Der Tagebucheintrag meines Mannes zu diesem Reisetag beginnt mit „(Weitgehend) ausgeschlafen“, meiner beginnt mit „Gemütlich ausgeschlafen“. Scheint, dass Schlaf ein nicht zu unterschätzender Bestandteil von erfolgreichen Urlauben ist!
Nachdem wir nun also alle ausgeschlafen hatten, frühstückten wir in Ruhe und machten uns dann auf den Weg nach Pisa. Zumindest war das der Plan, den aber ein heimtückisches und ekliges Riesenmonster durchkreuzen wollte. Über Nacht hatte sich in unserem Auto eine dicke, fette Spinne eingenistet und ihr durchaus schönes Netz genau überm Lenkrad gesponnen. Mein Puls schnellte genauso rasant hoch, wie die Autotür zuschlug und erst nach dem Auftritt des sagenhaften Heldens konnten wir unseren Ausflug tatsächlich beginnen.
Wir fuhren eine lauschige Landstraße an der Küste entlang und konnten immer wieder längere Blicke aufs Meer erhaschen. In Pisa nutzten wir das Parkhaus direkt in der Stadtmitte, zwar nicht ganz billig, aber wenigstens war das Auto sicher verwahrt, wir mussten nicht ewig zum Zielort laufen und im Vergleich mit anderen Städten war die Parkgebühr ein echtes Schnäppchen.
Das erste, was wir nach unserer Ankunft machten, war Eis essen. Das erste echt italienische Eis direkt in Italien. Das leckere Eis schleckend bummelten wir durch Pisas Innenstadt, entdeckten farbenfrohe Märkte und kleine Gassen, die nicht von Touristen vollgestopft waren.
Je näher wir dem Domplatz kamen, desto dichter wurde das Gedränge. Es braucht gar keine Wegweiser, es reicht, wenn man den Menschenmassen folgt. Es war ein ungewöhnlich heißer Tag und wir machten uns auf dem Domgelände auf die Suche nach Schatten, denn Bäume sind dort Mangelware, vermutlich stören sie nur die Fotomotive und man kann dann nicht mehr so dekorativ den Schiefen Turm vorm Umfallen bewahren, was 90% aller Touristen probierten und sich dabei ablichten ließen. Ganz ehrlich, das ist weder originell noch lustig, sondern nur nervend.
Genauso wie die Preise zum Besteigen des Turm. Geschlagene 18€ pro Person, nur um stundenlang anzustehen und dann 5 Minuten lang den anderen Besuchern auf den Kopf spucken zu können. Wir schenkten uns das und kauften lieber die Kombikarten für Baptisterium, Camposanto und Dom, die mit 7€ pro Person durchaus erschwinglich sind. Grundsätzlich ist der Dombesuch kostenlos, man muss aber trotzdem ein Ticket erwerben, einfach so reingehen is nich.
Nach einer kurzen Rast im Schatten des Doms besuchten wir selbigen. Er ist unglaublich reich ausgestattet, so dass man gar nicht fertig wird mit sehen. Und jedes Detail ist wunderschön:
Auch nach Verlassen des Doms war es noch heiß und Schatten immer noch Mangelware und so gingen wir direkt ins Camposanto, eine alte Begräbnisstätte monumentalen Ausmasses. Wie schon der Dom ist auch der (das?) Camposanto sehr detailreich. Es stehen Unmengen an Sarkophagen an den Wänden, es gibt größere Gräber, die wie Denkmäler aussehen und mit Büsten oder gar ganzen Statuen verziert sind. Der Boden ist übersät mit Grabplatten, von denen viele bereits so abgelaufen sind, dass man die Inschriften nicht mehr entziffern kann. Man könnte Stunden zubringen, um alle Details aller Bodenplatten, Statuen und Fresken zu erfassen und würde vermutlich noch etwas neues finden. Der Ort wird heutzutage immer noch als Begräbnisstätte genutzt, wir fanden einige Bodenplatten neueren Datums und auf manchen standen Blumenschalen.
Kaum hatten wir das Baptisterium betreten, kletterte ein Mann über die Absperrung, die den Taufbereich in der Mitte vor dem Besucherandrang schützen sollte und begann zu unserem größten Erstaunen zu singen. Sofort waren wir von der überragenden Akustik des Gebäudes überwältigt. Mein Mann schaffte es dennoch, fix den Aufnahmeknopf unserer Kamera zu drücken, so dass wir dieses tolle Andenken haben:
Das letzte Echo dauerte gefühlt minutenlang und war unglaublich klar. Wir kletterten zur Galerie empor und hatten einen schönen Blick auf den Innenraum.
An einem der Fenster auf der Galerie war ein Stück der Scheibe entfernt worden und mit grobmaschigen Draht gesichert. Das erlaubte Fotos über das gesamte Domareal, ohne das einem ein oder mehrere Touristen durchs Bild latschten.
Wir verabschiedeten uns vom Schiefen Turm und den Touristen und machten uns auf den Weg zum Botanischen Garten.
Der Botanische Garten, welcher zur Universität Pisa gehört, ist der älteste der Welt. Obwohl er nur 200 Meter vom Turm entfernt ist, verirren sich kaum Touristen dorthin. Bei unserem Besuch trafen wir keine 10 Menschen. Der Eintritt ist mit 2,50€ sehr preiswert.
Der Garten selbst ähnelt anderen Botanischen Gärten. Es gibt jede Menge exotische Pflanzen, alle fein säuberlich mit ihren lateinischen Namen beschriftet. Der Park ist gepflegt und bietet jede Menge Schatten, für den wir sehr dankbar waren. Genauso wie die Myriaden an Mücken, die sich an den zahlreichen Brunnen und Teichen versammelt hatten und auf ahnungslose Opfer warteten, die sich auf den um die Wasserstellen aufgestellten Bänken niederließen.
Letztendlich blieb uns nichts weiter übrig, als doch wieder in der prallen Sonne zu rasten. Wir erkundeten in aller Ruhe den Garten, welcher unter anderem mit dichten Bambuswäldchen, Bananenbäumen, Eidechsen, einem Panoptikum, einem Schildkrötenteich und einem Muschelhaus aufwartete.
Sogar eine Katze gab es dort und der Große konnte nicht widerstehen, sich an die Katze heranzupirschen, um sie zu streicheln. Die Katze war dies jedoch gewohnt und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Noch bevor der Rabauke sein Ziel erreichte, richtete sich die Katze gelangweilt auf, trabte drei Schritte weiter und legte sich unerreichbar unter einen Busch.
Zum Abschluss des Tages wollten wir zum ersten Mal das Mittelmeer ganz aus der Nähe bestaunen und fuhren nach Camaiore, wo der angeblich schönste Strand der Toskana sein sollte. Wie so oft lässt sich über Geschmack nicht streiten und wer auf Bettenburgen und Touristenfreilandhaltung steht, wird dort mit Sicherheit glücklich.Ein Meer aus Stühlen und Sonnenschirmen, angelegt mit der Präzision einer Plantage. Der Sand selbst ist super, das Meer und das Panorama echt schnuckelig. Tolle Berge im Hinterland!Wir fanden auf der ausgedehnten Strandpromenade ein kleines Lokal, wo wir leckere Pasta aßen, abgerundet mit zwei großen Becks. Und groß heißt groß heißt 0,66 Liter.
Warum gibt’s das eigentlich nicht in Deutschland?