Italien, Tag 19: Venedig II

Obwohl Venedig nur knapp 5 Kilometer lang und 3 Kilometer breit ist, kann man sich dort ganz wunderbar die Füße wund laufen. So startet mein Tagebucheintrag für diesen Tag mit dem Satz „Ich spüre meine Füße, immer noch.“

Es gibt aber auch jede Menge zu sehen und unser Tagesplan war vollgestopft mit vielen Zielen, weswegen wir uns extra zeitig auf den Weg machten. Leider habe ich an einem der vielen Kreisverkehre um Jesolo eine falsche Abfahrt genommen, welche uns direkt zur Autobahn brachte. An sich ja nicht doof, wäre nur die Auffahrt nicht gerade gesperrt gewesen, weswegen wir zuerst in die andere Richtung fahren mussten, um an der nächsten Auffahrt zu wenden und dann endlich gen Venedig durchstarten zu können.

Wir parkten wieder in unserem bekannten Parkhaus und der Bus brachte uns zum zentralen Wasserbusanleger. Diesmal nahmen wir die Linie 2 und fuhren einmal komplett und füßeschonend den Canal Grande entlang bis zum San Marco. Da wir trotzdem immer noch recht zeitig unterwegs waren, hielt sich die Touristenschar in Grenzen und wir hatten schicke Fenstersitzplätze.

Direkt am Ufer hinter der Anlegestelle ist ein Markt, wo man an diversen Ständen den typischen Venedigkram zu überhöhten Preisen erstehen kann. Direkt dahinter ist ein schöner, und für Venedig ungewöhnlich großer öffentlicher Park, in den sich kaum Touristen verirren. Der Große jagte Tauben, die Kleene wurde versorgt und alle konnten die relative Ruhe genießen.

Danach stürzten wir uns hinein in den Trubel von San Marco. Das erste Ziel war der Campanile. (Eintritt 8€ für Erwachsene, Kinder zwischen 6 und 18 Jahren 4€, Kinder unter 6 Jahren frei. Es gibt die Möglichkeit, für einen Aufpreis von 3€ pro Ticket die Warteschlange zu umgehen.) Der erste und einzige Turm unserer Italienreise, der einen Fahrstuhl hat. Nach kurzer Wartezeit ging es herzschonend nach oben, wo uns bei strahlendem Sonnenschein ein fantastischer Blick auf Venedig erwartete. Die größte Schwierigkeit bestand darin, zwischen all den drängelnden und teilweise unfreundlichen Ausblickbewunderern einen Platz an der Sonne beziehungsweise Brüstung zu ergattern.

Wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, wandten wir uns der Basilica di San Marco zu. Der Eintritt ist frei, es gibt aber strenge Kontrollen und große Taschen und Rucksäcke müssen draußen bleiben. Fand mein Mann überhaupt nicht witzig, zudem ein strenges Fotoverbot innerhalb der Basilika besteht, und verzichtete auf einen Besuch. Die Kirche selbst ist wunderschön. Wer mal Assassin’s Creed II spielt, sollte sich die Zeit nehmen und im Spiel ausgiebig das Gotteshaus erkunden, es kommt verdammt nah an die Realität und man ist völlig allein da drin. Ganz im Gegensatz zur Realität, wo man vom nicht abreißenden Touristenstrom von einem Glanzstück zum nächsten geschoben wird. Die richtig teuren Sachen gibt es allerdings nur gegen Aufpreis zu besichtigen: Balkon 5€, Schatzkammer 3€, Kapelle 2€. Da der Rucksack mit Geld und Mann draußen wartete, kamen wir gar nicht erst in Versuchung.

