Italien, Tag 19: Venedig II

Obwohl Venedig nur knapp 5 Kilometer lang und 3 Kilometer breit ist, kann man sich dort ganz wunderbar die Füße wund laufen. So startet mein Tagebucheintrag für diesen Tag mit dem Satz „Ich spüre meine Füße, immer noch.“

Es gibt aber auch jede Menge zu sehen und unser Tagesplan war vollgestopft mit vielen Zielen, weswegen wir uns extra zeitig auf den Weg machten. Leider habe ich an einem der vielen Kreisverkehre um Jesolo eine falsche Abfahrt genommen, welche uns direkt zur Autobahn brachte. An sich ja nicht doof, wäre nur die Auffahrt nicht gerade gesperrt gewesen, weswegen wir zuerst in die andere Richtung fahren mussten, um an der nächsten Auffahrt zu wenden und dann endlich gen Venedig durchstarten zu können.

Wir parkten wieder in unserem bekannten Parkhaus und der Bus brachte uns zum zentralen Wasserbusanleger. Diesmal nahmen wir die Linie 2 und fuhren einmal komplett und füßeschonend den Canal Grande entlang bis zum San Marco. Da wir trotzdem immer noch recht zeitig unterwegs waren, hielt sich die Touristenschar in Grenzen und wir hatten schicke Fenstersitzplätze.

Direkt am Ufer hinter der Anlegestelle ist ein Markt, wo man an diversen Ständen den typischen Venedigkram zu überhöhten Preisen erstehen kann. Direkt dahinter ist ein schöner, und für Venedig ungewöhnlich großer öffentlicher Park, in den sich kaum Touristen verirren. Der Große jagte Tauben, die Kleene wurde versorgt und alle konnten die relative Ruhe genießen.

Danach stürzten wir uns hinein in den Trubel von San Marco. Das erste Ziel war der Campanile. (Eintritt 8€ für Erwachsene, Kinder zwischen 6 und 18 Jahren 4€, Kinder unter 6 Jahren frei. Es gibt die Möglichkeit, für einen Aufpreis von 3€ pro Ticket die Warteschlange zu umgehen.) Der erste und einzige Turm unserer Italienreise, der einen Fahrstuhl hat. Nach kurzer Wartezeit ging es herzschonend nach oben, wo uns bei strahlendem Sonnenschein ein fantastischer Blick auf Venedig erwartete. Die größte Schwierigkeit bestand darin, zwischen all den drängelnden und teilweise unfreundlichen Ausblickbewunderern einen Platz an der Sonne beziehungsweise Brüstung zu ergattern.

Wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, wandten wir uns der Basilica di San Marco zu. Der Eintritt ist frei, es gibt aber strenge Kontrollen und große Taschen und Rucksäcke müssen draußen bleiben. Fand mein Mann überhaupt nicht witzig, zudem ein strenges Fotoverbot innerhalb der Basilika besteht, und verzichtete auf einen Besuch. Die Kirche selbst ist wunderschön. Wer mal Assassin’s Creed II spielt, sollte sich die Zeit nehmen und im Spiel ausgiebig das Gotteshaus erkunden, es kommt verdammt nah an die Realität und man ist völlig allein da drin. Ganz im Gegensatz zur Realität, wo man vom nicht abreißenden Touristenstrom von einem Glanzstück zum nächsten geschoben wird. Die richtig teuren Sachen gibt es allerdings nur gegen Aufpreis zu besichtigen: Balkon 5€, Schatzkammer 3€, Kapelle 2€. Da der Rucksack mit Geld und Mann draußen wartete, kamen wir gar nicht erst in Versuchung.

