England, Tag 13: Southsea Castle

Nach den zwei vergangenen, recht anstrengenden Tagen gab mir mein Körper zu verstehen, dass er eine grundsätzlich andere Auffassung von Urlaub und Erholung hat als ich. Und in den gut 3 Jahrzehnten, die ich mit dem Körper nun schon lebe, habe ich gelernt, auch mal auf ihn zu hören. Also packte ich mich nach dem Frühstück – full english breakfast, schon wieder; ganz ehrlich, nach knapp 2 Wochen mit dem immer gleichen Frühstück hing es mir langsam zum Hals raus, ich wollte so gerne mal wieder ein Vollkornbrötchen mit Wurst und Käse essen – wieder ins Bett. Mein Mann informierte die Landlady, dass sie doch bitte heute nicht unser Zimmer machen sollte, da ich ein wenig Ruhe bräuchte, schnappte sich dann den Kleenen und beide verbrachten den Vormittag mit der Erkundung des Strands und der Entdeckung eines großen Spielplatzes.

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Um den Mittag rum ging es mir wieder einigermaßen gut, so dass wir uns gemeinsam auf die Suche nach Mittagessen machen konnten. Wir wurden in einer Bioladenkette fündig, wo wir abgepackte Sandwiches, Nudelsalat und Kekse kauften, um diese dann in einem der Pavillons auf der Strandpromenade zu vertilgen. Danach machten wir uns an die Eroberung von Southsea Castle.

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Der Eintritt ist frei und im Hof stehen jede Menge große und kleine Kanonen, sehr zur Freude unseres Kindes, welches irgendwie einen Narren an diesen Teilen gefressen hat.

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Ein kleines, aber sehr informatives Museum klärt über die Geschichte des Forts auf, zeigt Modelle und Gemälde. Spannend fand ich, dass die Besatzung des Forts Rum in nicht unerheblichen Mengen als Teil ihrer Bezahlung erhalten haben und diese Praxis erst in den 1970er Jahren eingestellt wurde.

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Man kann auf dem Wehrgang um das ganze Castle herum gehen und hat so eine Rundumsicht auf Meer, Hafen und Stadt. Durch einen langen Tunnel gelangt man zu einer vorgelagerten Spitze, da wir aber ein wenig spät dran waren, war für uns an einem verschlossenem Gitter Endstation. Den Tunnel fand unser Kind trotzdem klasse.

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Zum Abschluss haben wir noch den Museumsshop geplündert, wo es jede Menge nützlichen und unnützlichen Kleinkram gab.

Danach sind wir nur noch schnell in die City gegangen und haben uns bei einem Burgergrill unser Abendessen geholt, welches wir dann gemütlich im Zimmer gegessen haben. Für die Jungs ging es anschließend noch in die Badewanne und für mich wieder ins Bett, Kräfte sammeln für die bevorstehende Weiterfahrt nach Torquay.

England, Tag 12: Isle of Wight

An diesem Tag hatten wir Großes vor: eine komplette Insel erkunden. Also stellten wir uns entsprechend zeitig an der Fähre an, Online-Buchung der Tickets hätte sich nicht gelohnt, da man dafür die genauen Abfahrtszeiten wissen muss und mit einem kleinen Kind kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren. Wir kamen daher ohne Tickets an und fragten den Einweiser, wo wir die Tickets kaufen könnten. Er winkte uns nur in die entsprechende Reihe und murmelte etwas von Jaja. Wir gingen daher davon aus, dass der Kontrolleur auch die Tickets verkauft. Leider weit gefehlt, der Kontrolleur zeigte auf den am äußersten Ende des Hafen versteckten Ticketshop und wir verpassten dadurch die Fähre. Die nächste fuhr eine halbe Stunde später :/

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Aber wenigstens war das Wetter schön und die Überfahrt ruhig, was für die Warterei entschädigte. Vom Schiff aus hat man einen schönen Blick auf den Hafen von Portsmouth und auch auf die vorgelagerten Forts.

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Nach der 40-minütigen Überfahrt kamen wir ohne Zwischenfälle in Fishbourne an, von wo wir ohne Umschweife direkt nach Carisbrooke Castle gefahren sind.

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Carisbrooke ist eine schöne alte Burg, in weiten Teilen noch gut erhalten und vor allem berühmt für seine Esel. Die Tiere wurden benutzt, um das Wasser aus dem tiefen Burgbrunnen nach oben zu ziehen und sogar heute noch leben 4 Esel dauerhaft auf Carisbrooke und werden 2x pro Tag für jeweils 20 Minuten zu Demonstrationszwecken in das Brunnenlaufrad gesteckt.

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Den Rest der Zeit verbringen die Esel auf der Weide oder im Stall und können dort auch gestreichelt werden.