Direkt neben der Basilika liegt der Dogenpalast und den wollten wir uns nicht entgehen lassen. Am Ticketschalter wurde uns mitgeteilt, dass zwischen 14 und 15 Uhr ein Feueralarm mit kompletter Evakuierung des Palastes geprobt werden soll. Wir könnten gerne reingehen, müssten dann aber auch an der Übung teilnehmen. Wir lehnten dankend ab, kauften aber vorsorglich die Tickets, um nach bestandener Feuertaufe in Ruhe den Palast zu erobern. (Es gibt die Möglichkeit, eine Kombikarte für alle Museen am Markusplatz für 20€ pro Erwachsenen/13€ für Kinder zwischen 6-18 Jahren zu erwerben. Direkt im Dogenpalast können Tickets nur für den Palast für 16€ pro Erwachsenen gekauft werden. Kinder unter 6 Jahren kommen kostenlos rein.)

Die Zwischenzeit nutzten wir zur Mittagspause in der am Vortag entdeckten Krankenhausbar. Auf dem Weg dahin machten wir einen Abstecher zur berühmten Rialto-Brücke und der Kirche des San Giacomo di Rialto, die gleich dahinter liegt, aber von Touristen fast völlig ignoriert wird. Sollte man allerdings nicht tun, denn die Kirche zeigt eine Vielzahl von antiken Musikinstrumenten und ist laut Legende gute 1.500 Jahre, mindestens aber knapp 900 Jahre alt.

Auf dem Weg zum Krankenhaus entdeckten wir in einer Seitengasse einen kleinen Laden, der gerade die allgegenwärtigen Masken mit fetten Rabatten im Angebot hatten. Für die Erwachsenen gab es richtige Masken, für die Kinder kleine Magnetmasken. Obendrauf bekam der Große einen kleinen Pinocchio-Hampelmann geschenkt, der allerdings nach dem dritten Ziehen an der Schnur kaputt ging. Die dafür investierten 23€ stauben heute noch sehr dekorativ an unserer Wohnzimmerwand ein 🙂

Nach dem Mittagessen und dem kostenfreien Toilettenbesuch nutzten wir die direkt hinter dem Krankenhaus gelegene Wasserbushaltestelle und fuhren nach San Pietro di Castello, fast am äußersten Ostende von Venedig. Die dort befindliche Basilika liegt idyllisch auf einer kleinen Insel und hat einen hübschen Vorgarten mit großen Bäumen, die sonst eher selten in Venedig vertreten sind. Der Eintritt ist allerdings selbst in der Nebensaison nicht kostenfrei und ganz ehrlich, unser Bedarf an Kirchen war so langsam gedeckt, weswegen wir uns den Besuch sparten und stattdessen kleine, enge, menschenleere Gassen zur Haltestelle Arsenale entlang schlenderten.

Eine kurze Wasserbusfahrt später fanden wir uns wieder im Dogenpalast ein. Dort gibt es Toiletten und eine Gepäckaufbewahrung – kostenlos! Der Palast selbst ist überwältigend. Selbst nach knapp 3 Wochen italienischen Prunks setzt dieses Gebäude noch eines oben drauf. Ganz wichtig, im Dogenpalast befindet sich die berühmte Seufzerbrücke, unbedingt darauf achten, denn sie kommt ein wenig unspektakulär daher.

Um den kompletten Palast zu erkunden, sollte man sich viel Zeit nehmen. Jeder Raum ist reich verzieht, mit gemalten Stuckdecken, Gemälden, Ausstellungsstücken. Selbst die Treppenhäuser sind eine Augenweide. All dies rechtfertigt den etwas happigen Preis.

Blieben noch zwei Ziele, die wir mit dem Wasserbus zur San Tomà ansteuerten. Als erstes begaben wir uns zur Basilika der Santa Maria Gloriosa dei Frari. Wir durften gerade so noch herein und trafen erneut auf einen Prachtbau der italienischen Kirchenkunst. Selbst, wenn man denkt, man hätte schon alles gesehen, wird man immer wieder aufs Neue vom Gegenteil überzeugt.