Direkt neben der Basilika liegt der Dogenpalast und den wollten wir uns nicht entgehen lassen. Am Ticketschalter wurde uns mitgeteilt, dass zwischen 14 und 15 Uhr ein Feueralarm mit kompletter Evakuierung des Palastes geprobt werden soll. Wir könnten gerne reingehen, müssten dann aber auch an der Übung teilnehmen. Wir lehnten dankend ab, kauften aber vorsorglich die Tickets, um nach bestandener Feuertaufe in Ruhe den Palast zu erobern. (Es gibt die Möglichkeit, eine Kombikarte für alle Museen am Markusplatz für 20€ pro Erwachsenen/13€ für Kinder zwischen 6-18 Jahren zu erwerben. Direkt im Dogenpalast können Tickets nur für den Palast für 16€ pro Erwachsenen gekauft werden. Kinder unter 6 Jahren kommen kostenlos rein.)

Die Zwischenzeit nutzten wir zur Mittagspause in der am Vortag entdeckten Krankenhausbar. Auf dem Weg dahin machten wir einen Abstecher zur berühmten Rialto-Brücke und der Kirche des San Giacomo di Rialto, die gleich dahinter liegt, aber von Touristen fast völlig ignoriert wird. Sollte man allerdings nicht tun, denn die Kirche zeigt eine Vielzahl von antiken Musikinstrumenten und ist laut Legende gute 1.500 Jahre, mindestens aber knapp 900 Jahre alt.

Auf dem Weg zum Krankenhaus entdeckten wir in einer Seitengasse einen kleinen Laden, der gerade die allgegenwärtigen Masken mit fetten Rabatten im Angebot hatten. Für die Erwachsenen gab es richtige Masken, für die Kinder kleine Magnetmasken. Obendrauf bekam der Große einen kleinen Pinocchio-Hampelmann geschenkt, der allerdings nach dem dritten Ziehen an der Schnur kaputt ging. Die dafür investierten 23€ stauben heute noch sehr dekorativ an unserer Wohnzimmerwand ein 🙂

Nach dem Mittagessen und dem kostenfreien Toilettenbesuch nutzten wir die direkt hinter dem Krankenhaus gelegene Wasserbushaltestelle und fuhren nach San Pietro di Castello, fast am äußersten Ostende von Venedig. Die dort befindliche Basilika liegt idyllisch auf einer kleinen Insel und hat einen hübschen Vorgarten mit großen Bäumen, die sonst eher selten in Venedig vertreten sind. Der Eintritt ist allerdings selbst in der Nebensaison nicht kostenfrei und ganz ehrlich, unser Bedarf an Kirchen war so langsam gedeckt, weswegen wir uns den Besuch sparten und stattdessen kleine, enge, menschenleere Gassen zur Haltestelle Arsenale entlang schlenderten.

Eine kurze Wasserbusfahrt später fanden wir uns wieder im Dogenpalast ein. Dort gibt es Toiletten und eine Gepäckaufbewahrung – kostenlos! Der Palast selbst ist überwältigend. Selbst nach knapp 3 Wochen italienischen Prunks setzt dieses Gebäude noch eines oben drauf. Ganz wichtig, im Dogenpalast befindet sich die berühmte Seufzerbrücke, unbedingt darauf achten, denn sie kommt ein wenig unspektakulär daher.

Um den kompletten Palast zu erkunden, sollte man sich viel Zeit nehmen. Jeder Raum ist reich verzieht, mit gemalten Stuckdecken, Gemälden, Ausstellungsstücken. Selbst die Treppenhäuser sind eine Augenweide. All dies rechtfertigt den etwas happigen Preis.

Blieben noch zwei Ziele, die wir mit dem Wasserbus zur San Tomà ansteuerten. Als erstes begaben wir uns zur Basilika der Santa Maria Gloriosa dei Frari. Wir durften gerade so noch herein und trafen erneut auf einen Prachtbau der italienischen Kirchenkunst. Selbst, wenn man denkt, man hätte schon alles gesehen, wird man immer wieder aufs Neue vom Gegenteil überzeugt.

