierte Liste durch und nach und nach füllte sich der Plan, bis nur noch ein Tag „Luft“ blieb. Als ich die Liste erneut durchging, musste ich feststellen, dass diverse MUSS-Ziele nicht berücksichtigt waren. Liste angepasst, erneut geschaut, festgestellt, dass wir urplötzlich zu wenige Tage für alle Ziele hatten. Wir hielten eine kurze Konferenz, überlegten gemeinsam, welche Ziele zusammengelegt werden könnten oder was uns nicht so wichtig erscheint. Es gab einige Diskussionen und am Ende stand eine Liste, in der wir für jeden Tag eine Tour samt Sehenswürdigkeiten und Museen  eingetragen haben. Diese Liste muss ich allerdings noch ein wenig anpassen und verfeinern, so dass wir zwischen „wochentaggebunden“, „Schönwetter“ und „Schlechtwetter“ unterscheiden können. Grundsätzlich ist die Liste flexibel, nur 3 Termine sind fest und wir sollten wegen der Kinder vermeiden, an zwei Tagen hintereinander nach Amsterdam zu fahren.

Und so ganz nebenbei sind wir wieder in Amsterdam gelandet, wo ich seit gestern genügend Zeit hatte, um mir Sorgen über die Verkehrs- und Parksituation in der Stadt zu machen. Bock auf superteure Innenstadtparkhäuser (1€ pro 12 Minuten) hatte ich genauso wenig wie auf enge Gassen und durch Grachten beschränkte Straßenführung.
Eine erneute Google-Suche schaffte aber auch hier Erleichterung, denn Amsterdam hat ein ausgeklügeltes und wirklich geniales Park&Ride-System, von dem sich viele Städte eine dicke Scheibe abschneiden können.

Es gibt um die ganze Stadt verteilt Parkplätze und Parkhäuser, wo man für 1€ (!) pro 24 Stunden parken kann. Voraussetzung ist, dass man nach 10 Uhr auf den Parkplatz fährt und bei der Rückreise maximal eine Stunde vorher an einer Innenstadthaltestelle das letzte Mal eingecheckt hat. An dieses Parkplätzen kann man Fahrkarten für den Nahverkehr kaufen, mit denen man jeweils eine Stunde hin und zurück fahren kann, Umsteigen inklusive. Da wir eh vor hatten, die meisten Ziele per Fuß zu erreichen, wenn wir erst mal in der Innenstadt sind, ist das für uns die perfekte Lösung. Wenn alles gut geht, sind wir für knapp 7 Euro pro Tag mobil in Amsterdam, ohne uns an bestimmte Tage, wie bei 2- oder 3-Tageskarten, binden zu müssen. Eine tolle Seite, die sehr zeitnah individuelle Fragen zum Parken in Amsterdam beantwortet, gibt es unter www.nach-holland.de.

Ganz ehrlich, meine Begeisterung für den Urlaub steigt gerade stündlich. Mit all diesen Informationen können wir den drohenden Bankrott gerade noch so abwenden. Und da die Temperatur in der heißen Phase nicht nur wegen der tropischen Außentemperaturen stündlich steigt, habe ich heute zur Vorbereitung eine 64-GB-SD-Speicherkarte für die Kamera, einen 64-GB-USB-Speicherstick fürs Auto zum Musikhören und einen Mädchenbadeanzug bestellt.

Wenn wir jetzt noch die Belgienplanung ähnlich gut über die Bühne bringen, stehen unserem Urlaub nur noch wenige Arbeitstage im Wege!

 

© Foto von Flickr/Roman Boed „Delft Reflected in the Window of a Cheese Shop“CC BY 2.0