Obwohl Venedig nur knapp 5 Kilometer lang und 3 Kilometer breit ist, kann man sich dort ganz wunderbar die Füße wund laufen. So startet mein Tagebucheintrag für diesen Tag mit dem Satz „Ich spüre meine Füße, immer noch.“
Es gibt aber auch jede Menge zu sehen und unser Tagesplan war vollgestopft mit vielen Zielen, weswegen wir uns extra zeitig auf den Weg machten. Leider habe ich an einem der vielen Kreisverkehre um Jesolo eine falsche Abfahrt genommen, welche uns direkt zur Autobahn brachte. An sich ja nicht doof, wäre nur die Auffahrt nicht gerade gesperrt gewesen, weswegen wir zuerst in die andere Richtung fahren mussten, um an der nächsten Auffahrt zu wenden und dann endlich gen Venedig durchstarten zu können.
Wir parkten wieder in unserem bekannten Parkhaus und der Bus brachte uns zum zentralen Wasserbusanleger. Diesmal nahmen wir die Linie 2 und fuhren einmal komplett und füßeschonend den Canal Grande entlang bis zum San Marco. Da wir trotzdem immer noch recht zeitig unterwegs waren, hielt sich die Touristenschar in Grenzen und wir hatten schicke Fenstersitzplätze.
Direkt am Ufer hinter der Anlegestelle ist ein Markt, wo man an diversen Ständen den typischen Venedigkram zu überhöhten Preisen erstehen kann. Direkt dahinter ist ein schöner, und für Venedig ungewöhnlich großer öffentlicher Park, in den sich kaum Touristen verirren. Der Große jagte Tauben, die Kleene wurde versorgt und alle konnten die relative Ruhe genießen.
Danach stürzten wir uns hinein in den Trubel von San Marco. Das erste Ziel war der Campanile. (Eintritt 8€ für Erwachsene, Kinder zwischen 6 und 18 Jahren 4€, Kinder unter 6 Jahren frei. Es gibt die Möglichkeit, für einen Aufpreis von 3€ pro Ticket die Warteschlange zu umgehen.) Der erste und einzige Turm unserer Italienreise, der einen Fahrstuhl hat. Nach kurzer Wartezeit ging es herzschonend nach oben, wo uns bei strahlendem Sonnenschein ein fantastischer Blick auf Venedig erwartete. Die größte Schwierigkeit bestand darin, zwischen all den drängelnden und teilweise unfreundlichen Ausblickbewunderern einen Platz an der Sonne beziehungsweise Brüstung zu ergattern.
Wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, wandten wir uns der Basilica di San Marco zu. Der Eintritt ist frei, es gibt aber strenge Kontrollen und große Taschen und Rucksäcke müssen draußen bleiben. Fand mein Mann überhaupt nicht witzig, zudem ein strenges Fotoverbot innerhalb der Basilika besteht, und verzichtete auf einen Besuch. Die Kirche selbst ist wunderschön. Wer mal Assassin’s Creed II spielt, sollte sich die Zeit nehmen und im Spiel ausgiebig das Gotteshaus erkunden, es kommt verdammt nah an die Realität und man ist völlig allein da drin. Ganz im Gegensatz zur Realität, wo man vom nicht abreißenden Touristenstrom von einem Glanzstück zum nächsten geschoben wird. Die richtig teuren Sachen gibt es allerdings nur gegen Aufpreis zu besichtigen: Balkon 5€, Schatzkammer 3€, Kapelle 2€. Da der Rucksack mit Geld und Mann draußen wartete, kamen wir gar nicht erst in Versuchung.
Direkt neben der Basilika liegt der Dogenpalast und den wollten wir uns nicht entgehen lassen. Am Ticketschalter wurde uns mitgeteilt, dass zwischen 14 und 15 Uhr ein Feueralarm mit kompletter Evakuierung des Palastes geprobt werden soll. Wir könnten gerne reingehen, müssten dann aber auch an der Übung teilnehmen. Wir lehnten dankend ab, kauften aber vorsorglich die Tickets, um nach bestandener Feuertaufe in Ruhe den Palast zu erobern. (Es gibt die Möglichkeit, eine Kombikarte für alle Museen am Markusplatz für 20€ pro Erwachsenen/13€ für Kinder zwischen 6-18 Jahren zu erwerben. Direkt im Dogenpalast können Tickets nur für den Palast für 16€ pro Erwachsenen gekauft werden. Kinder unter 6 Jahren kommen kostenlos rein.)
