England, Tag 15: Kents Caverns

An diesem Tag wurden wir von Gewitter und ausgiebigen Regenschauern geweckt. Also frühstückten wir in aller Ruhe und holten uns weitere Tipps von unserer quirligen Landlady ab. Viele der vorgeschlagenen Aktivitäten waren jedoch ziemlich teuer, so dass wir auf unsere vorausgewählten Optionen zurückgriffen und die erste davon war Kents Cavern. Außerdem hat die intensive Recherche in der English Heritage Bibel ergeben, dass es für Heritage-Mitglieder 50% Preisnachlass gibt.

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Steingesicht

Mittlerweile war es aufgeklart, sogar die Sonne wagte sich hinter den Wolken hervor und auf dem Stadtplan sah der Weg gar nicht so weit aus, so dass wir uns entschieden, hinzulaufen. Und bis zum Stadtzentrum und der knappen Hälfte der Strecke war das auch eine blendende Idee. Doch dann fing es wieder an zu regnen. Und diesmal regnete es wirklich. Wir liefen tapfer weiter, waren wir doch überzeugt, dass hinter der nächsten Kurve der Abzweig zur Höhle kommen würde. Als wir klatschnass waren, kam der Abzweig dann auch. Der Kleene war ganz tapfer und hat nicht gejammert und so gab es dann noch vor dem Höhlenbesuch für jeden eine heiße Schokolade und Kekse.

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Die Höhle selbst ist relativ unspektakulär, was vor allem daran liegt, dass das erste Erkundungsteam sich den Weg hauptsächlich mit Sprengstoff frei arbeitete und dabei einen nicht unerheblichen Teil des Tropfsteinhöhlencharms zerstörte. Es gab zwar  noch einige unberührte Ecken, aber diese wiesen nur eher kleinere Tropfsteine auf. Der Führer erzählte gut und bezog das Publikum mit ein und so haben wir gar nicht gemerkt, dass trotz geringer Wegstrecke die Führung eine Stunde dauerte.

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Am Ausgang gab es noch eine Ausstellung über die frühe Besiedlung der Höhle durch Neandertaler und wilde, große Tiere (Bären, Mammuts, Rentiere, etc.), später durch Römer und die Anfänge der Ausgrabungen. Auch, wenn alles in Englisch war, hat es dem Kleinen mächtig Spaß gemacht und er hatte überhaupt keine Angst vor der Höhle an sich oder der Dunkelheit.

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Da es nach dem Ende der Führung und ausgiebigem Einkauf im Höhlenshop immer noch wie aus Eimern goß, entschieden wir uns für den Rückweg in die Stadt für ein Taxi, welches auch gerne für uns durch die Verkäuferin bestellt wurde. Keine 10 Minuten später war es auch schon da. Da unser nächstes Ziel die Dinosaur World war und ich mir beim Aussprechen des Fahrtziels fast die Zunge verknotet habe, bot uns der Taxifahrer an, die Sprache zu wechseln, er hätte englisch, deutsch, französisch und spanisch im Angebot. Wir entschieden uns spontan für deutsch und es entspann sich ein interessantes Gespräch.

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Der Taxifahrer erzählte, dass er ursprünglich aus dem Münsterland komme, aber schon seit mehreren Jahren in der Dominikanischen Republik zusammen mit seiner Frau eine Pension betreibe. Während der Sommermonate allerdings fährt er in Torquay Taxi und macht während dieser Zeit genug Geld, um bequem in der Dom Rep auch ohne Pension leben können. Er würde außerdem regelmäßig Ärzte zwischen den einzelnen Kliniken in Torbay hin und her fahren, was für ihn ein durchaus einträgliches Geschäft ist. Zu den lukrativsten Kunden zählten allerdings die chinesischen Studenten, die ihr halbes Jahr Auslandsaufenthalt von ihren wohlhabenden Eltern gesponsert bekämen und dies entsprechend ausnutzen würden. Da sind spontane Shoppingfahrten nach London nicht so unüblich und brächten dem Taxifahrer um die 200 Pfund pro Strecke. Aber eigentlich wäre er schon seit 3 Wochen wieder in der Karibik und nur durch einen Zufall würde er dieses Jahr bis Ende September bleiben. Wir waren dankbar für diesen Zufall, der uns am Ende auch nur 4 Pfund kostete.

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Bevor wir zu den  Dinos gingen, aßen wir noch fix ein paar Sandwiches zum Mittag. So einen grausligen T-Rex auf knurrenden Magen muss ja nun echt nicht sein.

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Der Kleene war begeistert von den Dinos. Besonders faszinierten ihn die anfassbaren Exemplare. Es gab sogar welche, auf die man klettern konnte und so machten wir denn auch Fotos von Kind auf Brachiosaurus und Kind in Alligatorenschädel. Kinder konnten sich zudem als Archäologen betätigen und in Sandkisten vergrabene Dinosaurierskelette frei pinseln. Wer wollte, konnte ein Dinoquizformular ausfüllen, dessen Antworten in der ganzen Ausstellung verstreut waren. Mama war richtig gut und hat alle Fragen korrekt beantwortet, doch die Urkunde bekam natürlich der Nachwuchs.

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Danach sind wir wieder in die Pension, wo ich mich eine Runde aufs Ohr haute, während die Jungs einkaufen und an den Strand gingen, sie hatten ja schon Ewigkeiten keine Steine mehr ins Meer geschmissen und das Wetter war jetzt auch dauerhaft besser geworden. Abends ging es dann nur noch ins Pub, das mit dem Indoor-Spielplatz, und dann wieder zurück aufs Zimmer zu einem gemütlichen Abend vor dem Fernseher.

