Italien, Tag 5: Florenz

Was nützen einem eigentlich die schönsten Pläne, wenn die Realität  etwas anderes vor hat?

Ich hatte mich vor unserer Abreise schlau gemacht, wie und wo man in Florenz am besten und preiswertesten parkt. Die Parkhäuser in der Innenstadt sind unverschämt teuer, 25€ pro Tag und man muss sich außerdem noch durch den dichten Innenstadtverkehr und sehr enge Gassen kämpfen. Als Alternative gibt es eine Straßenbahn, die angeblich an einem großen Park&Ride-Parkplatz anfangen (oder enden) sollte. Mit Hilfe unseres Navis fanden wir schnell den Zielort samt großen Parkplatz, nur von der Straßenbahn fehlte jede Spur. Ich erinnerte mich, irgendwo von einem Einkaufszentrum gelesen zu haben, das über einen ebenso großen Parkplatz verfügt und direkt an der Straßenbahnstrecke liegen sollte. Wir fuhren also in die ungefähre Richtung, sahen die Straßenbahnschienen und bald darauf auch das Einkaufszentrum. Während ich einen Parkplatz suchte und gleichzeitig versuchte herauszufinden, wo die Haltestelle ist und ob man da gut zu Fuß hinkommt, war ich ein klitzekleinwenig abgelenkt und missachtete prompt die Vorfahrt und krachte einem anderen Auto in die Seite. Mein Auto hatte einen kleinen Kratzer an der Stoßstange, beim Gegner war die ganze Fahrerseite zerdellt.

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Die Fahrerin war ganz aufgeregt, ausländisches Auto und so und als ich ihr aber erklärte, dass wir versichert sind, entspannte sie sich und wir erledigten mit Händen und Füßen die Formalien. Die Versicherung regelte im Nachhinein alles unkompliziert und ich wurde ordentlich hochgestuft, kostete mich am Ende irgendwas um die 1.000 €, da wäre dann das Parkhaus in der Innenstadt ein echtes Schnäppchen gewesen. Aber vermutlich hätte ich in einer der engen Gassen ein anderes Auto gestreift, fixed point in time und so 😉

Wie auch immer, ich war ordentlich bedient und hatte eigentlich keinen Bock mehr auf Florenz. Und dabei hatte ich mich so dermaßen auf die Stadt gefreut, einer der schönsten Fleckchen, die es auf dieser Erde gibt. Da wir nun schon mal da waren, fuhren wir trotzdem in die Stadt und starteten unseren Stadtbummel, aber ich merkte, wie ich überhaupt nicht bei der Sache war. Merchato Vecchio, Basilika di San Lorenzo – ich hatte keinen Nerv dafür. Dann eben erst mal Nervennahrung in flüssiger und fester Form in einem klimatisierten Restaurant.

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Das half tatsächlich und endlich konnten wir uns in den endlosen Touristenstrom einreihen. Wir ließen uns Richtung Dom treiben und nach einer Ehrenrunde ums Baptisterium fanden wir das Eintrittskartenverkaufsbüro, wo wir zwei Dompässe zu je 10€ kauften. Die Tickets kosten mittlerweile 15€ für Museum, Glockenturm, Baptisterium und Domkuppel; damals wurde das Museum umgebaut, weswegen der Preis reduziert war. Klingt nach einer Menge Geld, ist es aber wirklich wert. Als ich 2003 in Florenz war, konnte man für 8€ auf den Dom, was uns damals zu teuer war. Allerdings hatte ich mich hinterher all die Jahre so geärgert und dieser Ärger war mit ein Grund, warum ich unbedingt noch einmal nach Florenz wollte.

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Mit unseren Tickets besuchten wir zuerst das Baptisterium. Die Italiener können anscheinend nur klotzen, denn auch dieses Gebäude ist im Inneren reich verziert. Ein riesiger Jesus blickt von der Decke auf die Besucher hinab. In den Galerien kann man weitere farbenprächtige Gemälde entdecken. Ob es von außen ebenso prächtig ist, kann ich nicht sagen, denn es war komplett eingerüstet und mit Stoffbahnen verhüllt.