Die Zwischenzeit nutzten wir zur Mittagspause in der am Vortag entdeckten Krankenhausbar. Auf dem Weg dahin machten wir einen Abstecher zur berühmten Rialto-Brücke und der Kirche des San Giacomo di Rialto, die gleich dahinter liegt, aber von Touristen fast völlig ignoriert wird. Sollte man allerdings nicht tun, denn die Kirche zeigt eine Vielzahl von antiken Musikinstrumenten und ist laut Legende gute 1.500 Jahre, mindestens aber knapp 900 Jahre alt.
Auf dem Weg zum Krankenhaus entdeckten wir in einer Seitengasse einen kleinen Laden, der gerade die allgegenwärtigen Masken mit fetten Rabatten im Angebot hatten. Für die Erwachsenen gab es richtige Masken, für die Kinder kleine Magnetmasken. Obendrauf bekam der Große einen kleinen Pinocchio-Hampelmann geschenkt, der allerdings nach dem dritten Ziehen an der Schnur kaputt ging. Die dafür investierten 23€ stauben heute noch sehr dekorativ an unserer Wohnzimmerwand ein 🙂
Nach dem Mittagessen und dem kostenfreien Toilettenbesuch nutzten wir die direkt hinter dem Krankenhaus gelegene Wasserbushaltestelle und fuhren nach San Pietro di Castello, fast am äußersten Ostende von Venedig. Die dort befindliche Basilika liegt idyllisch auf einer kleinen Insel und hat einen hübschen Vorgarten mit großen Bäumen, die sonst eher selten in Venedig vertreten sind. Der Eintritt ist allerdings selbst in der Nebensaison nicht kostenfrei und ganz ehrlich, unser Bedarf an Kirchen war so langsam gedeckt, weswegen wir uns den Besuch sparten und stattdessen kleine, enge, menschenleere Gassen zur Haltestelle Arsenale entlang schlenderten.
Eine kurze Wasserbusfahrt später fanden wir uns wieder im Dogenpalast ein. Dort gibt es Toiletten und eine Gepäckaufbewahrung – kostenlos! Der Palast selbst ist überwältigend. Selbst nach knapp 3 Wochen italienischen Prunks setzt dieses Gebäude noch eines oben drauf. Ganz wichtig, im Dogenpalast befindet sich die berühmte Seufzerbrücke, unbedingt darauf achten, denn sie kommt ein wenig unspektakulär daher.
Um den kompletten Palast zu erkunden, sollte man sich viel Zeit nehmen. Jeder Raum ist reich verzieht, mit gemalten Stuckdecken, Gemälden, Ausstellungsstücken. Selbst die Treppenhäuser sind eine Augenweide. All dies rechtfertigt den etwas happigen Preis.
Blieben noch zwei Ziele, die wir mit dem Wasserbus zur San Tomà ansteuerten. Als erstes begaben wir uns zur Basilika der Santa Maria Gloriosa dei Frari. Wir durften gerade so noch herein und trafen erneut auf einen Prachtbau der italienischen Kirchenkunst. Selbst, wenn man denkt, man hätte schon alles gesehen, wird man immer wieder aufs Neue vom Gegenteil überzeugt.
Beim zweiten Ziel, der Kirche der Santa Maria dei Carmini waren wir allerdings zu spät, dort hatte der 18-Uhr-Gottesdienst bereits begonnen.
Auf dem Weg zur nächstgelegenen Wasserbushaltestelle wollte mein Mann noch unbedingt Briefmarken kaufen. Wir klapperten einen Laden nach dem anderen ab, aber alle Läden hatten entweder grundsätzlich keine oder waren für diesen Tag ausverkauft. Merke: in Venedig früh am Tag Briefmarken kaufen.
In einem kleinen, unscheinbaren Laden wurden wir dann fündig. Der Verkäufer war supernett und verständnisvoll und hatte einen echt trockenen Humor. Leider weiß ich den Namen des Ladens nicht mehr und wir haben auch keinen Bon vom Briefmarkenkauf, sonst gäbe es jetzt eine Blogempfehlung.
Am Ende landeten wir an einer Wasserbushaltestelle am südlichen großen Kanal. Der Große durfte die ganze letzte Fahrt draußen an Deck an der Reeling stehen und der hereinbrechenden Nacht zusehen, während ihm die Gischt ins Gesicht spritzte. Wir fuhren am großen Hafen vorbei und bestaunten die vielen Lichter und riesigen Kreuzfahrtschiffe.
Wieder zurück am zentralen Wasserbusanleger stellten wir fest, dass unser Bus nach Mestre gerade abgefahren war und der nächste erst in 20 Minuten kommen würde. So genossen wir noch eine Weile Venedig bei Nacht – ein echter Hingucker und vielleicht sollte man sehr intensiv über eine Übernachtung in der Stadt nachdenken – bis uns der Bus endlich zu unserem Auto brachte. Zurück in Lido di Jesolo suchten wir noch eine Pizzeria heim, bevor wir erschöpft ins Bett fielen.