Beim zweiten Ziel, der Kirche der Santa Maria dei Carmini waren wir allerdings zu spät, dort hatte der 18-Uhr-Gottesdienst bereits begonnen.
Auf dem Weg zur nächstgelegenen Wasserbushaltestelle wollte mein Mann noch unbedingt Briefmarken kaufen. Wir klapperten einen Laden nach dem anderen ab, aber alle Läden hatten entweder grundsätzlich keine oder waren für diesen Tag ausverkauft. Merke: in Venedig früh am Tag Briefmarken kaufen.
In einem kleinen, unscheinbaren Laden wurden wir dann fündig. Der Verkäufer war supernett und verständnisvoll und hatte einen echt trockenen Humor. Leider weiß ich den Namen des Ladens nicht mehr und wir haben auch keinen Bon vom Briefmarkenkauf, sonst gäbe es jetzt eine Blogempfehlung.

Am Ende landeten wir an einer Wasserbushaltestelle am südlichen großen Kanal. Der Große durfte die ganze letzte Fahrt draußen an Deck an der Reeling stehen und der hereinbrechenden Nacht zusehen, während ihm die Gischt ins Gesicht spritzte. Wir fuhren am großen Hafen vorbei und bestaunten die vielen Lichter und riesigen Kreuzfahrtschiffe.

Wieder zurück am zentralen Wasserbusanleger stellten wir fest, dass unser Bus nach Mestre gerade abgefahren war und der nächste erst in 20 Minuten kommen würde. So genossen wir noch eine Weile Venedig bei Nacht – ein echter Hingucker und vielleicht sollte man sehr intensiv über eine Übernachtung in der Stadt nachdenken – bis uns der Bus endlich zu unserem Auto brachte. Zurück in Lido di Jesolo suchten wir noch eine Pizzeria heim, bevor wir erschöpft ins Bett fielen.

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Italien, Tag 18: Venedig I

Es gibt drei Dinge im Überfluss in Venedig: Wasser, Touristen und Kirchen.

Die Jungs waren extra früh wach und haben die Zeit genutzt, um am nahe liegenden Strand Muscheln zu suchen. Ein paar haben sie auch gefunden, hatten aber mit mehr Beute gerechnet. Nach einem reichhaltigen Frühstück machten wir uns auf die 1-stündige Fahrt nach Venedig.

Wir haben in Mestre direkt am Bahnhof geparkt. Dort gibt es eine Parkgarage, wo man sein Auto für 8€ pro Tag abstellen kann. Da ich unsicher war, wie sehr diese Möglichkeit bekannt und ausgebucht ist, habe ich noch von zuhause aus online den Parkplatz reserviert und bezahlt. Die Fahrzeugübergabe lief problemlos und direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite ist ein Ticketschalter, an dem man die Venedig-Pässe (2-Tages-Pass 30€, optional Museen und Kirchen dazubuchbar) kaufen kann. Mit diesen Pässen kann man Zug oder Bus bis nach Venedig nehmen und in Venedig sämtliche Wasserbuslinien kostenfrei und unbegrenzt nutzen. Die Lagunenstadt ist zwar recht überschaubar, dennoch kann man sich ordentlich die Füße wundlaufen – oder aber fix den Wasserbus nehmen.

Mit unserer Ankunft in Venedig setzte auch der angekündigte Regen ein, aber wir waren vorbereitet und hatten den in Rom gekauften Schirm dabei. Dieser allerdings revanchierte sich für seine Entführung, indem er beim Aufspannen in seine Einzelteile zerfiel. Also als allererstes einen neuen Schirm gekauft, diesmal ein etwas stabileres Modell gewählt, und dann den Wasserbus Linie 5.2 nach Santa Maria dell’Orte genommen. Die Kirche ist hübsch, nur leider ist das Fotografieren verboten, weswegen wir heimlich ein paar Schnappschüsse angefertigt haben.

