Italien, Tag 4: Pisa

Der Tagebucheintrag meines Mannes zu diesem Reisetag beginnt mit „(Weitgehend) ausgeschlafen“, meiner beginnt mit „Gemütlich ausgeschlafen“. Scheint, dass Schlaf ein nicht zu unterschätzender Bestandteil von erfolgreichen Urlauben ist!

Nachdem wir nun also alle ausgeschlafen hatten, frühstückten wir in Ruhe und machten uns dann auf den Weg nach Pisa. Zumindest war das der Plan, den aber ein heimtückisches und ekliges Riesenmonster durchkreuzen wollte. Über Nacht hatte sich in unserem Auto eine dicke, fette Spinne eingenistet und ihr durchaus schönes Netz genau überm Lenkrad gesponnen. Mein Puls schnellte genauso rasant hoch, wie die Autotür zuschlug und erst nach dem Auftritt des sagenhaften Heldens konnten wir unseren Ausflug tatsächlich beginnen.

Wir fuhren eine lauschige Landstraße an der Küste entlang und konnten immer wieder längere Blicke aufs Meer erhaschen. In Pisa nutzten wir das Parkhaus direkt in der Stadtmitte, zwar nicht ganz billig, aber wenigstens war das Auto sicher verwahrt, wir mussten nicht ewig zum Zielort laufen und im Vergleich mit anderen Städten war die Parkgebühr ein echtes Schnäppchen.

DSCN9953.JPGDas erste, was wir nach unserer Ankunft machten, war Eis essen. Das erste echt italienische Eis direkt in Italien. Das leckere Eis schleckend bummelten wir durch Pisas Innenstadt, entdeckten farbenfrohe Märkte und kleine Gassen, die nicht von Touristen vollgestopft waren.

DSCN9963.JPGJe näher wir dem Domplatz kamen, desto dichter wurde das Gedränge. Es braucht gar keine Wegweiser, es reicht, wenn man den Menschenmassen folgt. Es war ein ungewöhnlich heißer Tag und wir machten uns auf dem Domgelände auf die Suche nach Schatten, denn Bäume sind dort Mangelware, vermutlich stören sie nur die Fotomotive und man kann dann nicht mehr so dekorativ den Schiefen Turm vorm Umfallen bewahren, was 90% aller Touristen probierten und sich dabei ablichten ließen. Ganz ehrlich, das ist weder originell noch lustig, sondern nur nervend.

Genauso wie die Preise zum Besteigen des Turm. Geschlagene 18€ pro Person, nur um stundenlang anzustehen und dann 5 Minuten lang den anderen Besuchern auf den Kopf spucken zu können. Wir schenkten uns das und kauften lieber die Kombikarten für Baptisterium, Camposanto und Dom, die mit 7€ pro Person durchaus erschwinglich sind. Grundsätzlich ist der Dombesuch kostenlos, man muss aber trotzdem ein Ticket erwerben, einfach so reingehen is nich.

DSCN9987.JPGNach einer kurzen Rast im Schatten des Doms besuchten wir selbigen. Er ist unglaublich reich ausgestattet, so dass man gar nicht fertig wird mit sehen. Und jedes Detail ist wunderschön:

Auch nach Verlassen des Doms war es noch heiß und Schatten immer noch Mangelware und so gingen wir direkt ins Camposanto, eine alte Begräbnisstätte monumentalen Ausmasses. Wie schon der Dom ist auch der (das?) Camposanto sehr detailreich. Es stehen Unmengen an Sarkophagen an den Wänden, es gibt größere Gräber, die wie Denkmäler aussehen und mit Büsten oder gar ganzen Statuen verziert sind. Der Boden ist übersät mit Grabplatten, von denen viele bereits so abgelaufen sind, dass man die Inschriften nicht mehr entziffern kann. Man könnte Stunden zubringen, um alle Details aller Bodenplatten, Statuen und Fresken zu erfassen und würde vermutlich noch etwas neues finden. Der Ort wird heutzutage immer noch als Begräbnisstätte genutzt, wir fanden einige Bodenplatten neueren Datums und auf manchen standen Blumenschalen.