Die zum Baptisterium gehörende Paradiestür war zu meiner großen Freude nicht verhüllt, aber es drängten sich jede Menge Touristen davor, so dass ich eine ganze Weile warten musste, um mir die einzelnen Felder anzuschauen und natürlich auch zu fotografieren, wollte ich die Bilder doch mit denen in Dan Browns Inferno beschriebenen vergleichen!

Direkt danach stellten wir uns in die Schlange für die Dombesichtigung, welche ebenso wie die in Pisa kostenfrei ist. Die Wartezeit war erstaunlich kurz und schon bald tauchten wir in die überwältigende Größe des Gotteshauses ein. Im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen in Italien ist der Florenzer Dom geradezu schlicht. Dennoch gibt es auch da noch jede Menge zu entdecken.

Im Anschluss machten wir eine Pause auf dem Domvorplatz, nicht ahnend, dass auf der Rückseite eine beträchtliche Menschenschlange auf uns wartete. Alle wollten auf die Domkuppel und Florenz von oben betrachten. Geduldig warteten wir mit. Ich setzte mich ab und zu auf eine der Bänke in der Nähe, während der Große einen öffentlichen Wasserhahn entdeckte, an dem wir unsere Vorräte auffüllten, bevor es endlich an den Aufstieg ging.
Um es vorweg zu nehmen: es steht nicht ohne Grund auf den Eintrittskarten, dass Herzkranke lieber am Boden bleiben sollten.

Der Anfang ging noch recht beschaulich, genügend breite Treppen, immer wieder Absätze, an denen man Pause machen und Luft holen konnte. Trotzdem schon sichtlich angeschlagen, erreichten wir den inneren unteren Rand der Kuppel und konnten einen ersten Blick auf das Deckenfresko und den Innenraum werfen. Die Galerie war mit dicken hohem Plexiglas gesichert, damit niemand aus Versehen hinunter purzelt. Leider war das Plexiglas so zerkratzt, dass alle Bilder in den Innenraum wie durch eine Schmutzschicht aufgenommen aussehen.

Nach der Galerie wurden die Treppen richtig eng und es gab kaum noch Absätze oder Ausweichmöglichkeiten, was den ständig im Gegenverkehr stattfindenden Auf- und Abstieg zusätzlich erschwerte. Hinzu kamen noch besonders clevere Besucher, die als allererstes durch wollten, dadurch aber jegliche Bewegungen in gleich welche Richtung unmöglich machten und erst nach längeren Diskussionen einsahen, dass alle Beteiligten nur voran kommen, wenn jene erstmal zurück gehen. Es lohnt sich also, neben der extra Lunge auch noch eine extra Portion Geduld mitzunehmen.

Hat man den Aufstieg einmal geschafft, wird man mit einer fantastischen Aussicht über Florenz belohnt. Der Große und ich wurden zusätzlich noch mit Beifall bedacht, denn es ist in der Tat keine Selbstverständlichkeit, dass ein so junges Kind die vielen Treppen meistert und mir wurde anerkannt, dass ein Baby, so niedlich es auch ist, vor den Bauch geschnallt eine nicht zu unterschätzende zusätzliche Belastung ist, vor allem in den engen Gängen.

Nachdem wir uns satt gesehen hatten, machten wir uns wieder an den Abstieg. Auf dem Weg nach unten versuchten wir, so viele Details wie möglich vom Kuppelfresko einzufangen, aber wir waren schlicht zu nah dran. Schön allerdings war der Blick in den mittlerweile menschenleeren Kircheninnenraum. Es lohnt sich, nah an der Schließzeit  die Kuppel zu erklimmen, da dann weniger Menschen unterwegs sind.

Wieder unten angekommen, ruhten wir uns erneut im Schatten des Campanile aus. Der Glockenturm kann ebenso wie die Domkuppel erklommen werden, hat aber ebenso wie die Domkuppel keinen Aufzug.

