Italien, Tag 7: Florenz, die Zweite

Die Hoffnungen, dass unsere Pläne nicht vom Wetter durchkreuzt werden, zerschlugen sich dann doch schneller als wir dachten.

Mittlerweile echte Profis auf der Strecke nach Florenz – Vinci liegt ca. 40 km vor Florenz – waren wir an diesem Morgen ausgesprochen früh auf dem Straßenbahnparkplatz, denn irgendwie hatte ich mir in den Kopf gesetzt, dass wenn wir das Auto vor 12 Uhr Mittags parken würden, würde uns kein Unglück geschehen. Denn wie der Zufall so will, ereigneten sich sowohl der Autounfall als auch der Hagelschaden Punkt 12 Uhr. Die Straßenbahn brachte uns wieder direkt ins Zentrum zum Hauptbahnhof und gleich rechts neben dem Bahnhof liegt die Basilika Santa Maria Novella, die eben jenem Bahnhof auch den Namen gibt. Der Eintritt kostete uns 10 € und diese sind es absolut wert.

Von außen beeindruckt die Kirche durch die für Florenz typische grün-weiße Musterung, die wir bereits vom Dom kannten. Das Innere beeindruckt durch die Größe und die sehr alten und durchaus berühmten Gemälde. Das wohl bekannteste, die Heilige Dreifaltigkeit  wurde leider gerade restauriert, so dass wir nur ein Foto einer eher dürftigen Replik machen konnten.

Der Altar bildet ohne Zweifel den Höhepunkt des Gotteshauses.

Außerdem gab es jede Menge kleiner Nebenkapellen. Da wir aus einem vornehmlich evangelisch geprägten Gebiet stammen, kenne ich nur eher spartanisch eingerichtete Kirchen, so dass ich völlig überwältigt war. Aber wenn ich daran denke, was wir auf späteren Stationen noch für Kirchen sehen sollten, dann ist Santa Maria Novella gerade mal Standard.

Sogar der Buchladen in der Kirche war prunkvoll, vielleicht sogar noch mehr als der Rest der Kirche. In so einer Umgebung MUSS man einfach etwas kaufen und wir entschieden uns für einen Stadtführer von Florenz.

Zur Entspannung der Augen verließen wir die Kirche gen Innenhof, genossen dort die italienische Spätsommersonne und fanden in einer schattigen Ecke noch Reste des Hagelsturms vom Vortag, den die Kirchenbewohner dort zusammengefegt hatten. War also Florenz auch von dem Unwetter getroffen worden.

Vom Innenhof geht es ab zur Spanischen Kapelle und zum Chiostro dei Morti (Kreuzgang der Toten). Mit Worten sind diese beiden Gebäudeteile kaum zu beschreiben, weswegen ich das den Bildern überlasse.

Ganz am Ende gibt es auch noch ein Museum, in dem die Preziosen ausgestellt sind, aber die wirken geradezu fad nach all der Pracht. Trotzdem lohnt sich das Anschauen, außerdem hat man nun mal auch dafür bezahlt 😉

Nachdem wir alles angeschaut hatten, brauchten wir dringend eine Rast und Stärkung. Direkt vor der Basilika ist die Piazza Santa Maria Novella und halblinks vom Eingang/an der Südostecke des Platzes gibt es den Irish Pub The Fiddler’s Elbow, in den wir, hungrig und durstig wie wir waren, einkehrten. Hier spürten wir die Spätfolgen des gestrigen Unwetters zum ersten Mal am eigenen Leib, denn der Sturm verhinderte, dass der Pub wie gewohnt beliefert werden konnte und so gab es nur flüssige, jedoch keine feste Nahrung. Trotzdem bestellten wir eiskaltes Kilkenny und Cider und genossen den fantastischen Blick auf die Kirche.

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Auch, wenn auf dem Glas Guinness drauf steht, ist Kilkenny drin 🙂

Blieb noch der Hunger, den wir auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel bekämpfen wollten. Wir wurden in einem kleinen Laden fündig, welcher hand- und frischgemachte Sandwiches anbot, dazu noch zu einem akzeptablen Preis. Der ältere Herr gab sich unglaublich Mühe und beeilte sich, während wir uns das Sortiment des Ladens anschauten. Da war jeglicher Krimskrams dabei. Lebensmittel, Töpfe, Geschirr, Souvenirs, Öl, Wein und Ramsch und alles mehr oder weniger angestaubt. Und auch das Brot für die Sandwiches war antik. Es war dieses eh schon bis zur schwarzen Kruste gebackene Weißbrot, welches dann noch mindestens eine Woche in der italischenischen Sonne reifte, bevor es für uns in zweidaumendicke Scheiben geschnitten und mit durchaus saftigem Schinken belegt wurde. Egal, wir waren hungrig und da findet bekanntlich vieles den Weg in den Magen, dem sonst der Einlass verwehrt wird.