Kaum hatten wir das Baptisterium betreten, kletterte ein Mann über die Absperrung, die den Taufbereich in der Mitte vor dem Besucherandrang schützen sollte und begann zu unserem größten Erstaunen zu singen. Sofort waren wir von der überragenden Akustik des Gebäudes überwältigt. Mein Mann schaffte es dennoch, fix den Aufnahmeknopf unserer Kamera zu drücken, so dass wir dieses tolle Andenken haben:

Das letzte Echo dauerte gefühlt minutenlang und war unglaublich klar. Wir kletterten zur Galerie empor und hatten einen schönen Blick auf den Innenraum.

DSCN0199An einem der Fenster auf der Galerie war ein Stück der Scheibe entfernt worden und mit grobmaschigen Draht gesichert. Das erlaubte Fotos über das gesamte Domareal, ohne das einem ein oder mehrere Touristen durchs Bild latschten.

DSCN0212Wir verabschiedeten uns vom Schiefen Turm und den Touristen und machten uns auf den Weg zum Botanischen Garten.

Der Botanische Garten, welcher zur Universität Pisa gehört, ist der älteste der Welt. Obwohl er nur 200 Meter vom Turm entfernt ist, verirren sich kaum Touristen dorthin. Bei unserem Besuch trafen wir keine 10 Menschen. Der Eintritt ist mit 2,50€ sehr preiswert.

DSCN0235Der Garten selbst ähnelt anderen Botanischen Gärten. Es gibt jede Menge exotische Pflanzen, alle fein säuberlich mit ihren lateinischen Namen beschriftet. Der Park ist gepflegt und bietet jede Menge Schatten, für den wir sehr dankbar waren. Genauso wie die Myriaden an Mücken, die sich an den zahlreichen Brunnen und Teichen versammelt hatten und auf ahnungslose Opfer warteten, die sich auf den um die Wasserstellen aufgestellten Bänken niederließen.

DSCN0264Letztendlich blieb uns nichts weiter übrig, als doch wieder in der prallen Sonne zu rasten. Wir erkundeten in aller Ruhe den Garten, welcher unter anderem mit dichten Bambuswäldchen, Bananenbäumen, Eidechsen, einem Panoptikum, einem Schildkrötenteich und einem Muschelhaus aufwartete.

Sogar eine Katze gab es dort und der Große konnte nicht widerstehen, sich an die Katze heranzupirschen, um sie zu streicheln. Die Katze war dies jedoch gewohnt und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Noch bevor der Rabauke sein Ziel erreichte, richtete sich die Katze gelangweilt auf, trabte drei Schritte weiter und legte sich unerreichbar unter einen Busch.

DSCN0343Zum Abschluss des Tages wollten wir zum ersten Mal das Mittelmeer ganz aus der Nähe bestaunen und fuhren nach Camaiore, wo der angeblich schönste Strand der Toskana sein sollte. Wie so oft lässt sich über Geschmack nicht streiten und wer auf Bettenburgen und Touristenfreilandhaltung steht, wird dort mit Sicherheit glücklich.DSCN0361Ein Meer aus Stühlen und Sonnenschirmen, angelegt mit der Präzision einer Plantage. Der Sand selbst ist super, das Meer und das Panorama echt schnuckelig. Tolle Berge im Hinterland!DSCN0369Wir fanden auf der ausgedehnten Strandpromenade ein kleines Lokal, wo wir leckere Pasta aßen, abgerundet mit zwei großen Becks. Und groß heißt groß heißt 0,66 Liter.

Warum gibt’s das eigentlich nicht in Deutschland?

Italien bisher

Uns geht es gut und das ist wohl das Beste. Wir haben den Gardasee genossen. Wir haben ein kleines Vermögen an Maut bezahlt, um in die Toskana zu gelangen. Wir sind todesmutig steilste Serpentinen gefahren und einmal fast stecken geblieben. Wir haben den Touristen in Pisa zugeschaut, wie sie versuchten, den Turm vorm Umfallen zu bewahren. Ich habe in Florenz einen Unfall gebaut, zum Glück nur Blechschäden und das bereits mit der Versicherung geklärt. Wir haben ohne Sauerstoffgerät den Florenzer Dom erklommen, war aber verdammt knapp. Wir wollten uns Vinci und Leonardos Museum anschauen und gerieten dabei in einen massiven Hagelsturm, der Stadt und Museum flutete und unserem Auto eine hübsche Orangenhaut bescherte. Museum wegen Stromausfall geschlossen, Schaden – mal wieder – der Versicherung gemeldet. Ich überlege ernsthaft, die Nummer in den Kurzwahlspeicher zu legen. Wir waren einmal im Mittelmeer baden. Unser Italienisch wird immer besser, das Wetter immer schlechter.