Weiter mit dem Wasserbus zur Haltestelle Ospedale und hier das erste Mal die kleinen, engen, verwinkelten Gassen der Stadt erlebt. Mittlerweile quälte uns ein sehr menschliches Bedürfnis, doch die öffentlichen Toiletten schlagen mit 1,50€ pro Person und Besuch zu Buche, so dass wir dringend nach einer kostenfreien Alternative Ausschau hielten. Und sie im Krankenhaus fanden. Einfach durch den schönen Eingang der Scuola Grande di San Marco gehen, den Aufgang zum Museum Anatomia Patologica rechts liegen lassen, immer gerade aus, eine kurze rechts-links-Kombination und dort sollten dann auch die ersten Hinweisschilder zu finden sein. Leider gibt es keine Karte vom Inneren des Krankenhauses, aber wenn wir uns zurecht gefunden haben, kriegen auch andere das hin 🙂

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Krankenhauseingang

Auf dem Weg zur Toilette sind wir außerdem an einer kleinen Bar vorbeigekommen, die unglaublich leckere Panini macht und diese zu anständigen Preisen verkauft. Da im gesamten Krankenhaus aus verständlichen Gründen Fotografieren verboten ist, versuchte mein Mann heimlich, ein Bild der Bar von außen zu machen. Der Drops hatte allerdings vergessen, den automatischen Blitz auszustellen, woraufhin der Eigentümer nach außen geeilt kam und wissen wollte, was wir da treiben. Mit Händen und Füßen konnte mein Mann erklären, dass wir die Bar ganz toll finden und sie in unserem Blog erwähnen wollten samt Foto. Der Eigentümer fand die Erklärung schlüssig und ließ uns unsere Brote weiter essen und die Fotos behalten.

Direkt neben dem Krankenhaus liegt die Basilica dei Santi Giovanni e Paolo. Für einen kleinen Obolus kann man sich dieses prächtige Bauwerk anschauen und man sollte die 2,50€ tatsächlich investieren. Mehr Kirche gibt es vermutlich nur im Petersdom. Wir machten dort das erste Mal mit Lichtschaltern für die Beleuchtung der unzähligen Kapellen und Altäre Bekanntschaft, eine tolle Sache, um Strom zu sparen und die wundervollen Gemälde zu schützen.

An der leider damals geschlossenen Kirche di Santa Maria dei Miracoli vorbei, gingen wir weiter in Richtung Rialto-Brücke. Ab in den Wasserbus und zur Kirche Santo Stefano. Vermutlich wollte ich wegen Assassin’s Creed dorthin, aber auch hier lohnt sich ein Besuch. Der Eintritt war sogar frei, weil wir außerhalb der Saison dort waren. Die Kleene nutzte die Gelegenheit, ordentlich ihre Windel vollzuhauen, was für uns der Anlass einer längeren Pause war. Während mein Mann (mal wieder) heimlich Fotos knippste, kümmerte ich mich um mein müffelndes, hungriges Mädchen. Da die Kirche nicht sonderlich gut besucht war, konnten wir das in aller Ruhe und ohne neugierige Blicke tun.

Mit der Santa Maria delle Vizitazione wartete bereits die nächste Kirche ganz in der Nähe auf uns, aber leider nur von außen.

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Canal Grande

Zum Glück ist aber gleich eine Wasserbushaltestelle davor und wir fuhren verschnörkelt über Zitelle nach San Zaccharia. Auch diese Kirche ist hübsch, kostete uns keinen Eintritt, allerdings mussten für beleuchtete Altäre und Kapellen 50 Cent berappt werden.

Über einen kurzen Umweg über San Marco und dem Besuch einer öffentlichen, sehr gut versteckten Toilette – 1,50€ – schlenderten wir zum Arsenale. Mittlerweile hatte es immerhin aufgehört mit regnen, aber ganz konnte die Freude darüber unsere Müdigkeit nicht verdrängen. So nahmen wir dann ein letztes Mal den Wasserbus und wurden mit einem herrlichen Sonnenuntergang über Venedig belohnt, da genau in diesem Moment die Wolkendecke aufriss.