Kaumampfend gingen wir weiter in Richtung Ponte Vecchio und trafen unterwegs ein Paar Polizisten mit interessanter Kopfbedeckung. (Anmerkung: Ich fand die Polizistin ausgesprochen hübsch, aber auch dieser Personenkreis hat das Recht am eigenen Bild!)

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Mein Mann fand die Krämerbrücke ganz schrecklich, viel zu viele Menschen, zu viele Geschäfte, die nur Sachen verkaufen, für die er sich nicht interessiert.

Also eilten wir den Uffizien entgegen. Bei meinem letzten Besuch in der Stadt hatte ich mir die Gemäldegalerie angeschaut und kann diese uneingeschränkt empfehlen. Allerdings ist die Ausstellung kein Vergnügen für kleine Kinder, weswegen wir dieses Mal darauf verzichteten und stattdessen den Kleinkünstlern zuschauten und dabei die Reste unserer Sandwiches aßen.

Wir schauten uns direkt im Anschluss alle Statuen auf dem Loggia dei Lanzi an und schauten kurz in den Palazzo Vecchio rein.

Wir gingen weiter zur Kirche Santa Croce. Unterwegs kauften wir uns sehr leckeres Eis.

Aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen verzichteten wir auf einen Besuch der Santa Croce, was ich im Nachhinhein sehr bedauere, denn die Gräber von Galileo, Michelangelo oder Macchiavelli hätte ich mit schon gern angeschaut.
Stattdessen liefen wir weiter zum Museo degli Innocenti. Als wir in der Vorbereitung auf den Urlaub die Liste mit den anzuschauenden Zielen zusammenstellten, war das Museum dabei, weil es von der UNICEF betrieben wurde und die Eintrittspreise dem Kinderhilfswerk zugute kommen sollten. Eine Google-Suche ergab, dass die UNICEF wohl immer noch ein Büro im Museum oder in Museumsnähe unterhält, aber nicht mehr mit dem Museum an sich assoziiert ist.

Wie auch immer, einmal mehr befand sich ein Reiseziel im Umbau, so dass wir das Kindermuseum nicht anschauen konnten. Und so langsam nahmen wir das persönlich. Aber was wussten wir schon, was uns noch erwarten würde.

Auf dem Weg zurück zum Bahnhof, an welchem sicherlich eine Straßenbahn auf uns warten würde, fanden wir kleine enge Gassen und Souvenirläden. In einem dieser Läden kauften wir endlich einen hübschen Magneten für unseren Kühlschrank und eine schöne Replik des Florenzer Doms, die seither meinen heimischen Schreibtisch ziert.

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Ganz am Ende besuchten wir den Merchato Vecchio und nach langer Suche wurde ich fündig und kaufte einen Sonnenhut, welcher mir für den Rest des Urlaubs wertvolle Dienste leisten sollte, so ich ihn nicht im Auto vergessen habe.

 

Italien, Tag 6: Vinci

Heute stand Vinci, der Geburtsort Leonardos auf dem Plan. Nach einem gemütlichen Start mit entspanntem Frühstück fuhren wir los.

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Je näher wir unserem Ziel kamen, desto dunkler wurden die Wolken, ein gewaltiges Unwetter zog auf. Dies konnte uns Abenteurer aber nicht schrecken und wir steuerten unbeirrt Vinci entgegen. Als wir um die Mittagszeit den Ortseingang passierten, waren die Wolken mittlerweile so dicht geworden, dass es eher wie Abend statt High Noon aussah. Durch Zufall fanden wir auf Anhieb in den engen Gassen einen Parkplatz in der Nähe des Museums. Kaum hatte ich die endgültige Parkposition erreicht, brach die Apokalypse über uns herein.

Mein Mann beschrieb es in seinem Reisetagebuch mit den folgenden Worten: „Ich weise zwischen SHL und H [Kennzeichen der Autos vor und hinter uns] unter dicken Regentropfen ein und hechte gerade noch rechtzeitig ins Auto, als es auch schon das erste Klonk gibt. Hagel! In Hallorenkugelgröße knallen die Dinger runter.“ Ich nannte die Dinger Tischtennisball groß und sie erzeugten einen Heidenkrach, als sie auf unser Fahrzeug trommelten.
Mittendrin statt nur dabei!