Beim zweiten Ziel, der Kirche der Santa Maria dei Carmini waren wir allerdings zu spät, dort hatte der 18-Uhr-Gottesdienst bereits begonnen.
Auf dem Weg zur nächstgelegenen Wasserbushaltestelle wollte mein Mann noch unbedingt Briefmarken kaufen. Wir klapperten einen Laden nach dem anderen ab, aber alle Läden hatten entweder grundsätzlich keine oder waren für diesen Tag ausverkauft. Merke: in Venedig früh am Tag Briefmarken kaufen.
In einem kleinen, unscheinbaren Laden wurden wir dann fündig. Der Verkäufer war supernett und verständnisvoll und hatte einen echt trockenen Humor. Leider weiß ich den Namen des Ladens nicht mehr und wir haben auch keinen Bon vom Briefmarkenkauf, sonst gäbe es jetzt eine Blogempfehlung.

Am Ende landeten wir an einer Wasserbushaltestelle am südlichen großen Kanal. Der Große durfte die ganze letzte Fahrt draußen an Deck an der Reeling stehen und der hereinbrechenden Nacht zusehen, während ihm die Gischt ins Gesicht spritzte. Wir fuhren am großen Hafen vorbei und bestaunten die vielen Lichter und riesigen Kreuzfahrtschiffe.

Wieder zurück am zentralen Wasserbusanleger stellten wir fest, dass unser Bus nach Mestre gerade abgefahren war und der nächste erst in 20 Minuten kommen würde. So genossen wir noch eine Weile Venedig bei Nacht – ein echter Hingucker und vielleicht sollte man sehr intensiv über eine Übernachtung in der Stadt nachdenken – bis uns der Bus endlich zu unserem Auto brachte. Zurück in Lido di Jesolo suchten wir noch eine Pizzeria heim, bevor wir erschöpft ins Bett fielen.

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Italien, Tag 10: Vinci zum Zweiten und Lucca

Beim ersten Besuch in Vinci machte uns der Hagelsturm einen dicken Strich durch die Rechnung. Bevor jedoch die Damen des Museums selbiges damals dicht machten, meinten sie, dass unsere Eintrittskarten bei einem zweiten Besuch noch gültig wären, immerhin hätten wir ja bezahlt und keine Leistung erhalten. Wir trauten dem Braten nicht ganz so und riefen vorsichtshalber im Museum an, bevor wir uns tatsächlich auf den Weg machten. Unsere Sorge war unbegründet, die Karten nach wie vor gültig und die Sturmschäden im Museum behoben. Da wir die Strecke mittlerweile gut kannten, waren wir schnell und ohne Probleme in Vinci.

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Der Hauptteil des Museums ist in einem Castell untergebracht. Es werden jede Menge nachgebauter Modelle von da Vincis Kreationen ausgestellt. Auf der Internetseite des Museums wird intensiv mit Interaktion geworben, umso enttäuschter waren wir, dass die Modelle nicht angefasst und auch nicht fotografiert werden durften. Wir hielten uns manchmal sogar an beide Verbote 😉
Auch, wenn sie sehr liebevoll und detailliert gefertigt waren, vermitteln statische Modelle kaum einen Eindruck ihrer Wirkungsweise und entsprechend enttäuscht waren wir.

In der zweiten Etage des Museums gab es dann tatsächlich eine interaktive Ausstellung, nur leider waren fast alle Beschriftungen in italienisch, was dem Verständnis nicht unbedingt zuträglich war.

Ein Höhepunkt des Museums ist jedoch die Aussicht vom Turm. Ein fantastischer, unverstellter Blick über die Vinci umgebenden Hügel der Toskana. Sehr schön!

Wir aßen erneut im Ristorante Leonardo, wiederum sehr lecker, bevor wir der Taufkirche Leonardos einen zweiten Besuch abstatteten. Beim ersten Mal war die Kirche teilweise überflutet und außerdem hat mein Mann, seines Zeichens Cheffotograf, versäumt, ein Bild des Taufbeckens zu machen. Während er geduldig wartete, bis sich eine geschwätzige Gruppe Rentner endlich vom Becken entfernte, stellte ich fest, dass eines der Bleiglasfenster wie durch ein Wunder fast komplett vom Hagel verschont worden ist. Zufall, dass es ausgerechnet ein Jesusdarstellung ist?

