Italien, Tag 19: Venedig II

Obwohl Venedig nur knapp 5 Kilometer lang und 3 Kilometer breit ist, kann man sich dort ganz wunderbar die Füße wund laufen. So startet mein Tagebucheintrag für diesen Tag mit dem Satz „Ich spüre meine Füße, immer noch.“

Es gibt aber auch jede Menge zu sehen und unser Tagesplan war vollgestopft mit vielen Zielen, weswegen wir uns extra zeitig auf den Weg machten. Leider habe ich an einem der vielen Kreisverkehre um Jesolo eine falsche Abfahrt genommen, welche uns direkt zur Autobahn brachte. An sich ja nicht doof, wäre nur die Auffahrt nicht gerade gesperrt gewesen, weswegen wir zuerst in die andere Richtung fahren mussten, um an der nächsten Auffahrt zu wenden und dann endlich gen Venedig durchstarten zu können.

Wir parkten wieder in unserem bekannten Parkhaus und der Bus brachte uns zum zentralen Wasserbusanleger. Diesmal nahmen wir die Linie 2 und fuhren einmal komplett und füßeschonend den Canal Grande entlang bis zum San Marco. Da wir trotzdem immer noch recht zeitig unterwegs waren, hielt sich die Touristenschar in Grenzen und wir hatten schicke Fenstersitzplätze.

Direkt am Ufer hinter der Anlegestelle ist ein Markt, wo man an diversen Ständen den typischen Venedigkram zu überhöhten Preisen erstehen kann. Direkt dahinter ist ein schöner, und für Venedig ungewöhnlich großer öffentlicher Park, in den sich kaum Touristen verirren. Der Große jagte Tauben, die Kleene wurde versorgt und alle konnten die relative Ruhe genießen.

Danach stürzten wir uns hinein in den Trubel von San Marco. Das erste Ziel war der Campanile. (Eintritt 8€ für Erwachsene, Kinder zwischen 6 und 18 Jahren 4€, Kinder unter 6 Jahren frei. Es gibt die Möglichkeit, für einen Aufpreis von 3€ pro Ticket die Warteschlange zu umgehen.) Der erste und einzige Turm unserer Italienreise, der einen Fahrstuhl hat. Nach kurzer Wartezeit ging es herzschonend nach oben, wo uns bei strahlendem Sonnenschein ein fantastischer Blick auf Venedig erwartete. Die größte Schwierigkeit bestand darin, zwischen all den drängelnden und teilweise unfreundlichen Ausblickbewunderern einen Platz an der Sonne beziehungsweise Brüstung zu ergattern.

Wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, wandten wir uns der Basilica di San Marco zu. Der Eintritt ist frei, es gibt aber strenge Kontrollen und große Taschen und Rucksäcke müssen draußen bleiben. Fand mein Mann überhaupt nicht witzig, zudem ein strenges Fotoverbot innerhalb der Basilika besteht, und verzichtete auf einen Besuch. Die Kirche selbst ist wunderschön. Wer mal Assassin’s Creed II spielt, sollte sich die Zeit nehmen und im Spiel ausgiebig das Gotteshaus erkunden, es kommt verdammt nah an die Realität und man ist völlig allein da drin. Ganz im Gegensatz zur Realität, wo man vom nicht abreißenden Touristenstrom von einem Glanzstück zum nächsten geschoben wird. Die richtig teuren Sachen gibt es allerdings nur gegen Aufpreis zu besichtigen: Balkon 5€, Schatzkammer 3€, Kapelle 2€. Da der Rucksack mit Geld und Mann draußen wartete, kamen wir gar nicht erst in Versuchung.