Wenigstens kann uns niemand nachsagen, unsere Urlaube wären langweilig. Es sind eben die kleinen Dinge 😉

Bella Italia

Wie jedes Jahr tun wir uns recht schwer mit der Urlaubsplanung. Nach dem großen Englandabenteuer im letzten Jahr sind wir irgendwie stillschweigend davon ausgegangen, dass es dieses Jahr nur ein kleiner, gemütlicher Urlaub an der Ost- oder, eventuell etwas kühner, an der Nordsee wird. Doch so richtig begeistert war ich davon nicht.

Und wie ich so zuhause meinen eigenen Rückbildungskurs mache, fällt mein Blick auf ein Puzzle mit dem Motiv „Die Erschaffung Adams“ und direkt daneben prangt das Logo der Vatikanischen Museen. Ja, warum eigentlich nicht Italien? Den Wunsch hatte ich Anfang des Jahres schon, als ich hochschwanger und schwer gehandicapt, ausgiebig die ersten 3 Teile von Assassin’s Creed gespielt habe. Jedesmal, wenn ich in Florenz auf den Glockenturm kletterte, in Rom durch die Engelsburg jagte oder beim Carneval in Venedig über den Markusplatz schlich, dachte ich sehnsüchtig an meinen ersten Italienurlaub.

Vor 11 Jahren sind mein damaliger Freund und ich ganz spontan in den Süden aufgebrochen. Wir hatten 3 feste Punkte – Venedig, Rom, Florenz -, die wir ansehen wollten, der Rest, so hofften wir, ergibt sich unterwegs. Das Auto wurde mit unseren Klamotten und einer Campingausrüstung für den Notfall vollgepackt, ich hatte beim ADAC Straßenkarten besorgt und los ging es. Wir waren jung, wir waren unerfahren, aber wir hatten meinen Firmenwagen inkl. Sprit und zwei Wochen Zeit. Wir wussten morgens nicht, wo wir abends landen würden und suchten uns jeden Tag ein neues Nachtlager in Pensionen oder Hotels. Gefiel es uns an einer Ecke, blieben wir 2 oder 3 Tage, fanden wir es doof, zogen wir eben weiter.

Es war ein schöner Urlaub, nur leider viel zu kurz, in 10 Tagen haben wir Innsbruck, Venedig, Rimini, Rom, Pisa, Florenz, San Gimignano und den Gardasee abgeklappert. Ich habe aus dieser Zeit nur meine Erinnerungen, besagtes Puzzle und einen Pinocchio direkt aus der Toskana, aber nicht ein einziges Foto.

Ich machte meinem Mann also den Vorschlag mit Urlaub in Italien, der ähnlich geartet sein soll wie der Englandurlaub und zu meiner Überraschung war er sofort hellauf begeistert. Es wird wohl auch für längere Zeit das letzte Mal sein, dass wir so einen Urlaub machen können, denn nächstes Jahr kommt der Große in die Schule und dann sind wir an die Ferienzeiten gebunden, was leider auch überhöhte Übernachtungskosten bedeutet, so dass es dann nur noch für maximal 2 Wochen Pauschalurlaub – herrje, wie graut es mir allein vor dem Wort – reichen wird.

Derzeit sind wir damit beschäftigt, mögliche Reiseziele und Sehenswürdigkeiten zusammenzutragen. Dabei müssen wir immer den Spagat zwischen unseren Interessen und kindgerechten Aktivitäten schaffen. Aber zum Glück hat Italien viele alte Burgen und jede Menge Höhlen, liegt recht nah am Meer und ist berühmt für sein Eis, da sollte auch was für den Kleenen dabei sein 🙂

Mein Mann hat allerdings die Sorge, wie wir uns dort verständigen können. Und da ich gerade ein wenig Zeit und auch Bock drauf habe, lerne ich eben im Selbststudium italienisch. Mal schauen, wie weit ich damit in 2 Monaten komme.

A presto!