Nach Vinci fuhren wir nach Lucca, wo wir sofort im bekannt-berüchtigten Stau festsaßen. Nach kurzer Suche fanden wir am Bahnhof einen preiswerten Parkplatz. Als Erstes liefen wir eine gute Stunde auf der vollständig und gut erhaltenen Stadtmauer entlang, genossen den Schatten durch die zahlreichen Bäume und hatten immer wieder einen tollen Blick auf die Innenstadt und die die Stadt umgebenden Hügel.

Nachdem wir die Innenstadt einmal halb umrundet hatten, verliessen wir die Stadtmauer und schauten uns zuerst den Piazza dell’Anfiteatro an, wo früher ein Amphitheater stand, welches dem Platz nicht nur den Namen, sondern auch die elliptische Form beschert hat.

Von dort ging es weiter zum Torre dell’Orologio, den wir der Tradition folgend, unbedingt erklimmen mussten. Der Aufstieg war sehr abenteuerlich. Alte, nicht immer vertrauenserweckende und laut knarzende Holztreppen, wacklige Absätze und enge Gänge, in denen einem hoffentlich niemand gerade entgegenkommt, machen den Weg nach oben und unten zu einem echten Erlebnis. Dafür ist der Blick fantastisch. Nicht weit entfernt steht der Torre Guinigi, auf dem mehrere Bäume wachsen.

Das nächste Ziel war die Kirche San Michele in Foro. Von außen mit einer wunderschönen filigranen Fassade gesegnet, ist der Innenraum für italienische Verhältnisse geradezu spartanisch. Dennoch lassen sich auch dort schöne Details finden. (Und ab und zu sollte mal jemand die Kronleuchter putzen!)

Weiter durch die beschauliche Innenstadt zur Piazza Antelminelli mit dem Duomo di San Martino. Da unser Tagesbedarf an Kirchen bereits gedeckt war und außerdem der Dom Eintritt kostet, schenkten wir uns den Besuch.

Stattdessen fuhren wir nochmals zur Marina di Bibbona, wo der Große am Strand und ein wenig im Wasser spielen durfte, während wir einen weiteren schönen Sonnenuntergang bewunderten.

Danach noch schnell in die Stadt zu einer Frittenbude und so richtig dick Burger und Fritten zum Mitnehmen gekauft. Wir genossen unseren letzten Abend in der Toskana, an dem es das erste Mal empfindlich kühl geworden war. Konnten wir sonst bis kurz vor Mitternacht in leichten Klamotten auf der Terrasse sitzen, mussten wir uns nun dick einmummeln. Zum Glück hatten wir Sachen für alle Wetterlagen, auch spontane polare Winter, dabei 😉

Italien, Tag 7: Florenz, die Zweite

Die Hoffnungen, dass unsere Pläne nicht vom Wetter durchkreuzt werden, zerschlugen sich dann doch schneller als wir dachten.

Mittlerweile echte Profis auf der Strecke nach Florenz – Vinci liegt ca. 40 km vor Florenz – waren wir an diesem Morgen ausgesprochen früh auf dem Straßenbahnparkplatz, denn irgendwie hatte ich mir in den Kopf gesetzt, dass wenn wir das Auto vor 12 Uhr Mittags parken würden, würde uns kein Unglück geschehen. Denn wie der Zufall so will, ereigneten sich sowohl der Autounfall als auch der Hagelschaden Punkt 12 Uhr. Die Straßenbahn brachte uns wieder direkt ins Zentrum zum Hauptbahnhof und gleich rechts neben dem Bahnhof liegt die Basilika Santa Maria Novella, die eben jenem Bahnhof auch den Namen gibt. Der Eintritt kostete uns 10 € und diese sind es absolut wert.

Von außen beeindruckt die Kirche durch die für Florenz typische grün-weiße Musterung, die wir bereits vom Dom kannten. Das Innere beeindruckt durch die Größe und die sehr alten und durchaus berühmten Gemälde. Das wohl bekannteste, die Heilige Dreifaltigkeit  wurde leider gerade restauriert, so dass wir nur ein Foto einer eher dürftigen Replik machen konnten.