Mit dem richtigen Bus zurück zum Parkplatz. Sie hatten unser Auto tatsächlich sicher verwahrt und so konnten wir unverzüglich Richtung Lido di Jesolo düsen, wo eine grooooße Pizza auf uns wartete.

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Italien, Tag 17: San Marino und Forlì

Dann also San Marino.

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Doch zuerst Frühstück. Nach den spartanischen Mahlzeiten in unserer römischen Unterkunft war das Frühstücksbuffet in Rimini das reinste Schlaraffenland. Für meinen Mann gab es anständigen Kaffee, für mich richtig leckeren Tee. Müsli, Marmelade, Eier, Speck, Würstchen, frische Brötchen – alles, was Herz begehrte.

Danach packten wir wieder unser Auto bis oben hin voll und machten uns auf zur ältesten Republik der Welt. Der Weg war erstaunlich kurz und schon bald kurvten wir die Serpentinen zum Hochplateau hinauf. Auf halber Strecke entdeckten wir eine Seilbahn und neugierig wie wir nunmal sind, parkten wir das Auto davor und schauten, ob dies eine passende Alternative zur Straße sein könnte.

War es und noch vorm Erreichen des eigentlichen Ziels hatte der Tag seinen ersten Höhepunkt. Preislich hält sich die Fahrt im Rahmen und der Reisende landet direkt im Herzen der Altstadt. (Erwachsene Hin- und Rückfahrt 4,50€, Kinder unter 1,20m Körpergröße frei; Parkplatz 3€ für 2 Stunden.) Schon während der Fahrt hat man einen herrlichen Ausblick bis zur Adriaküste, welchen man auf der Terrasse direkt neben der Seilbahnstation weiter genießen kann.

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Wir schlenderten bei strahlendem Sonnenschein zum Piazza Libertà und bestaunten den Palazzo Pubblico und die wunderschöne Statue davor. Im Anschluss stürzten wir uns in das Wirrwarr aus kleinen Gassen, in denen sich ein Geschäft ans andere reihte. Und jeder Laden wollte seine Waren an den Touristen bringen. So sprangen uns immer wieder Verkäufer in den Weg und wollten uns überreden, doch genau ihren Laden zu besuchen. Sowas kann ich nun überhaupt nicht ab und bereits nach kurzer Zeit war ich einfach nur genervt. Ich wollte in Ruhe die Altstadt erkunden, mir die Häuser anschauen, die engen Gassen und die Atmosphäre auf mich wirken lassen, aber sobald wir stehen blieben, wurden die Verkäufer richtig zudringlich.

Zu allem Überfluss waren just in diesem Moment die Batterien der Kamera leer und der Ersatz lag gut versteckt im Auto. So mussten wir nun einen Laden finden und in den direkten Kontakt mit den aufdringlichen Verkäufern treten. Nach dem Kauf suchten wir Zuflucht in der Basilica di San Marino. Angenehm ruhig, fast menschenleer und in strahlendem Weiß gehalten, dessen Effekt durch indirekte Beleuchtung noch verstärkt wurde. Mein Mann knipste Fotos und erst beim Verlassen stellten wir fest, dass dies eigentlich verboten war.
Scusa!

Von nun an hielten wir uns von den engen Gassen und wilden Verkäufern fern und nahmen nur noch die breiten Straßen. Ein kleiner Park hinter der Basilika lädt zum Verweilen ein. An mehreren Restaurants vorbei, kamen wir zum Castello della Guaita mit dem ersten der drei Türme des Monte Titano. Auf dem kleinen Platz davor kann man weit ins Hinterland schauen.