Direkt neben der Basilika liegt der Dogenpalast und den wollten wir uns nicht entgehen lassen. Am Ticketschalter wurde uns mitgeteilt, dass zwischen 14 und 15 Uhr ein Feueralarm mit kompletter Evakuierung des Palastes geprobt werden soll. Wir könnten gerne reingehen, müssten dann aber auch an der Übung teilnehmen. Wir lehnten dankend ab, kauften aber vorsorglich die Tickets, um nach bestandener Feuertaufe in Ruhe den Palast zu erobern. (Es gibt die Möglichkeit, eine Kombikarte für alle Museen am Markusplatz für 20€ pro Erwachsenen/13€ für Kinder zwischen 6-18 Jahren zu erwerben. Direkt im Dogenpalast können Tickets nur für den Palast für 16€ pro Erwachsenen gekauft werden. Kinder unter 6 Jahren kommen kostenlos rein.)

Die Zwischenzeit nutzten wir zur Mittagspause in der am Vortag entdeckten Krankenhausbar. Auf dem Weg dahin machten wir einen Abstecher zur berühmten Rialto-Brücke und der Kirche des San Giacomo di Rialto, die gleich dahinter liegt, aber von Touristen fast völlig ignoriert wird. Sollte man allerdings nicht tun, denn die Kirche zeigt eine Vielzahl von antiken Musikinstrumenten und ist laut Legende gute 1.500 Jahre, mindestens aber knapp 900 Jahre alt.

Auf dem Weg zum Krankenhaus entdeckten wir in einer Seitengasse einen kleinen Laden, der gerade die allgegenwärtigen Masken mit fetten Rabatten im Angebot hatten. Für die Erwachsenen gab es richtige Masken, für die Kinder kleine Magnetmasken. Obendrauf bekam der Große einen kleinen Pinocchio-Hampelmann geschenkt, der allerdings nach dem dritten Ziehen an der Schnur kaputt ging. Die dafür investierten 23€ stauben heute noch sehr dekorativ an unserer Wohnzimmerwand ein 🙂

Nach dem Mittagessen und dem kostenfreien Toilettenbesuch nutzten wir die direkt hinter dem Krankenhaus gelegene Wasserbushaltestelle und fuhren nach San Pietro di Castello, fast am äußersten Ostende von Venedig. Die dort befindliche Basilika liegt idyllisch auf einer kleinen Insel und hat einen hübschen Vorgarten mit großen Bäumen, die sonst eher selten in Venedig vertreten sind. Der Eintritt ist allerdings selbst in der Nebensaison nicht kostenfrei und ganz ehrlich, unser Bedarf an Kirchen war so langsam gedeckt, weswegen wir uns den Besuch sparten und stattdessen kleine, enge, menschenleere Gassen zur Haltestelle Arsenale entlang schlenderten.

Eine kurze Wasserbusfahrt später fanden wir uns wieder im Dogenpalast ein. Dort gibt es Toiletten und eine Gepäckaufbewahrung – kostenlos! Der Palast selbst ist überwältigend. Selbst nach knapp 3 Wochen italienischen Prunks setzt dieses Gebäude noch eines oben drauf. Ganz wichtig, im Dogenpalast befindet sich die berühmte Seufzerbrücke, unbedingt darauf achten, denn sie kommt ein wenig unspektakulär daher.

Um den kompletten Palast zu erkunden, sollte man sich viel Zeit nehmen. Jeder Raum ist reich verzieht, mit gemalten Stuckdecken, Gemälden, Ausstellungsstücken. Selbst die Treppenhäuser sind eine Augenweide. All dies rechtfertigt den etwas happigen Preis.

Blieben noch zwei Ziele, die wir mit dem Wasserbus zur San Tomà ansteuerten. Als erstes begaben wir uns zur Basilika der Santa Maria Gloriosa dei Frari. Wir durften gerade so noch herein und trafen erneut auf einen Prachtbau der italienischen Kirchenkunst. Selbst, wenn man denkt, man hätte schon alles gesehen, wird man immer wieder aufs Neue vom Gegenteil überzeugt.