Der Altar bildet ohne Zweifel den Höhepunkt des Gotteshauses.

Außerdem gab es jede Menge kleiner Nebenkapellen. Da wir aus einem vornehmlich evangelisch geprägten Gebiet stammen, kenne ich nur eher spartanisch eingerichtete Kirchen, so dass ich völlig überwältigt war. Aber wenn ich daran denke, was wir auf späteren Stationen noch für Kirchen sehen sollten, dann ist Santa Maria Novella gerade mal Standard.

Sogar der Buchladen in der Kirche war prunkvoll, vielleicht sogar noch mehr als der Rest der Kirche. In so einer Umgebung MUSS man einfach etwas kaufen und wir entschieden uns für einen Stadtführer von Florenz.

Zur Entspannung der Augen verließen wir die Kirche gen Innenhof, genossen dort die italienische Spätsommersonne und fanden in einer schattigen Ecke noch Reste des Hagelsturms vom Vortag, den die Kirchenbewohner dort zusammengefegt hatten. War also Florenz auch von dem Unwetter getroffen worden.

Vom Innenhof geht es ab zur Spanischen Kapelle und zum Chiostro dei Morti (Kreuzgang der Toten). Mit Worten sind diese beiden Gebäudeteile kaum zu beschreiben, weswegen ich das den Bildern überlasse.

Ganz am Ende gibt es auch noch ein Museum, in dem die Preziosen ausgestellt sind, aber die wirken geradezu fad nach all der Pracht. Trotzdem lohnt sich das Anschauen, außerdem hat man nun mal auch dafür bezahlt 😉

Nachdem wir alles angeschaut hatten, brauchten wir dringend eine Rast und Stärkung. Direkt vor der Basilika ist die Piazza Santa Maria Novella und halblinks vom Eingang/an der Südostecke des Platzes gibt es den Irish Pub The Fiddler’s Elbow, in den wir, hungrig und durstig wie wir waren, einkehrten. Hier spürten wir die Spätfolgen des gestrigen Unwetters zum ersten Mal am eigenen Leib, denn der Sturm verhinderte, dass der Pub wie gewohnt beliefert werden konnte und so gab es nur flüssige, jedoch keine feste Nahrung. Trotzdem bestellten wir eiskaltes Kilkenny und Cider und genossen den fantastischen Blick auf die Kirche.

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Auch, wenn auf dem Glas Guinness drauf steht, ist Kilkenny drin 🙂

Blieb noch der Hunger, den wir auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel bekämpfen wollten. Wir wurden in einem kleinen Laden fündig, welcher hand- und frischgemachte Sandwiches anbot, dazu noch zu einem akzeptablen Preis. Der ältere Herr gab sich unglaublich Mühe und beeilte sich, während wir uns das Sortiment des Ladens anschauten. Da war jeglicher Krimskrams dabei. Lebensmittel, Töpfe, Geschirr, Souvenirs, Öl, Wein und Ramsch und alles mehr oder weniger angestaubt. Und auch das Brot für die Sandwiches war antik. Es war dieses eh schon bis zur schwarzen Kruste gebackene Weißbrot, welches dann noch mindestens eine Woche in der italischenischen Sonne reifte, bevor es für uns in zweidaumendicke Scheiben geschnitten und mit durchaus saftigem Schinken belegt wurde. Egal, wir waren hungrig und da findet bekanntlich vieles den Weg in den Magen, dem sonst der Einlass verwehrt wird.

Kaumampfend gingen wir weiter in Richtung Ponte Vecchio und trafen unterwegs ein Paar Polizisten mit interessanter Kopfbedeckung. (Anmerkung: Ich fand die Polizistin ausgesprochen hübsch, aber auch dieser Personenkreis hat das Recht am eigenen Bild!)

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Mein Mann fand die Krämerbrücke ganz schrecklich, viel zu viele Menschen, zu viele Geschäfte, die nur Sachen verkaufen, für die er sich nicht interessiert.