Wir harrten der Dinge(r), die da kommen mögen. Wir bestaunten den Sturzbach, der die Straße hinunter strömte und so mächtig war, dass er unser Auto auf das hinter uns stehende schob, welches diese Aktion wild blinkend quittierte.
Die Kinder waren die ganze Zeit kurz vor einer ausgewachsenen Panik, konnten sich aber durch unsere Gelassenheit ein wenig beruhigen. Meine Sorge galt der Windschutzscheibe, denn die brauchte ich nicht unbedingt noch mit Sprüngen oder gar ganz kaputt. Der Spuk dauerte ungefähr 15 Minuten und hörte schlagartig auf. Als sich dann auch noch die letzten Regenwolken verzogen hatten, stiegen wir aus und begutachteten die Situation.

Die Straße war weiß-grün, denn der Hagel hatte jede Menge Grünzeug von den Bäumen und Dachziegel von den Häusern gerissen.

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Das Auto war ordentlich zerdellt, Dach, Motorhaube und Fahrertür zierte jetzt die allerschönste Orangenhaut. Das Auto hinter uns hatte nur ein etwas zerbeultes Nummerschild von unserem Aufprall davon getragen, nichts, wofür sich jetzt großes Palaver mit Versicherungen etc. lohnte. Vermutlich gingen diese Dellen inmitten der vielen anderen unter.

Wir steuerten das Museum an und kauften uns Eintrittskarten, die wegen des Unwetters bzw. des spontanen Wassereinbruchs im Museum nur die Hälfte kosteten. Wir schauten uns um und bestaunten die ersten Modelle von da Vincis Konstruktionen.DSCN0756

Doch schon bald ging es nicht weiter, denn die netten Damen des Museums meinten, sie müssten jetzt schließen, weil in Teilen des Gebäudes der Strom ausgefallen sei. Wir fragten, wann der Strom wieder da sei, aber das konnten sie nicht sagen.

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So leicht geben wir aber nicht auf, sondern entschieden, dass wir erst mal Essen gehen würden und dann schauen, wie sich die Lage entwickelt hat. Nicht weit vom Museum fanden wir ein lauschiges kleines Restaurant mit dreisprachiger Karte, interessanten Gerichten und moderaten Preisen.

Als wir nach dem Essen zum Museum zurückkehrten, hatte es komplett geschlossen und es war auch keine der netten Damen mehr zu sehen.

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Direkt neben dem Museum liegt die Taufkirche Leonardo da Vincis, Santa Groce. Der Hagel hatte dort ebenso ordentlich gewütet und die Jahrhunderte alten Bleiglasfenster fast vollständig zerstört.

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In der Kirche waren Anwohner damit beschäftigt, die Scherben zusammen zu fegen und das Wasser aufzuwischen. Der Große hilft mit, hebt zwei Scherben auf und legt sie zu den anderen. Dieser Anblick zerreißt uns fast das Herz.

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Da wir hier heute nichts mehr ausrichten konnten, beschlossen wir, wieder nach Hause zu fahren und den heimischen Strand zu erkunden. Schnell waren die Strandhandtücher und Badesachen eingepackt und auf ging’s. Zwischen dem Camp und dem Strand ist ein ca. 500m breiter Waldstreifen. Dieser Wald hat eine ganz eigene Atmosphäre, die einen direkt an Märchen oder Gruselfilme denken lässt. Uns sind aber weder böse Feen noch verfluchte Geister begegnet, so dass wir ohne Zwischenfälle den Strand erreichten.

Der Strand selber ist enttäuschend. Voller Müll und sehr steinig, selbst im Wasser liegen überall spitze Brocken, so dass das Baden nicht wirklich viel Spaß macht. Außerdem war das Meer an diesem Tag sehr aufgewühlt und die Wellen entsprechend hoch und der Kleene stand immer kurz davor, von einer Woge überrollt zu werden, was ihm auch mächtig Angst einjagte.
Nachdem wir einmal alle kurz im Wasser waren, packten wir unsere Sachen wieder zusammen und gingen zurück ins Camp.

Wir planten am Abend noch den nächsten Tag und hofften, dass dieser Plan nicht wieder durch Wetter, Unfälle oder sonstiges durchkreuzt wird.