Beim zweiten Ziel, der Kirche der Santa Maria dei Carmini waren wir allerdings zu spät, dort hatte der 18-Uhr-Gottesdienst bereits begonnen.
Auf dem Weg zur nächstgelegenen Wasserbushaltestelle wollte mein Mann noch unbedingt Briefmarken kaufen. Wir klapperten einen Laden nach dem anderen ab, aber alle Läden hatten entweder grundsätzlich keine oder waren für diesen Tag ausverkauft. Merke: in Venedig früh am Tag Briefmarken kaufen.
In einem kleinen, unscheinbaren Laden wurden wir dann fündig. Der Verkäufer war supernett und verständnisvoll und hatte einen echt trockenen Humor. Leider weiß ich den Namen des Ladens nicht mehr und wir haben auch keinen Bon vom Briefmarkenkauf, sonst gäbe es jetzt eine Blogempfehlung.

Am Ende landeten wir an einer Wasserbushaltestelle am südlichen großen Kanal. Der Große durfte die ganze letzte Fahrt draußen an Deck an der Reeling stehen und der hereinbrechenden Nacht zusehen, während ihm die Gischt ins Gesicht spritzte. Wir fuhren am großen Hafen vorbei und bestaunten die vielen Lichter und riesigen Kreuzfahrtschiffe.

Wieder zurück am zentralen Wasserbusanleger stellten wir fest, dass unser Bus nach Mestre gerade abgefahren war und der nächste erst in 20 Minuten kommen würde. So genossen wir noch eine Weile Venedig bei Nacht – ein echter Hingucker und vielleicht sollte man sehr intensiv über eine Übernachtung in der Stadt nachdenken – bis uns der Bus endlich zu unserem Auto brachte. Zurück in Lido di Jesolo suchten wir noch eine Pizzeria heim, bevor wir erschöpft ins Bett fielen.

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Italien, Tag 18: Venedig I

Es gibt drei Dinge im Überfluss in Venedig: Wasser, Touristen und Kirchen.

Die Jungs waren extra früh wach und haben die Zeit genutzt, um am nahe liegenden Strand Muscheln zu suchen. Ein paar haben sie auch gefunden, hatten aber mit mehr Beute gerechnet. Nach einem reichhaltigen Frühstück machten wir uns auf die 1-stündige Fahrt nach Venedig.

Wir haben in Mestre direkt am Bahnhof geparkt. Dort gibt es eine Parkgarage, wo man sein Auto für 8€ pro Tag abstellen kann. Da ich unsicher war, wie sehr diese Möglichkeit bekannt und ausgebucht ist, habe ich noch von zuhause aus online den Parkplatz reserviert und bezahlt. Die Fahrzeugübergabe lief problemlos und direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite ist ein Ticketschalter, an dem man die Venedig-Pässe (2-Tages-Pass 30€, optional Museen und Kirchen dazubuchbar) kaufen kann. Mit diesen Pässen kann man Zug oder Bus bis nach Venedig nehmen und in Venedig sämtliche Wasserbuslinien kostenfrei und unbegrenzt nutzen. Die Lagunenstadt ist zwar recht überschaubar, dennoch kann man sich ordentlich die Füße wundlaufen – oder aber fix den Wasserbus nehmen.

Mit unserer Ankunft in Venedig setzte auch der angekündigte Regen ein, aber wir waren vorbereitet und hatten den in Rom gekauften Schirm dabei. Dieser allerdings revanchierte sich für seine Entführung, indem er beim Aufspannen in seine Einzelteile zerfiel. Also als allererstes einen neuen Schirm gekauft, diesmal ein etwas stabileres Modell gewählt, und dann den Wasserbus Linie 5.2 nach Santa Maria dell’Orte genommen. Die Kirche ist hübsch, nur leider ist das Fotografieren verboten, weswegen wir heimlich ein paar Schnappschüsse angefertigt haben.