Also eilten wir den Uffizien entgegen. Bei meinem letzten Besuch in der Stadt hatte ich mir die Gemäldegalerie angeschaut und kann diese uneingeschränkt empfehlen. Allerdings ist die Ausstellung kein Vergnügen für kleine Kinder, weswegen wir dieses Mal darauf verzichteten und stattdessen den Kleinkünstlern zuschauten und dabei die Reste unserer Sandwiches aßen.

Wir schauten uns direkt im Anschluss alle Statuen auf dem Loggia dei Lanzi an und schauten kurz in den Palazzo Vecchio rein.

Wir gingen weiter zur Kirche Santa Croce. Unterwegs kauften wir uns sehr leckeres Eis.

Aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen verzichteten wir auf einen Besuch der Santa Croce, was ich im Nachhinhein sehr bedauere, denn die Gräber von Galileo, Michelangelo oder Macchiavelli hätte ich mit schon gern angeschaut.
Stattdessen liefen wir weiter zum Museo degli Innocenti. Als wir in der Vorbereitung auf den Urlaub die Liste mit den anzuschauenden Zielen zusammenstellten, war das Museum dabei, weil es von der UNICEF betrieben wurde und die Eintrittspreise dem Kinderhilfswerk zugute kommen sollten. Eine Google-Suche ergab, dass die UNICEF wohl immer noch ein Büro im Museum oder in Museumsnähe unterhält, aber nicht mehr mit dem Museum an sich assoziiert ist.

Wie auch immer, einmal mehr befand sich ein Reiseziel im Umbau, so dass wir das Kindermuseum nicht anschauen konnten. Und so langsam nahmen wir das persönlich. Aber was wussten wir schon, was uns noch erwarten würde.

Auf dem Weg zurück zum Bahnhof, an welchem sicherlich eine Straßenbahn auf uns warten würde, fanden wir kleine enge Gassen und Souvenirläden. In einem dieser Läden kauften wir endlich einen hübschen Magneten für unseren Kühlschrank und eine schöne Replik des Florenzer Doms, die seither meinen heimischen Schreibtisch ziert.

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Ganz am Ende besuchten wir den Merchato Vecchio und nach langer Suche wurde ich fündig und kaufte einen Sonnenhut, welcher mir für den Rest des Urlaubs wertvolle Dienste leisten sollte, so ich ihn nicht im Auto vergessen habe.

 

Italien, Tag 6: Vinci

Heute stand Vinci, der Geburtsort Leonardos auf dem Plan. Nach einem gemütlichen Start mit entspanntem Frühstück fuhren wir los.

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Je näher wir unserem Ziel kamen, desto dunkler wurden die Wolken, ein gewaltiges Unwetter zog auf. Dies konnte uns Abenteurer aber nicht schrecken und wir steuerten unbeirrt Vinci entgegen. Als wir um die Mittagszeit den Ortseingang passierten, waren die Wolken mittlerweile so dicht geworden, dass es eher wie Abend statt High Noon aussah. Durch Zufall fanden wir auf Anhieb in den engen Gassen einen Parkplatz in der Nähe des Museums. Kaum hatte ich die endgültige Parkposition erreicht, brach die Apokalypse über uns herein.

Mein Mann beschrieb es in seinem Reisetagebuch mit den folgenden Worten: „Ich weise zwischen SHL und H [Kennzeichen der Autos vor und hinter uns] unter dicken Regentropfen ein und hechte gerade noch rechtzeitig ins Auto, als es auch schon das erste Klonk gibt. Hagel! In Hallorenkugelgröße knallen die Dinger runter.“ Ich nannte die Dinger Tischtennisball groß und sie erzeugten einen Heidenkrach, als sie auf unser Fahrzeug trommelten.
Mittendrin statt nur dabei!