England, Tag 1: die Anreise

Ich habe das so ein bisschen vor mir hergeschoben, da es doch eine ganz schöne Mammutaufgabe ist, 22 Reisetage in Artikel zu pressen. Aber andererseits war der Urlaub auch so schön, dass es eine Schande wäre, ihn in Vergessenheit geraten zu lassen. Also dann, allons-y 🙂

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Entgegen allen Erwartungen schafften wir es an unserem ersten Tag pünktlich aus dem Haus. Das war keine so einfache Sache, weil wir gerne auch mal ein wenig schlampen und trödeln, die Sachen erst auf den letzten Drücker packen und ein dazwischen wuselndes Kind eher zum allgemeinen Chaos beiträgt. Aber diesmal ging alles gut, wir waren pünktlich, die Straßenbahn kam auch bald und wir schafften es mit einem guten Zeitpolster zum Bahnhof. Dort angekommen stellten wir fest, dass unser Zug 15 Minuten Verspätung hat. Die Zugfahrt in die Hauptstadt verlief unspektakulär und auch die Verspätung störte nicht, da ich genug Pufferzeit eingeplant hatte.

Wir schleppten dann unsere Reisetaschen, wir besitzen leider nicht diese neumodischen Rollkoffer, zur Bushaltestelle, von wo uns ein Bus nach Tegel bringen sollte. Die Zeit verging, aber kein Bus in Sicht, obwohl er aller 7 Minuten fahren sollte. Nach ungefähr 30 Minuten Wartezeit, zum Glück bei strahlendem Sonnenschein, sickerte dann von irgendwo die Information durch, dass der Bus wegen einer Demonstration nicht fahren könnte. Also gut, schleppten wir unsere Taschen zurück zum Taxistand und erwischten auch gerade noch so eins. Die Fahrt zum Flughafen ging schnell und war auch gar nicht so teuer, weswegen wir diese Option gleich für den Rückweg fest einplanten.

Die Taxifahrerin lud uns direkt vorm Check-in-Schalter ab, wo uns eine Anzeigetafel mitteilte, dass der Flug ungefähr 45 Minuten Verspätung habe. Durch meine großzügig geplanten Pufferzeiten ergab das für uns gute zweieinhalb Stunden Wartezeit, aber zum Glück gibt’s an einem Flughafen genug zu sehen. Wir sind dann erstmal in ein Café, die Taschenschlepperei und das Warten hatten doch ordentlich geschlaucht. Nachdem wir uns an exotischen Kaffee- und Kakaovariationen gestärkt hatten, schlug ich vor, auf die Besucherterrasse zu gehen und den Flugzeugen zuzuschauen. Immerhin war das Wetter richtig schön und unser Kleener findet Flugzeuge bestimmt spannend. Gesagt, getan und Recht gehabt. Ganz fasziniert schaute er den startenden und landenden Flugzeugen zu und war dadurch auch gleich vorbereitet auf das, was ihn erwartete.

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Es wurde dann so langsam Zeit, zum Flugzeug zu gehen. Security ging ohne Probleme, der Kleine hat auch da ganz tapfer mitgemacht und interessiert geschaut, was die Männer und Frauen mit unseren Rucksäcken und ihren Metalldetektoren machen. Unser Flug hatte mittlerweile 55 Minuten Verspätung, aber alles noch kein Problem, das Hotelzimmer in London war bis 24 Uhr für uns reserviert. Boarding und Start klappten dann auch wunderbar, wir haben sogar noch genug Platz in den Gepäckfächern für unseren Kindersitz gehabt. Der Kleene hatte während des gesamten Flugs seinen Teddy im Arm und überhaupt keine Angst. Im Gegenteil, er hat sich gefreut, dass er die Wolken mal von oben sieht, wie sein Großvater ihm aufgetragen hatte. Die dichte Wolkendecke begleitete uns den ganzen Flug, nur beim Landeanflug über London riss sie auf und wir konnten erste Blicke auf die Stadt erhaschen.

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Passkontrolle und Gepäckabholung wieder ohne Probleme und nach kurzer Zeit hatten wir auch einen Geldautomaten gefunden und ich konnte das erste Mal meine niegelnagelneue Kreditkarte einsetzen. Dann zum Taxistand, Gepäck und Familie ins Auto geladen und ab zum Hotel, welches ziemlich nah am Flughafen lag. Der Fahrer gab alles ohne Rücksicht auf Leib und Leben und eine rasante Fahrt später und 30 Pfund leichter kamen wir im Hotel an, wo uns ein großes Zimmer erwartete.

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Wir waren dann noch im hoteleigenen Restaurant essen, weil uns zu diesem Zeitpunkt jeglicher Nerv fehlte, noch irgendetwas anderes zu suchen. Essen war ok, auch vom Preis, leider war der Kleene zu müde, um seine Fischstäbchen und Pommes genießen zu können. Immerhin gab es in der Lobby kostenloses WLan für die Gäste, was ich auch gleich ausnutzte, um die daheim Gebliebenen über unsere gute Ankunft zu informieren und das Wetter für den nächsten Tag zu checken. Wir sind dann alle um 22 Uhr total geschafft im Bett gelandet und auch sofort eingeschlafen.

War ja auch ein aufregender erster Tag 🙂