Weiter mit dem Wasserbus zur Haltestelle Ospedale und hier das erste Mal die kleinen, engen, verwinkelten Gassen der Stadt erlebt. Mittlerweile quälte uns ein sehr menschliches Bedürfnis, doch die öffentlichen Toiletten schlagen mit 1,50€ pro Person und Besuch zu Buche, so dass wir dringend nach einer kostenfreien Alternative Ausschau hielten. Und sie im Krankenhaus fanden. Einfach durch den schönen Eingang der Scuola Grande di San Marco gehen, den Aufgang zum Museum Anatomia Patologica rechts liegen lassen, immer gerade aus, eine kurze rechts-links-Kombination und dort sollten dann auch die ersten Hinweisschilder zu finden sein. Leider gibt es keine Karte vom Inneren des Krankenhauses, aber wenn wir uns zurecht gefunden haben, kriegen auch andere das hin 🙂

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Krankenhauseingang

Auf dem Weg zur Toilette sind wir außerdem an einer kleinen Bar vorbeigekommen, die unglaublich leckere Panini macht und diese zu anständigen Preisen verkauft. Da im gesamten Krankenhaus aus verständlichen Gründen Fotografieren verboten ist, versuchte mein Mann heimlich, ein Bild der Bar von außen zu machen. Der Drops hatte allerdings vergessen, den automatischen Blitz auszustellen, woraufhin der Eigentümer nach außen geeilt kam und wissen wollte, was wir da treiben. Mit Händen und Füßen konnte mein Mann erklären, dass wir die Bar ganz toll finden und sie in unserem Blog erwähnen wollten samt Foto. Der Eigentümer fand die Erklärung schlüssig und ließ uns unsere Brote weiter essen und die Fotos behalten.

Direkt neben dem Krankenhaus liegt die Basilica dei Santi Giovanni e Paolo. Für einen kleinen Obolus kann man sich dieses prächtige Bauwerk anschauen und man sollte die 2,50€ tatsächlich investieren. Mehr Kirche gibt es vermutlich nur im Petersdom. Wir machten dort das erste Mal mit Lichtschaltern für die Beleuchtung der unzähligen Kapellen und Altäre Bekanntschaft, eine tolle Sache, um Strom zu sparen und die wundervollen Gemälde zu schützen.

An der leider damals geschlossenen Kirche di Santa Maria dei Miracoli vorbei, gingen wir weiter in Richtung Rialto-Brücke. Ab in den Wasserbus und zur Kirche Santo Stefano. Vermutlich wollte ich wegen Assassin’s Creed dorthin, aber auch hier lohnt sich ein Besuch. Der Eintritt war sogar frei, weil wir außerhalb der Saison dort waren. Die Kleene nutzte die Gelegenheit, ordentlich ihre Windel vollzuhauen, was für uns der Anlass einer längeren Pause war. Während mein Mann (mal wieder) heimlich Fotos knippste, kümmerte ich mich um mein müffelndes, hungriges Mädchen. Da die Kirche nicht sonderlich gut besucht war, konnten wir das in aller Ruhe und ohne neugierige Blicke tun.

Mit der Santa Maria delle Vizitazione wartete bereits die nächste Kirche ganz in der Nähe auf uns, aber leider nur von außen.

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Canal Grande

Zum Glück ist aber gleich eine Wasserbushaltestelle davor und wir fuhren verschnörkelt über Zitelle nach San Zaccharia. Auch diese Kirche ist hübsch, kostete uns keinen Eintritt, allerdings mussten für beleuchtete Altäre und Kapellen 50 Cent berappt werden.

Über einen kurzen Umweg über San Marco und dem Besuch einer öffentlichen, sehr gut versteckten Toilette – 1,50€ – schlenderten wir zum Arsenale. Mittlerweile hatte es immerhin aufgehört mit regnen, aber ganz konnte die Freude darüber unsere Müdigkeit nicht verdrängen. So nahmen wir dann ein letztes Mal den Wasserbus und wurden mit einem herrlichen Sonnenuntergang über Venedig belohnt, da genau in diesem Moment die Wolkendecke aufriss.

Mit dem richtigen Bus zurück zum Parkplatz. Sie hatten unser Auto tatsächlich sicher verwahrt und so konnten wir unverzüglich Richtung Lido di Jesolo düsen, wo eine grooooße Pizza auf uns wartete.

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