Wir harrten der Dinge(r), die da kommen mögen. Wir bestaunten den Sturzbach, der die Straße hinunter strömte und so mächtig war, dass er unser Auto auf das hinter uns stehende schob, welches diese Aktion wild blinkend quittierte.
Die Kinder waren die ganze Zeit kurz vor einer ausgewachsenen Panik, konnten sich aber durch unsere Gelassenheit ein wenig beruhigen. Meine Sorge galt der Windschutzscheibe, denn die brauchte ich nicht unbedingt noch mit Sprüngen oder gar ganz kaputt. Der Spuk dauerte ungefähr 15 Minuten und hörte schlagartig auf. Als sich dann auch noch die letzten Regenwolken verzogen hatten, stiegen wir aus und begutachteten die Situation.

Die Straße war weiß-grün, denn der Hagel hatte jede Menge Grünzeug von den Bäumen und Dachziegel von den Häusern gerissen.

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Das Auto war ordentlich zerdellt, Dach, Motorhaube und Fahrertür zierte jetzt die allerschönste Orangenhaut. Das Auto hinter uns hatte nur ein etwas zerbeultes Nummerschild von unserem Aufprall davon getragen, nichts, wofür sich jetzt großes Palaver mit Versicherungen etc. lohnte. Vermutlich gingen diese Dellen inmitten der vielen anderen unter.

Wir steuerten das Museum an und kauften uns Eintrittskarten, die wegen des Unwetters bzw. des spontanen Wassereinbruchs im Museum nur die Hälfte kosteten. Wir schauten uns um und bestaunten die ersten Modelle von da Vincis Konstruktionen.DSCN0756

Doch schon bald ging es nicht weiter, denn die netten Damen des Museums meinten, sie müssten jetzt schließen, weil in Teilen des Gebäudes der Strom ausgefallen sei. Wir fragten, wann der Strom wieder da sei, aber das konnten sie nicht sagen.

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So leicht geben wir aber nicht auf, sondern entschieden, dass wir erst mal Essen gehen würden und dann schauen, wie sich die Lage entwickelt hat. Nicht weit vom Museum fanden wir ein lauschiges kleines Restaurant mit dreisprachiger Karte, interessanten Gerichten und moderaten Preisen.

Als wir nach dem Essen zum Museum zurückkehrten, hatte es komplett geschlossen und es war auch keine der netten Damen mehr zu sehen.

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Direkt neben dem Museum liegt die Taufkirche Leonardo da Vincis, Santa Groce. Der Hagel hatte dort ebenso ordentlich gewütet und die Jahrhunderte alten Bleiglasfenster fast vollständig zerstört.

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In der Kirche waren Anwohner damit beschäftigt, die Scherben zusammen zu fegen und das Wasser aufzuwischen. Der Große hilft mit, hebt zwei Scherben auf und legt sie zu den anderen. Dieser Anblick zerreißt uns fast das Herz.

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Da wir hier heute nichts mehr ausrichten konnten, beschlossen wir, wieder nach Hause zu fahren und den heimischen Strand zu erkunden. Schnell waren die Strandhandtücher und Badesachen eingepackt und auf ging’s. Zwischen dem Camp und dem Strand ist ein ca. 500m breiter Waldstreifen. Dieser Wald hat eine ganz eigene Atmosphäre, die einen direkt an Märchen oder Gruselfilme denken lässt. Uns sind aber weder böse Feen noch verfluchte Geister begegnet, so dass wir ohne Zwischenfälle den Strand erreichten.

Der Strand selber ist enttäuschend. Voller Müll und sehr steinig, selbst im Wasser liegen überall spitze Brocken, so dass das Baden nicht wirklich viel Spaß macht. Außerdem war das Meer an diesem Tag sehr aufgewühlt und die Wellen entsprechend hoch und der Kleene stand immer kurz davor, von einer Woge überrollt zu werden, was ihm auch mächtig Angst einjagte.
Nachdem wir einmal alle kurz im Wasser waren, packten wir unsere Sachen wieder zusammen und gingen zurück ins Camp.

Wir planten am Abend noch den nächsten Tag und hofften, dass dieser Plan nicht wieder durch Wetter, Unfälle oder sonstiges durchkreuzt wird.