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Auf der Burg gibt es auch einen wunderschönen Garten, der ursprünglich von Prinzessin Beatrice angelegt und mit dem Nachlass einer Wohltäterin wieder reaktiviert wurde.

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Um die ganze Burg herum zieht sich ein Wehrgang, den man in voller Länge erlaufen kann. Unser Kleener fand das großartig, konnte er sich doch so wie ein echter Ritter fühlen. Auf einem Feld vor der Burg stehen große Kanonen, auf die man – sehr zur Freunde unseres Kindes – auch klettern darf.

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Den höchsten Punkt von Carisbrooke bilden die Überreste des Keeps, von denen man einen schönen Blick auf die Umgebung hat, wie beispielsweise den Mount Joy Cemetary, der wirklich so heißt 🙂

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Wir aßen dann noch im burgeigenen Café zu Mittag, wo es typisch englische Gerichte wie Carrot Cake oder Ei-und-Kresse-Sandwiches gab, und gar nicht mal so teuer, dafür aber umso leckerer.

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Nachdem wir auch wirklich die allerletzte Ecke von Carisbrooke erkundet hatten, ging es weiter zu The Needles. Leider verschlechterte sich auf dem Weg dorthin das Wetter und als wir endlich bei The Needles Old Battery angekommen waren, regnete es, zwar nicht stark, aber kontinuierlich.

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Dazu zog Nebel auf, was das Nebelhorn des Leuchtturms dazu veranlasste, aller 30 Sekunden zu tuten.

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Wir sind dann im Nieselregen den gut 2 Kilometer langen Fußweg zurück zum Auto gelaufen. Es fährt wohl auch ein Bus dahin, leider hab ich nicht rausgefunden, wann und wo.

Wir wollten uns dann noch St. Catherine’s Oratory anschauen. Nachdem wir zweimal an der entsprechenden Abzweigung vorbei gefahren sind und dann auch noch feststellen mussten, dass nur wieder ein recht langer Fußweg, der zudem zurück noch ziemlich steil anstieg, führte, unser Kind bereits im Auto eingeschlafen und das Wetter nicht besser geworden war, schenkten wir uns den Besuch.

Stattdessen machten wir eine kleine Inselrundfahrt Richtung Ryde. Dort angekommen suchten wir uns ein kleines Restaurant, wo wir richtig viel Essen für relativ wenig Geld bekamen. Außerdem gab es zu den Gerichten mal richtig viel Gemüse, und nicht, wie sonst üblich, mikroskopisch kleine Portionen von Erbspüree. Mittlerweile war es doch recht spät geworden, so dass wir aufpassen mussten, die 21-Uhr-Fähre zurück nicht zu verpassen.

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Aber es ging alles gut, Überfahrt wieder sehr ruhig, wenn auch recht nass von oben, so dass wir kurz nach 22 Uhr wieder in der Pension ankamen, wo wir einfach nur völlig platt ins Bett gefallen sind.

England, Tag 11: Stonehenge

Genau Halbzeit!

Wir hatten viel vor, weswegen es auch früh losging. Unterstützt wurden unsere Pläne dadurch, dass es Frühstück nur bis 8:30 Uhr gab. Eine unspektakuläre Fahrt und 1,5 Stunden später erreichten wir Stonehenge. Durch unseren Heritage-Pass mussten wir uns nicht anstellen, sondern konnten direkt durch den Einlass und die kostenlosen Audioguides abgreifen.

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Wir folgten dem Rundgang, lauschten den Audioguides und bewunderten die Steine von allen Seiten. Auf halber Strecke begegneten wir einem Faun, den vor allen unser Großer faszniniert beobachtete, war er doch schließlich wie eine Frau gekleidet mit langem Rock und langen Haaren, aber das Gesicht war eindeutig das eines Mannes. Wir warteten geduldig, bis der Faun das Gespräch mit anderen Touristen beendet hatte und dann waren wir dran. Nur war unser Kind in diesem Moment so verschreckt, dass es sich lieber hinter mir versteckte und nur ab und zu mal hervor lugte. Ich unterhielt mich ein wenig mit dem Mann und er erzählte, dass er dies freiwillig und unentgeltlich mache, weil er einfach Spaß daran habe. Außerdem fasziniere ihn das Spiel mit den Geschlechtern und besonders Kinder würden da speziell reagieren, zumal ja noch die Magie dieses speziellen Orts hinzukomme.

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Die Menschenmassen hielten sich bei unserem Besuch in Grenzen, was wohl auch an dem nicht sonderlich tollen Wetter lag. Es war eher grau und diesig und nur mäßig warm. Mag mir gar nicht vorstellen, wie überlaufen das im Sommer sein muss.

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Da so ein paar, zugegeben sehr alte, Steine kein tagesfüllendes Programm darstellen, zogen wir weiter nach Old Sarum, einer 5000 Jahre alten Festung, von der noch erstaunlich viel übrig geblieben ist.

