An diesem Tag wurden wir von Gewitter und ausgiebigen Regenschauern geweckt. Also frühstückten wir in aller Ruhe und holten uns weitere Tipps von unserer quirligen Landlady ab. Viele der vorgeschlagenen Aktivitäten waren jedoch ziemlich teuer, so dass wir auf unsere vorausgewählten Optionen zurückgriffen und die erste davon war Kents Cavern. Außerdem hat die intensive Recherche in der English Heritage Bibel ergeben, dass es für Heritage-Mitglieder 50% Preisnachlass gibt.
Mittlerweile war es aufgeklart, sogar die Sonne wagte sich hinter den Wolken hervor und auf dem Stadtplan sah der Weg gar nicht so weit aus, so dass wir uns entschieden, hinzulaufen. Und bis zum Stadtzentrum und der knappen Hälfte der Strecke war das auch eine blendende Idee. Doch dann fing es wieder an zu regnen. Und diesmal regnete es wirklich. Wir liefen tapfer weiter, waren wir doch überzeugt, dass hinter der nächsten Kurve der Abzweig zur Höhle kommen würde. Als wir klatschnass waren, kam der Abzweig dann auch. Der Kleene war ganz tapfer und hat nicht gejammert und so gab es dann noch vor dem Höhlenbesuch für jeden eine heiße Schokolade und Kekse.
Die Höhle selbst ist relativ unspektakulär, was vor allem daran liegt, dass das erste Erkundungsteam sich den Weg hauptsächlich mit Sprengstoff frei arbeitete und dabei einen nicht unerheblichen Teil des Tropfsteinhöhlencharms zerstörte. Es gab zwar noch einige unberührte Ecken, aber diese wiesen nur eher kleinere Tropfsteine auf. Der Führer erzählte gut und bezog das Publikum mit ein und so haben wir gar nicht gemerkt, dass trotz geringer Wegstrecke die Führung eine Stunde dauerte.
Am Ausgang gab es noch eine Ausstellung über die frühe Besiedlung der Höhle durch Neandertaler und wilde, große Tiere (Bären, Mammuts, Rentiere, etc.), später durch Römer und die Anfänge der Ausgrabungen. Auch, wenn alles in Englisch war, hat es dem Kleinen mächtig Spaß gemacht und er hatte überhaupt keine Angst vor der Höhle an sich oder der Dunkelheit.
Da es nach dem Ende der Führung und ausgiebigem Einkauf im Höhlenshop immer noch wie aus Eimern goß, entschieden wir uns für den Rückweg in die Stadt für ein Taxi, welches auch gerne für uns durch die Verkäuferin bestellt wurde. Keine 10 Minuten später war es auch schon da. Da unser nächstes Ziel die Dinosaur World war und ich mir beim Aussprechen des Fahrtziels fast die Zunge verknotet habe, bot uns der Taxifahrer an, die Sprache zu wechseln, er hätte englisch, deutsch, französisch und spanisch im Angebot. Wir entschieden uns spontan für deutsch und es entspann sich ein interessantes Gespräch.
Der Taxifahrer erzählte, dass er ursprünglich aus dem Münsterland komme, aber schon seit mehreren Jahren in der Dominikanischen Republik zusammen mit seiner Frau eine Pension betreibe. Während der Sommermonate allerdings fährt er in Torquay Taxi und macht während dieser Zeit genug Geld, um bequem in der Dom Rep auch ohne Pension leben können. Er würde außerdem regelmäßig Ärzte zwischen den einzelnen Kliniken in Torbay hin und her fahren, was für ihn ein durchaus einträgliches Geschäft ist. Zu den lukrativsten Kunden zählten allerdings die chinesischen Studenten, die ihr halbes Jahr Auslandsaufenthalt von ihren wohlhabenden Eltern gesponsert bekämen und dies entsprechend ausnutzen würden. Da sind spontane Shoppingfahrten nach London nicht so unüblich und brächten dem Taxifahrer um die 200 Pfund pro Strecke. Aber eigentlich wäre er schon seit 3 Wochen wieder in der Karibik und nur durch einen Zufall würde er dieses Jahr bis Ende September bleiben. Wir waren dankbar für diesen Zufall, der uns am Ende auch nur 4 Pfund kostete.
Bevor wir zu den Dinos gingen, aßen wir noch fix ein paar Sandwiches zum Mittag. So einen grausligen T-Rex auf knurrenden Magen muss ja nun echt nicht sein.
Der Kleene war begeistert von den Dinos. Besonders faszinierten ihn die anfassbaren Exemplare. Es gab sogar welche, auf die man klettern konnte und so machten wir denn auch Fotos von Kind auf Brachiosaurus und Kind in Alligatorenschädel. Kinder konnten sich zudem als Archäologen betätigen und in Sandkisten vergrabene Dinosaurierskelette frei pinseln. Wer wollte, konnte ein Dinoquizformular ausfüllen, dessen Antworten in der ganzen Ausstellung verstreut waren. Mama war richtig gut und hat alle Fragen korrekt beantwortet, doch die Urkunde bekam natürlich der Nachwuchs.
Danach sind wir wieder in die Pension, wo ich mich eine Runde aufs Ohr haute, während die Jungs einkaufen und an den Strand gingen, sie hatten ja schon Ewigkeiten keine Steine mehr ins Meer geschmissen und das Wetter war jetzt auch dauerhaft besser geworden. Abends ging es dann nur noch ins Pub, das mit dem Indoor-Spielplatz, und dann wieder zurück aufs Zimmer zu einem gemütlichen Abend vor dem Fernseher.