Ein wenig aus dem ganz großen Trubel heraus, hatte ich sogar wieder den Nerv, nach kleinen Andenken und dem obligatorischen Magneten zu stöbern. Wir kauften ein paar Postkarten zum verschicken, wären aber beinahe daran gescheitert, weil wir die passenden Briefkästen nicht gefunden haben. Erst kurz vor der Seilbahnstation entdeckten wir einen und konnten den Daheimgebliebenen doch noch einen besonderen Gruß zukommen lassen.

Da wir noch ein Stückchen Weg vor uns hatten, konnten wir leider nicht so lange in San Marino bleiben, wie wir gern gewollt hätten. Vor allem die beiden anderen Türme und ein oder zwei der zahlreichen Museen hätten wir uns gerne angeschaut.

So aber machten wir uns auf den Weg nach Forlì. Die Stadt wurde in die Zielliste aufgenommen, weil ein nicht unwesentlicher Teil der Handlung von Assassin’s Creed II dort spielt. Die Stadt und ein Parkplatz in Zentrumsnähe waren schnell gefunden. Und natürlich war unser erstes Ziel eine Kirche, diesmal die San Mercuriale, welche mit ihrem markanten Turm hervorsticht. Das Innere ist vergleichsweise schlicht, sehenswert ist aber die kleine Kapelle neben dem Hauptschiff, an die sich ein kleiner Kräutergarten anschließt.

Quasi gleich um die Ecke liegt der Dom von Forlì. Diese strahlt im gewohnten Glanz, es gibt jede Menge zu sehen. Das Wichtigste allerdings: der Dom hat eine öffentliche und kostenfreie Toilette. Ein Besuch lohnt sich also gleich doppelt.

Anschließend spazierten wir zum Rocca di Ravaldino. Die Festung ist von außen wirklich hübsch anzusehen, aber leider militärisches Sperrgebiet, so dass eine Erkundung der alten Gemäuer ausfallen musste. So schlenderten wir zurück zum zentralen Platz und sahen eine Menge der Altstadt, welche wirklich schön und ruhig ist, vermutlich weil sich nur wenige Touristen dahin verirren.

Zum Ende unseres Besuchs stießen wir auf die Corso della Repubblica, die auf einer Seite von herrlichen Arkaden gesäumt wird. Kurz vorm Piazza Aurelio Saffi versperrte eine weitere Kirche unseren Weg, welche wir aber mangels Zeit links liegen ließen.

Die letzte Etappe nach Lido di Jesolo verlief ereignislos. Wir schafften es sogar noch vor Einbruch der Dunkelheit, ins Hotel einzuchecken und im letzten Restlicht des Tages den Strand zu besuchen.

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Italien, Tag 16: Rimini

Der nächste Umzug stand an, und zwar von Rom nach Venedig. Da die Fahrt ein klein wenig zu lang ist für einen einzigen Tag mit Kindern im Auto, beschlossen wir, auf halber Strecke einen Übernachtungsstop einzulegen. Rimini liegt ungefähr in der Mitte und der Klang allein verspricht ja schon Glamour und Grandezza.

Der Abschied vom römischen Hotel verlief planmäßig und ohne Probleme, auch wenn es ein wenig stressig war, alle Sachen bis 10 Uhr einzupacken und im Auto zu verstauen. Zwischendrin kam noch ein Anruf von unserem Hotel in Rimini, dass wir wegen eines Wasserproblems nicht dort übernachten konnten, aber es stünde ein vergleichbares Zimmer in einem anderen Hotel zu den gleichen Konditionen zur Verfügung, also kein Drama.

Uns blieb bloß noch, dem mörderischen Verkehrs der Hauptstadt unbeschadet zu entkommen und die 4 Stunden Autobahnfahrt unfallfrei über die Bühne zu bekommen.
Direkt in Rimini lag unser heutiges Tagesziel: Italia in miniatura.