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Und während wir so die Festung erkundeten, klarte schlagartig das Wetter auf und wir hatten strahlenden Sonnenschein, der die Überreste der neben der Festung liegenden Kathedrale wunderbar beleuchtete.

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Von Old Sarum ging es dann zum letzten Ziel dieses Tages: Old Wardour Castle.

Die Fahrt dahin war abenteuerlich, denn dieser alte Landsitz liegt sehr versteckt und wir machten das erste Mal Bekanntschaft mit den typisch englischen, verdammt engen Landstraßen.

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Diese alte Ruine liegt sehr romantisch inmitten eines Parks, der den perfekten Rahmen für das Gebäude bildet.

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Die Ruine hat eine bewegte Geschichte, wechselte mehrmals den Besitzer und wurde während des Englischen Bürgerkriegs durch Minen schwer beschädigt.

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Die Ruine selbst kann teilweise bis zum 3. Stock erkundet werden und ist gut durch Schautafeln in den einzelnen Räumen erklärt. Zusätzlich gibt es Audioguides, die noch weitere Informationen liefern.

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Im Bereich der ehemaligen Zugbrücke wurde Ende des 18. Jahrhunderts eine künstliche Grotto gebaut. Na, wer’s braucht.

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Es ging dann wieder über die Landstraßen zurück und ich war heilfroh, dass direkt vor mir ein Bus fuhr, so war mir Gegenverkehr erstmal herzlich egal. Sobald wir wieder ausreichend breite Straßen erreicht hatten, verlief die weitere Rückfahrt unspektakulär, außer dass ich mich jetzt dank 3maligen Verfahrens um Portsmouth besser in der Gegend auskenne, als ich vorhatte. Und so langsam hatte ich gelernt, wie man auf der falschen Seite rückwärts einparkt.

Abendessen fand dann im selben Restaurant wie tags zuvor statt, diesmal war Curry-Tag, auch wieder sehr lecker und recht preiswert.

P.S.: Alle Ziele dieses Tages werden vom English Heritage verwaltet und konnten mit unserem Pass kostenlos besucht werden. Aber auch ohne Pass lohnt sich der Besuch, der Eintritt kostet zwischen 3,90 und 8 Pfund. Nach diesem Tag hatten wir den Preis für unseren Pass wieder rein, alle zukünftigen Heritage-Besuche waren für uns also Bonus 🙂

England, Tag 10: Southsea

Heute stand nur die Weiterreise nach Portsmouth auf dem Programm. Entsprechend gemütlich ließen wir den Tag angehen und frühstückten wieder ausgiebig in „unserem“ Café. Und weil wir so entspannt und gut gelaunt waren, durfte sich der Kleene im Candy Shop austoben.

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Nach dem problemlosen Auschecken im Hotel sind wir nach Southsea gefahren und dort auch ohne freiwillige oder unfreiwillige Umwege angekommen. Wir haben sogar die etwas versteckt in einer Seitenstraße liegende Pension gefunden. Dort empfing uns eine nette ältere Dame, zeigte uns unser Zimmer und händigte uns den Parkschein für das Viertel aus, da wir sonst sehr weit weg hätten parken müssen. Klasse Service.

Das Zimmer selbst sah so aus, wie man das aus den einschlägigen Filmen kennt:

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Nachdem der organisatorische Kram erledigt war, suchten wir den Strand. Dabei kamen wir durch einen wunderschönen Steingarten, der nur minimal durch die dahinter hingeklotzte Glaspyramide verschandelt wurde.

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Der Strand war wie bereits gewohnt steinig, dafür aber angenehm leer. Einen kurzen Promenadenspaziergang später fanden wir auch das Southsea Castle, welches aber Montag geschlossen hat.

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Also dann wieder zurück Richtung Pier, der wohl nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist, zumindest vergnügten sich nur ein paar Angler darauf und er sah generell nicht sonderlich belebt aus. Aber ein einsamer Eisstand war noch da und wir belohnten seine Hartnäckigkeit, indem wir uns jeder ein grooooooßes Eis holten, welches wir dann am Strand verputzten. Die Jungs machten sich dann wieder daran, Steine ins Meer zu schmeißen, während ich die Zeit für ein Nickerchen nutzte. Eis, Sonne und Meeresrauschen machen aber auch verdammt träge.

Nach einem kurzen Abstecher in die Pension sind wir dann zwecks Nahrungssuche in die City gelaufen und haben dort ein nettes Restaurant gefunden, welches Montags das Essen zum halben Preis anbot. Wir mussten zwar ein wenig warten, aber das war’s auch wert.

Und dann war dieser sehr gemütliche und stressfreie Tag auch schon vorbei.