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Die Dompässe haben eine Gültigkeit von 24 Stunden nach dem ersten Einlass, wenn man es also gut zeitlich abstimmt oder ganz viel Puste hat, schafft man es, Domkuppel UND Campanile zu erklettern, ohne einen neuen Pass kaufen zu müssen. Wir begnügten uns mit dem Dom, denn für den nächsten Tag hatten wir gänzlich andere Pläne, welche zudem eine unerwartete Wendung nahmen.

Italien, Tag 4: Pisa

Der Tagebucheintrag meines Mannes zu diesem Reisetag beginnt mit „(Weitgehend) ausgeschlafen“, meiner beginnt mit „Gemütlich ausgeschlafen“. Scheint, dass Schlaf ein nicht zu unterschätzender Bestandteil von erfolgreichen Urlauben ist!

Nachdem wir nun also alle ausgeschlafen hatten, frühstückten wir in Ruhe und machten uns dann auf den Weg nach Pisa. Zumindest war das der Plan, den aber ein heimtückisches und ekliges Riesenmonster durchkreuzen wollte. Über Nacht hatte sich in unserem Auto eine dicke, fette Spinne eingenistet und ihr durchaus schönes Netz genau überm Lenkrad gesponnen. Mein Puls schnellte genauso rasant hoch, wie die Autotür zuschlug und erst nach dem Auftritt des sagenhaften Heldens konnten wir unseren Ausflug tatsächlich beginnen.

Wir fuhren eine lauschige Landstraße an der Küste entlang und konnten immer wieder längere Blicke aufs Meer erhaschen. In Pisa nutzten wir das Parkhaus direkt in der Stadtmitte, zwar nicht ganz billig, aber wenigstens war das Auto sicher verwahrt, wir mussten nicht ewig zum Zielort laufen und im Vergleich mit anderen Städten war die Parkgebühr ein echtes Schnäppchen.

DSCN9953.JPGDas erste, was wir nach unserer Ankunft machten, war Eis essen. Das erste echt italienische Eis direkt in Italien. Das leckere Eis schleckend bummelten wir durch Pisas Innenstadt, entdeckten farbenfrohe Märkte und kleine Gassen, die nicht von Touristen vollgestopft waren.

DSCN9963.JPGJe näher wir dem Domplatz kamen, desto dichter wurde das Gedränge. Es braucht gar keine Wegweiser, es reicht, wenn man den Menschenmassen folgt. Es war ein ungewöhnlich heißer Tag und wir machten uns auf dem Domgelände auf die Suche nach Schatten, denn Bäume sind dort Mangelware, vermutlich stören sie nur die Fotomotive und man kann dann nicht mehr so dekorativ den Schiefen Turm vorm Umfallen bewahren, was 90% aller Touristen probierten und sich dabei ablichten ließen. Ganz ehrlich, das ist weder originell noch lustig, sondern nur nervend.

Genauso wie die Preise zum Besteigen des Turm. Geschlagene 18€ pro Person, nur um stundenlang anzustehen und dann 5 Minuten lang den anderen Besuchern auf den Kopf spucken zu können. Wir schenkten uns das und kauften lieber die Kombikarten für Baptisterium, Camposanto und Dom, die mit 7€ pro Person durchaus erschwinglich sind. Grundsätzlich ist der Dombesuch kostenlos, man muss aber trotzdem ein Ticket erwerben, einfach so reingehen is nich.

DSCN9987.JPGNach einer kurzen Rast im Schatten des Doms besuchten wir selbigen. Er ist unglaublich reich ausgestattet, so dass man gar nicht fertig wird mit sehen. Und jedes Detail ist wunderschön:

Auch nach Verlassen des Doms war es noch heiß und Schatten immer noch Mangelware und so gingen wir direkt ins Camposanto, eine alte Begräbnisstätte monumentalen Ausmasses. Wie schon der Dom ist auch der (das?) Camposanto sehr detailreich. Es stehen Unmengen an Sarkophagen an den Wänden, es gibt größere Gräber, die wie Denkmäler aussehen und mit Büsten oder gar ganzen Statuen verziert sind. Der Boden ist übersät mit Grabplatten, von denen viele bereits so abgelaufen sind, dass man die Inschriften nicht mehr entziffern kann. Man könnte Stunden zubringen, um alle Details aller Bodenplatten, Statuen und Fresken zu erfassen und würde vermutlich noch etwas neues finden. Der Ort wird heutzutage immer noch als Begräbnisstätte genutzt, wir fanden einige Bodenplatten neueren Datums und auf manchen standen Blumenschalen.