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Das italienische Miniaturwunderland wartet nicht nur mit wunder- und liebevoll gestalteten Miniaturnachbauten auf, sondern ist auch ein kleiner Vergnügungspark mit Wildwasserbahn, Karussellen und Einschienenbahn. Dies rechtfertigt dann ein wenig auch den etwas heftigen Eintritt von 23 € für Erwachsene und 17 € für Kinder zwischen 1m und 1,40 m Körpergröße, Kinder unter einem Meter Körpergröße können kostenlos rein. In der Nebensaison ist es ein wenig preiswerter, aber dann stehen eventuell auch nicht alle Attraktionen zur Verfügung.

Bei unserem Besuch gab es über 250 Miniaturszenen. Jede einzelne ist detailreich ausgeführt. Zwischen den Szenen fahren Züge, die per Knopfdruck losgeschickt werden können. Manche Bilder wurden animiert und können ebenfalls über Knopfdruck aktiviert werden. Ein riesiges Vergnügen für unseren Großen, der dann den Zügen hinterher jagte oder hunderte Mal den Jahrmarkt startete.

Natürlich nahmen wir alle Fahrgeschäfte mit, die wir kriegen konnten und für die der Große nicht zu klein war. Die Rundfahrt mit der Einschienenbahn bietet einen tollen Überblick über das Gelände, machte aber einen etwas wackligen Eindruck. Die Wildwasserbahn macht riesigen Spaß und es war toll, dass bei unserem Besuch selbst die Nebensaison fast vorbei war und wir ohne zu warten eine Runde nach der anderen damit fahren konnten.

Beim Besuch sollte die Fahrt durch das Miniaturvenedig nicht fehlen. Es gab uns einen schönen Vorabeindruck, was uns ein paar Tage später noch erwarten würde. Die Gondelfahrt war aber wesentlich ruhiger, und wurde aller paar Meter von automatischen Fotoanlagen gestört. Diese Fotos konnten am Ende der Fahrt für unverschämt viel Geld erworben werden.

Es gab eine Burg mit Wasserkanonen und eine begehbare Vogelvoliere mit farbenfrohen Keas. Auf einem großen Miniaturplatz, der gesäumt mit vielen Häusern war, gab es verschiedenste Szenen aus dem italienischen Alltag zu bestaunen. Diese wurden durch Drücken der Klingelknöpfe neben den Haustüren aktiviert und alle anwesenden Kinder rannten von Tür zu Tür und drückten sich die Finger wund.

Nach einigen Stunden jedoch hatten wir uns tatsächlich an den Miniaturen satt gesehen. Da half es auch nichts, dass außer den italienischen Attraktionen in einem separaten Teil auch europäische Gebäude und Sehenswürdigkeiten gezeigt wurden.

Wir fuhren zum Hotel, checkten problemlos ein und bekamen tatsächlich ein Zimmer mit Meerblick. Wenn man sich weit genug aus dem Fenster lehnte 🙂

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Anschließend erkundeten wir ein wenig den Stadtteil, in dem unser Hotel lag und schlendert am Strand entlang, auf der Suche nach interessanten und großen Muscheln. Leider war unsere Ausbeute nicht so berauschend, aber wir fanden dafür ein tolles Restaurant, in dem es die weltbeste Pizza gab. Wenn die heute noch nur halb so gut wie damals schmeckt, lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall.

Randvoll mit Pizza und glücklich, schlenderten wir zum Hotel zurück, wo wir die Kinder umgehend ins Bett verfrachteten. Der Große durfte das erste Mal in seinem Leben in einem Hochbett schlafen.

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Die Erwachsenen ließen den Abend bei äußerst milden Temperaturen auf dem Balkon ausklingen und bestaunten dabei die umliegenden, glitzernden Hügel. Wir wunderten uns, warum da so viele Lichter in der Ferne funkelten und eine kurze Google-Maps-Suche später fanden wir heraus, dass dies San Marino sein musste. Der Wikipedia-Eintrag der ältesten Republik der Welt klang vielversprechend und wo wir doch schon mal da waren …

Also dann, spontane Planänderung für den nächsten Tag: San Marino!