Kaum hatten wir das Baptisterium betreten, kletterte ein Mann über die Absperrung, die den Taufbereich in der Mitte vor dem Besucherandrang schützen sollte und begann zu unserem größten Erstaunen zu singen. Sofort waren wir von der überragenden Akustik des Gebäudes überwältigt. Mein Mann schaffte es dennoch, fix den Aufnahmeknopf unserer Kamera zu drücken, so dass wir dieses tolle Andenken haben:

Das letzte Echo dauerte gefühlt minutenlang und war unglaublich klar. Wir kletterten zur Galerie empor und hatten einen schönen Blick auf den Innenraum.

DSCN0199An einem der Fenster auf der Galerie war ein Stück der Scheibe entfernt worden und mit grobmaschigen Draht gesichert. Das erlaubte Fotos über das gesamte Domareal, ohne das einem ein oder mehrere Touristen durchs Bild latschten.

DSCN0212Wir verabschiedeten uns vom Schiefen Turm und den Touristen und machten uns auf den Weg zum Botanischen Garten.

Der Botanische Garten, welcher zur Universität Pisa gehört, ist der älteste der Welt. Obwohl er nur 200 Meter vom Turm entfernt ist, verirren sich kaum Touristen dorthin. Bei unserem Besuch trafen wir keine 10 Menschen. Der Eintritt ist mit 2,50€ sehr preiswert.

DSCN0235Der Garten selbst ähnelt anderen Botanischen Gärten. Es gibt jede Menge exotische Pflanzen, alle fein säuberlich mit ihren lateinischen Namen beschriftet. Der Park ist gepflegt und bietet jede Menge Schatten, für den wir sehr dankbar waren. Genauso wie die Myriaden an Mücken, die sich an den zahlreichen Brunnen und Teichen versammelt hatten und auf ahnungslose Opfer warteten, die sich auf den um die Wasserstellen aufgestellten Bänken niederließen.

DSCN0264Letztendlich blieb uns nichts weiter übrig, als doch wieder in der prallen Sonne zu rasten. Wir erkundeten in aller Ruhe den Garten, welcher unter anderem mit dichten Bambuswäldchen, Bananenbäumen, Eidechsen, einem Panoptikum, einem Schildkrötenteich und einem Muschelhaus aufwartete.

Sogar eine Katze gab es dort und der Große konnte nicht widerstehen, sich an die Katze heranzupirschen, um sie zu streicheln. Die Katze war dies jedoch gewohnt und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Noch bevor der Rabauke sein Ziel erreichte, richtete sich die Katze gelangweilt auf, trabte drei Schritte weiter und legte sich unerreichbar unter einen Busch.

DSCN0343Zum Abschluss des Tages wollten wir zum ersten Mal das Mittelmeer ganz aus der Nähe bestaunen und fuhren nach Camaiore, wo der angeblich schönste Strand der Toskana sein sollte. Wie so oft lässt sich über Geschmack nicht streiten und wer auf Bettenburgen und Touristenfreilandhaltung steht, wird dort mit Sicherheit glücklich.DSCN0361Ein Meer aus Stühlen und Sonnenschirmen, angelegt mit der Präzision einer Plantage. Der Sand selbst ist super, das Meer und das Panorama echt schnuckelig. Tolle Berge im Hinterland!DSCN0369Wir fanden auf der ausgedehnten Strandpromenade ein kleines Lokal, wo wir leckere Pasta aßen, abgerundet mit zwei großen Becks. Und groß heißt groß heißt 0,66 Liter.

Warum gibt’s das eigentlich nicht in Deutschland?