Bella Italia

Wie jedes Jahr tun wir uns recht schwer mit der Urlaubsplanung. Nach dem großen Englandabenteuer im letzten Jahr sind wir irgendwie stillschweigend davon ausgegangen, dass es dieses Jahr nur ein kleiner, gemütlicher Urlaub an der Ost- oder, eventuell etwas kühner, an der Nordsee wird. Doch so richtig begeistert war ich davon nicht.

Und wie ich so zuhause meinen eigenen Rückbildungskurs mache, fällt mein Blick auf ein Puzzle mit dem Motiv „Die Erschaffung Adams“ und direkt daneben prangt das Logo der Vatikanischen Museen. Ja, warum eigentlich nicht Italien? Den Wunsch hatte ich Anfang des Jahres schon, als ich hochschwanger und schwer gehandicapt, ausgiebig die ersten 3 Teile von Assassin’s Creed gespielt habe. Jedesmal, wenn ich in Florenz auf den Glockenturm kletterte, in Rom durch die Engelsburg jagte oder beim Carneval in Venedig über den Markusplatz schlich, dachte ich sehnsüchtig an meinen ersten Italienurlaub.

Vor 11 Jahren sind mein damaliger Freund und ich ganz spontan in den Süden aufgebrochen. Wir hatten 3 feste Punkte – Venedig, Rom, Florenz -, die wir ansehen wollten, der Rest, so hofften wir, ergibt sich unterwegs. Das Auto wurde mit unseren Klamotten und einer Campingausrüstung für den Notfall vollgepackt, ich hatte beim ADAC Straßenkarten besorgt und los ging es. Wir waren jung, wir waren unerfahren, aber wir hatten meinen Firmenwagen inkl. Sprit und zwei Wochen Zeit. Wir wussten morgens nicht, wo wir abends landen würden und suchten uns jeden Tag ein neues Nachtlager in Pensionen oder Hotels. Gefiel es uns an einer Ecke, blieben wir 2 oder 3 Tage, fanden wir es doof, zogen wir eben weiter.

Es war ein schöner Urlaub, nur leider viel zu kurz, in 10 Tagen haben wir Innsbruck, Venedig, Rimini, Rom, Pisa, Florenz, San Gimignano und den Gardasee abgeklappert. Ich habe aus dieser Zeit nur meine Erinnerungen, besagtes Puzzle und einen Pinocchio direkt aus der Toskana, aber nicht ein einziges Foto.

Ich machte meinem Mann also den Vorschlag mit Urlaub in Italien, der ähnlich geartet sein soll wie der Englandurlaub und zu meiner Überraschung war er sofort hellauf begeistert. Es wird wohl auch für längere Zeit das letzte Mal sein, dass wir so einen Urlaub machen können, denn nächstes Jahr kommt der Große in die Schule und dann sind wir an die Ferienzeiten gebunden, was leider auch überhöhte Übernachtungskosten bedeutet, so dass es dann nur noch für maximal 2 Wochen Pauschalurlaub – herrje, wie graut es mir allein vor dem Wort – reichen wird.

Derzeit sind wir damit beschäftigt, mögliche Reiseziele und Sehenswürdigkeiten zusammenzutragen. Dabei müssen wir immer den Spagat zwischen unseren Interessen und kindgerechten Aktivitäten schaffen. Aber zum Glück hat Italien viele alte Burgen und jede Menge Höhlen, liegt recht nah am Meer und ist berühmt für sein Eis, da sollte auch was für den Kleenen dabei sein 🙂

Mein Mann hat allerdings die Sorge, wie wir uns dort verständigen können. Und da ich gerade ein wenig Zeit und auch Bock drauf habe, lerne ich eben im Selbststudium italienisch. Mal schauen, wie weit ich damit in 2 Monaten komme.

A presto!